Klangvolle Kooperation – Soundcheck bei Kia und Harman in der Slowakei

Schon längst ist das Auto nicht nur ein reines Fortbewegungsmittel. Nirgendwo lässt sich Musik ungestörter als dort hören. Eine Stunde pro Tag verbringt ein durchschnittlicher Autofahrer in seinem Fahrzeug. Genug Zeit, um endlich mal die Symphonie mit dem Paukenschlag oder ein aktuelles Heavy-Metal-Album in voller Lautstärke zu hören. Inzwischen bieten nahezu alle Autohersteller speziell entwickelte und passend abgestimmte Musikanlagen von Audiofirmen an. Das Ziel: Musik soll ebenso voluminös wie orginalgetreu klingen. Der Lautsprecherhersteller JBL verwandelt jede Fahrt mit einem Kia Ceed-Modell in ein ganz persönliches Konzerterlebnis. Doch wie entsteht ein gleichermaßen kraftvoller wie perfekt abgestimmter Klang im Auto? Wann und wie kommt der Sound überhaupt ins Auto? Zum anderen ist es die technische Hardware, die akustische Signale bis zu ihrer Sinneswahrnehmung zusammenfügt. Zum anderen ist es die handwerkliche Herausforderung jedes einzelnen Menschen dahinter und die Logistik in den Produktionsstätten. autohub schaute auf der Fahrt vom Harman-Werk südlich von Budapest bis zum 300 km entfernten Kia Werk in der Slowakei hinter die Kulissen einer klangvollen Kooperation.

Ein guter Sound im Auto gehört zum Fahrvergnügen einfach dazu.
Ein guter Sound im Auto gehört zum Fahrvergnügen einfach dazu. (Foto: Florian Quandt)

Wie der Klang aus den Endrohren einer Sportlimousine spielt auch das Soundsystem fürs Innere in der Regel eine gewichtige Rolle. Im Wettstreit um Dezibels konkurrieren beim Kia Ceed GT und Proceed GT die Kraft von 150 kw (204 PS) aus einem 1,6 Liter starken Turbobenziner mit den 320 Watt aus einer 8-Kanal-Anlage des Premium-Soundsystems von JBL. Im Sportmodus schnaubt es nach einem kräftigen Tritt auf das Gaspedal aus den beiden Endrohren des Ceed GT schon mal recht ordentlich. Eine Abgasanlage mit Klappensystem und der Soundgenerator im Innenraum trimmen die fünftürige Kompaktlimousine auf Sportlichkeit, ohne sie gleich krawallig wirken zu lassen. Da ist Musik drin!

Schon beim Start In Budapest sorgt der kompakte Kia Ceed in der GT -Version für einen markanten Auftritt.

Acht Lautsprecher erzeugen im Ceed mit dem 320 Watt Verstärker eine 360 Grad Klangbühne

Zum Start in Budapest erfüllt passend und stilvoll der „Ungarische Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms den Innenraum des Ceed GT. Das Soundsystem besteht aus acht Hochleistungslautsprechern: einem Mitteltöner und zwei Hochtönern im Armaturenbrett, je einem Tieftöner in allen vier Türen sowie einem 4-Liter Subwoofer mit Passivradiator in der rechten Seite des Kofferraums. Zusammen mit dem Verstärker unter dem Beifahrersitz kreieren sie eine 360 Grad Klangbühne. Anzahl und Größe der Lautsprecher sind bei den Ceed – Modellen identisch, allerdings überwiegen im Ceed und Ceed Sportswagon die leichteren Klänge über den gesamten Innenraum hinweg. Beim ProCeed liegt der Focus auf stärkeren und wärmeren und auf den Fahrer ausgerichteten Bässen.

JBL- Audio-Engineere brauchen Monate, um die idealen Klangeinstellungen zu finden

„Die Klangeinstellungen doch bitte so lassen, wie sie sind“, unterbricht Andreas Fritsch, Acoustics System Engineer bei Harman am Standort Garching bei München, die Versuche der Manipulationen im Audio-Menü des Ceed. „Also nicht den Bass auf Maximal drehen und den Equalizer bearbeiten!“ Schließlich hat das Team um den ausgebildeten Audio Engineer viele Monate getüftelt, um die idealen Klangeinstellungen zu finden. Bereits zwei Jahre vor dem eigentlichen Produktionsstart eines neuen Modells beginnt die Zusammenarbeit zwischen dem Autohersteller und Harman auf der Suche nach der idealen Positionierung und Dimensionierung der Lautsprecher. Und weil die Entwicklung des Fahrzeugs mit tausenden von Detailveränderungen weiterläuft, muss auch das Soundsystem konstant angepasst und neu abgestimmt werden.

Sydney Harman, gründete mit seinem Partner Bernard Kardon 1953 Harmon-Kardon Inc., den Hersteller des weltweit ersten integrierten HiFi-Systems.

