Lancia Thema Diesel 3.0 V6

Dekadenz. Als ich den Lancia Thema Testwagen anforderte, da war mir eigentlich klar: An dieser „Italo-Amerikanischen Schüssel“ kann ich mich zum Thema Badge-Engineering und Vergewaltigung von Marken-Heritage mal so richtig abarbeiten.  Dumm alleine nur, bereits 100 Meter nachdem ich zum ersten Mal im Thema fuhr, waren meine Vorurteile bereits in Frage gestellt.

Sollte ich mich so sehr getäuscht haben?

Etwa zur Mitte des Testzeitraums von zwei Wochen, habe ich mich dann darauf eingelassen – diesem dekadent großen Schiff, mit den vielen Wurzeln und der bewegten Historie, einen weniger vorbelasteten Fahrbericht zu widmen.

Im Fahrbericht:

Lancia Thema V6 Diesel

Der Mercedes-Chrysler-Fiat-ich-soll-jetzt-ein-Lancia-sein-Fahrbericht.

Was wäre, wenn der aktuelle Lancia Thema nicht als Produkt einer längst gescheiterten Beziehung von Chrysler und Mercedes-Benz geboren worden wäre? Und man beim Anblick des Thema nicht ständig mit den Hintergedanken an eine etwas krude Gender-OP vom maskulinen Chrysler hin, zu einem femininen Lancia konfrontiert werden würde?

„Stelle Dir doch mal vor – er wäre ein waschechter Lancia!“

Es dauerte ein paar Tage und dann fuhr ich diesen Lancia mit den Daimler-Genen, immer wieder mit dem Gedanken: „Was wäre wenn..“?

In der Linienführung deutlich mehr Lancia  – als erwartet.

Lancia Thema Fahrbericht Foto Album

Eine moderne Interpretation des Lancia Thema 8.32

Die Geschichte des Thema:

Viele Väter:  Geboren wurde der aktuelle Thema als Chrysler 300C und war ein Kind der gescheiterten Beziehung von Mercedes-Benz und dem US-Autobauer Chrysler.  2004 vorgestellt, basierte der 300 C – der für die Märkte außerhalb der USA im übrigen bei Magna-Steyr in Graz gefertigt wurde, auf der Mercedes-Benz Plattform der Baureihe W210.  Der W210 – wurde bei Mercedes-Benz bereits 1995 auf den Markt gebracht. Man kann an dieser Historie bereits erkennen, welchen enormen Zeitsprung der jetzt aktuelle Thema verkraften muss. 

Heckantrieb: Als gemeinschaftliches Projekt von Chrysler und Daimler geboren, basierend auf dem Mercedes W210, bekam der Chrysler 300 C, anders als seine Vorgänger, den Daimlerischen-Heckantrieb und dazu eine aufwendige Multilenker-Hinterachse. Chrysler nennt diese Plattform nun „LX“ und bis heute werden unter anderem der Dodge Charger und die US-Varianten des Thema – der 300er gefertigt. Bis zum Refresh gab es vom 300 C auch eine Kombi-Variante, seit der Verbindung von Chrysler und Fiat scheint diese Form des 300 C jedoch Geschichte zu sein.

Technik:  Steigt man in den Thema ein, spürt man die Daimler-Vergangenheit und die gemeinsame Plattform zur alten E-Klasse. Von der Fußfeststellbremse bis zum Multifunktions-Wischer-Blinkerhebel und dem Lichtschalter. Hier spürt man noch sehr klar, den Stuttgarter-Automobilbau-Geist. Schlecht ist das nicht!

Der Lancia Thema ist geradezu unverschämt groß. Zu diesem Eindruck trägt natürlich auch bei, das er in seiner Formgebung keinen Hehl aus seinen Absichten macht. Riesige Räder, ein steil stehender Kühlergrill und eine Limousinen-Form, die nicht klassischer ausgeprägt sein könnte. Eine zierliche A-Säule, die schwarze B-Säule und die massive C-Säule prägen neben den großen glatten Flächen, die Seitenlinie des Lancia Thema.  Die Kritiker des neuen Thema sprechen von einer ungehörigen Verwandlung. Sie vermissen die grazile Linienführung, die Extravaganz der Lancia-Formensprache. Doch dabei vergessen die Heritage-Verliebten, gerade der letzte Thema (gebaut von 1984-1994) besaß eine ganz ähnliche Formensprache.

Lancia Thema Kühlergrill

Ist es demnach nur konsequent? Der neue Thema erinnert mich persönlich massiv an den Thema 8.32 – einen Lancia der mit V8-Power von Ferrari auf die Straße geschickt wurde. Was haben wir nicht alle lamentiert und uns über diesen „Verrat“ an der Marke Lancia aufgeregt? Ich persönlich fand dieses Badge-Engineering pietätlos und unwürdig. Hätte man die erfolglose Marke Lancia doch in Ruhe sterben lassen sollen, anstatt diesen Schwiegersohn aus den USA in das viel zu enge und viel zu weibliche Korsett des Thema zu zwängen.

Lancia Thema Kombinationsbild Innenraum

Der Innenraum kann überzeugen!

Doch weit gefehlt – Der neue Thema ist vermutlich das Beste, was der Marke Lancia in den letzten 20 Jahren passiert ist!

Dekadenz die Zweite. Neben der fast schon unverschämten Raumfülle, sorgt der neue Thema mit einer für italienische Verhältnisse, dekadent guten Verarbeitung und Materialwahl, für ein echtes Aha-Erlebnis im Innenraum. Besonders punkten kann hierbei das Bedienkonzept des Thema. Erfreulich wenige Schalter durchtrennen das Holz der Armaturenbrett-Verkleidung und nur die wichtigsten Regler wurden in der Mittelkonsole platziert.  Das sorgt für einen ausgeprägt aufgeräumten Eindruck und hilft dem Neuling im Thema-Cockpit bei der Konzentration auf wichtigen Dinge.

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fanaticar über den Lancia Thema

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