Kindersitze im Auto: Unterschiede und Entscheidungskriterien

Die Auswahl an Kindersitzen ist riesig. Babyschale, Reboarder, Isofix ja oder nein – Wer sich nicht auskennt, verliert hier schnell den Überblick. Damit die Wahl schließlich auf das richtige Modell fällt, müssen Sie zunächst einmal in Erfahrung bringen: Welche Unterschiede gibt es, welche Kindersitze sind im Auto überhaupt erlaubt? Hier finden Sie eine Zusammenfassung über die wichtigsten Punkte, die Sie bei der Wahl des Kindersitzes beachten sollten.

Für welche Kinder sind Kindersitze im Auto Pflicht?

Grundsätzlich gilt, dass Kinder bis 12 Jahre und einer Körpergröße von 150 cm einen Kindersitz im Auto benötigen. Das gilt auch für Kurzstrecken. Die Gesetzesgrundlage hierfür ist die Straßenverkehrsordnung.

Sind Kinder über 12 Jahre alt, aber dennoch unter 150 cm groß, liegt es an den Eltern, ob sie weiterhin Kindersitze im Auto verwenden. Erst ab einer Größe von 150 cm verläuft der Gurt des Autos so, wie er muss, um den richtigen Halt zu bieten. Ist das Kind zu klein, kann der Gurt am Hals einschneiden und bei einem Unfall möglicherweise schwere Verletzungen verursachen.

Babys und Kleinkinder bis 15 Monaten müssen rückwärts gerichtet fahren, also mit Blickrichtung nach hinten. Empfohlen wird sogar, Kinder bis 2 Jahre rückwärts fahren zu lassen. Hierfür ist eine entsprechende Babyschale bzw. ein Reboarder nötig. Der Grund für die entgegengesetzte Fahrtrichtung hat mit der Unfallsicherheit zutun: Tests haben ergeben, dass Babys und Kleinkinder wesentlich weniger schwere Schäden im Bereich des Nackens, des Rückens und des Kopfes davontragen, wenn sie bei einem Unfall mit dem Rücken in Fahrtrichtung liegen. Daher sollte das Kind so lange wie möglich rückwärts gerichtet mitfahren, in jedem Fall aber bis zur gesetzlich vorgeschriebenen Altersgrenze.

Das Wichtigste: Achten Sie auf Prüfzeichen und Testberichte!

Gerade Kindersitze für Babys und Kleinkinder sind häufig sehr hochpreisig. Das Internet bietet aber glücklicherweise eine große Auswahl. Immer wieder sind dort auch sehr günstige Modelle zu finden. Doch Vorsicht: Nicht alle Kindersitze sind im Auto erlaubt! Ebenso sind manche Prüfsiegel, die vor einiger Zeit noch gültig waren, mittlerweile nicht mehr zugelassen. Das wiederum bedeutet, dass Sie sowohl bei dem Kauf eines neuen Kindersitzes, wie auch bei dem Erwerb eines älteren gebrauchten, unbedingt auf das Prüfsiegel achten müssen. Dies ist gut sichtbar auf dem Sitz angebracht, meist seitlich oder am Rücken.

Verwendet werden dürfen die Kindersitze im Auto, die eine der drei folgenden Prüfnummern aufweisen: UN ECE Reg. 129 (i-Size), UN ECE Reg. 44/03 und UN ECE Reg. 44/04.

Neben dem Prüfsiegel selbst sollten Sie auch einen Blick in die aktuellen Testberichte werfen, die jedes Jahr vom ADAC veröffentlicht werden. Immer wieder kommt es vor, dass Modelle bekannter Marken schlecht abschneiden, vermeintliche Billigmodelle aber gut dastehen. Die Prüfberichte können Sie im Internet nachlesen und Ihre Kaufentscheidung danach richten.

Welche Unterschiede gibt es bei Kindersitzen?

Kindersitze werden nach Kindesgröße und Körpergewicht unterteilt. Die Angaben des Alters sind meist nur zur groben Orientierung. Folgende Klassen von Kindersitzen gibt es:

Klasse 0: Bis 10 kg / 12 Monate
Klasse 0+: Bis 13 kg / 1,5 Jahre
Klasse I: 9 bis 18 kg / 1,5 bis ca. 4 Jahre
Klasse II: 15 bis 25 kg / Bis 7 Jahre
Klasse III: 22 bis 36 kg / 7 bis 12 Jahre

Manche Modelle sind mitwachsend und können umgebaut werden, wenn das Kind die nächstgrößere Klasse benötigt.