Harman bleibt auch als Tochter von Samsung eigenständig

Alle JBL-Hochleistungslautsprecher für die Ceed-Modelle produziert Harman in seinem ungarischen Car-Audiowerk. 630 Beschäftige bauen hier jährlich elf Millionen Lautsprecher zusammen – nicht nur für Kia. Die 2015 gegründete Fabrik 60 Kilometer südwestlich von Budapest ist eines von global sieben Werken des US-amerikanischen Herstellers von Unterhaltungselektronik, der weltweit 30 000 Entwickler beschäftigt. Hinzu kommt nochmals das Potential der 75 000 Entwickler von Samsung, seit 2017 und der Übernahme die Muttergesellschaft von Harman, die ihrer Tochter aber ihre Eigenständigkeit lässt.

Neben dem Ceed-Soundsystemen laufen bei Harman auch die JBL-Soundsysteme für den Kia Sportage vom Band.

Clari-Fi rekonstruiert verlorene Audiodetails in Echtzeit

Wie der Kia Stinger profitieren auch die Ceed Modelle von der eigens von Harman entwickelten Technologie Clari-Fi, mit der bei MP3 Files verloren gegangene Audiodetails in Echtzeit rekonstruiert werden. „Allerdings lässt sich das System weder in der fünftürigen Sportlimousine noch in dem neuen Shooting Brake ausschalten“ betont Andreas Fritsch. So erreichen die Zuhörer jetzt lupenreine Töne des Konzertmitschnitts aus dem Jahre 2008, ohne dass ein Vergleich mit einer nicht rekonstruierten Musikstrecke möglich ist.

Die Slowakei produziert pro Kopf mehr Autos als jedes andere Land in Europa.
Der 1,6 Liter Turbobenziner im Ceed GT verbraucht durchschnittlich 6,2 Liter pro 100 km.
Gut ausgebildete Fachkräfte für den Automobilbau sind in der Slowakei rar. Zu viele gehen ins Ausland und kommen nicht mehr wieder.

Das Kia-Werk in der Slowakei gehört zu den modernsten in Europa

300 Kilometer geht es jetzt auf der Autobahn nach Norden in Richtung Slowakei. Akustisch eindrucksvoll untermalt von „Highway to Hell “ von AC/DC mit voll aufgedrehten Bässen. Aber es geht nicht zur Hölle, sondern zum Kia-Werk in Zilina, in dem 3800 Beschäftigte jährlich bis zu 350 000 Autos produzieren. Neben der Ceed-Familie läuft dort der Sportage vom Band, alle auf ein und derselben Produktionslinie. Mit dem neuen Crossover X Ceed wird im September die Familie weiter ausgebaut. Von den fast 500 000 Kia-Neuwagen, die 2018 in Europa verkauft wurden, stammte jeder zweite aus dem slowakischen Werk, in das auch zwei Motorenwerke integriert sind. Vom Pressen der Karosserie über die Montage bis hin zur Lackierung, alles wird vor Ort durchgeführt. Gearbeitet wird in drei Schichten. Alle Abteilungen überprüfen in regelmäßigen Meetings den Qualitätsstandard und es besteht die Verpflichtung, verwendete Teile bei jedem Produktionsschritt immer wieder zu prüfen und ständig weiterzuentwickeln.

Das Kia-Werk in Zilina in der Slowakei mit 3800 Beschäftigten kann jährlich bis zu 350 000 Fahrzeuge produzieren. (Foto:Florian Quandt)
Rund 400 Roboter positionieren in den Produktionsstraßen millimetergenau Teile in die Autos, die Menschen nie mit eigener Körperkraft heben könnten. (Foto: Florian Quandt)

Nach der Hochzeit von Antriebsstrang und Karosserie kommt der Sound ins Auto

Beim Rundgang durch das Werk fällt auf. Es herrscht Hightech Laboratmosphäre. Keine Ölflecken, nichts liegt herum. Das gehört zum Qualitätsverständnis der Koreaner. Roboter, wie von Geisterhand betrieben, wirbeln funkensprühend komplexe Teile durch die Luft, die Menschen nie heben könnten. Das Zusammenfügen, Verschweißen und Transportieren der Karosserieteile übernimmt die Maschine für den Menschen. Auf der Fertigungslinie findet in diesem Moment die Vereinigung von Motor und Karosserie statt, die Autobauer als „Hochzeit“ bezeichnen. Die Antriebseinheit trifft auf den Punkt genau auf die dazugehörige Karosserie und wird verschraubt. Kurze Zeit und ein paar Fertigungsreihen später kommt dann der Klang in die Karosserie. Das Cockpit wird integriert und damit ist der Klang im Auto. Das JBL Premium-Soundsystem mit Subwoofer und Zentrallautsprecher im Armaturenträger ist nur in der Ausstattungslinie Platinum serienmäßig verbaut, ab der vierten Ausstattungslinie ist es im Navigationspaket zum Preis von 890 Euro erhältlich. Der Ceed GT kostet damit dann ab 29.480 Euro.

Text : Solveig Grewe

Fotos: Solveig Grewe, Florian Quandt

 

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