Außerdem gibt es Unterschiede in der Befestigung und der Fahrtrichtung. Es gibt drehbare Sitze, die anfangs rückwärts gerichtet sind und sich später in Fahrtrichtung verwenden lassen. Manche Babyschalen haben darüber hinaus eine Basis, auf der sie gedreht werden, um das Baby einfacher in die Schale legen zu können. Das ist bei 3-türigen Autos etwa von Vorteil, aber auch sonst sehr komfortabel.

Die Befestigung der Kindersitze ist im Auto in der Regel durch Isofix möglich. Vorausgesetzt ist, dass es sich um ein Auto handelt, welches die entsprechende Vorrichtung integriert hat. Bei älteren Autos ist das nicht immer der Fall, aber manchmal nachrüstbar. Eine Nachfrage beim Autohersteller kann hier Klärung verschaffen. Isofix gilt als die einfachste und sicherste Befestigungsmethode für Kindersitze im Auto. Der Kindersitz wird mittels zwei Haken direkt an der Rücksitzbank des Autos fixiert. Die Vorrichtung befindet sich zwischen Rückenlehne und Sitzfläche, ist oft auch auf dem Rücksitz selbst gekennzeichnet. Bei älteren Autos war Isofix häufig eine wählbare Sonderausstattung, seit 2014 ist es aber bei allen Neuwagen Pflicht.

Fahren Sie ein älteres Auto, bei dem Isofix nicht vorhanden und nachrüstbar ist, müssen Sie den Sitz mit dem normalen Anschnallgurt fixieren. Hierfür ist aber ein Kindersitz nötig, bei dem dies möglich ist. Achten Sie auch auf die Gurtlänge. Diese war früher nicht bei allen Autos gleich, bei wenigen Fahrzeugen ist der Gurt sogar zu kurz. Dabei handelt es sich aber nur um einzelne, ältere Automodelle. Abhilfe schafft in einem solchen Fall nur ein anderer Kindersitz, der mit weniger Gurt auskommt. Den Gurt zu verlängern, ist zwar möglich, da es hierfür Adapter gibt. Zugelassen ist das aber nicht und kann bei einer Kontrolle oder bei einem Unfall zu ernsten Problemen führen. Auch sollten Sie den Kindersitz im Auto immer so befestigen, wie es der Hersteller vorschreibt, selbst wenn das Anschnallen umständlich ist.

Gebraucht oder neu?

Kindersitze können durchaus auch gebraucht gekauft werden. Sie müssen sich aber in jedem Fall davon vergewissern, dass der Sitz ohne Schäden und unfallfrei ist. Ziehen Sie den Schonbezug ab und kontrollieren Sie das Styropor. Dieses darf nicht beschädigt sein. Sind die Bezüge abgenutzt oder von der Sonne ausgeblichen, können diese häufig separat erworben werden. Das sind nur optische Mängel, die nicht sicherheitsrelevant sind. Ob der Sitz unfallfrei ist oder nicht – Hier müssen Sie sich auf die Angaben des Verkäufers verlassen. Idealerweise kennen Sie den Vorbesitzer und wissen, dass dieser vertrauenswürdig ist. Im Zweifelsfall sollten Sie den Kindersitz besser nicht kaufen.

Selbstverständlich müssen auch neue Kindersitze einwandfrei sein. Wird er geliefert und weist die Verpackung starke Transportschäden auf, sollten Sie den Sitz genau untersuchen.

Worauf müssen Sie beim Kauf achten? Die Zusammenfassung

– Prüfsiegel UN ECE Reg. 44/03, 44/04 oder 129 (i-Size)
– Richtige Klasse für das Kind
– Testberichte
– Unfallfrei und ohne Mängel

Nehmen Sie sich diese Punkte zu Herzen und kaufen Sie nicht spontan den erstbesten Kindersitz, selbst wenn das Angebot sehr gut erscheint. Lassen Sie von Kindersitzen ohne jegliche Prüfsiegel unbedingt die Finger. Auch sollten Sie immer, selbst auf kürzesten Strecken, Ihr Kind im Kindersitz transportieren und richtig anschnallen. Bei einem Unfall kann eine einzige Nachlässigkeit oder ein ungeeigneter Sitz das Leben des Kindes gefährden oder zu bleibenden Schäden führen. Halten Sie sich bei der Wahl des Sitzes an die genannten Kriterien, steht einer sicheren und komfortablen Fahrt nichts im Wege.

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