Landsitz: Range Rover 5.0 SVAutobiography
Natürlich besitzen alle Eigentümer eines Range Rover ein Landgestüt, gehen in ihrer Freizeit einem elitären Sport nach und würden nie etwas auf Ihre Majestät, die Königin, kommen lassen. Oder so. In der Realität dürfte dem Großteil der Range-Käufer das britische Königshaus wumpe sein und der Range Rover ist doch eher bequemes Reise- und Prestigemobil denn Gelände-Hochsitz. Dabei gehört der Range Rover zu den Vertretern der Gattung: „Wir können es auch im Gelände richtig.“
Kurz gefahren: Range Rover 5.0 SVAutobiography
No sports, please
Man sitzt wirklich weit oben. Fahrer von Kleintransportern blicken auf. Doch dieser Range ist unter seinen Brüdern vom Schlage Range Rover noch einmal etwas besonderes: Langer Radstand, Fünfliter V8 mit Aufladung per Kompressor und eine Innenausstattung, die manche Eigentumswohnung in Upper Manhattan ärmlich erscheinen lässt. Willkommen im „LWB Autobiography“. Dem Range Rover mit dem „bisschen mehr“. Von allem.
Das fängt bei der Länge an. Mit 5.20 Metern und der Höhe eines Einfamilienhauses ist der Range Rover vor allem in der LWB-Version eine unfassbar präsente Erscheinung auf der Straße. Der Range Rover wirkt nicht groß. Er ist groß. Und wer sich die „vollste“ der „vollen Hütten“ gönnt, der erhält einen V8 Kompressor, der in der SVAutobiography-Version noch einmal zusätzlich „aufgeblasen“ wurde. Mit 550 PS ist dies der vermutlich schnellste Landsitz, den man sich als Adliger zulegen kann.
Und für den Adel ist dieser Range auch gedacht. Denn das auf dem Autobiography basierende Testfahrzeug wurde von den Spezialisten der Konzern eigenen Truppe Special Vehicles noch einmal so ordentlich ran genommen. Was dem Mercedes der Maybach, ist dem Range Rover nun der „SVAutobiography“. Die Vergleichbarkeit des großen Range ist fast nicht mehr möglich. Einzig der neue Bentayga von Bentley schafft es unter Umständen, noch eine gemeinsame Basis zu finden. Im Gegensatz zum Bentayga darf der Range Rover jedoch auf Generationen von überzeugten Aristokraten zurückblicken und die wissen, was sie am großen Range haben.
Welcome to the lounge
Theoretisch darf man sich die SVAutobiography-Ausstattung zu jedem Range Rover ordern. Aber nur im „LWB“ und dem feisten Kompressor-V8 macht es so richtig Laune. Wenn, dann richtig. Ein Kaminzimmer plant man ja auch nicht in einer Studenten-Bude ein.
Zudem bekommt der SVAutobiography-Range neben den Massage-Loungesesseln und dem überwältigend verwendeten Leder auch eine PS-Spritze. 40 PS und 55 Newtonmeter plus. Auf dem Papier. Einmal in Fahrt, kommt es auf die Details eh nicht mehr an. Er spurtet aus dem Startblock, als wäre ein Pfändungsbescheid am Schlosstor hinterlegt. Mit dem Gaspedal sollte man also sensibel umgehen. Zu schnell verliert man sonst in Reihe zwei die Contenance. Und Beschwerden hört man in Reihe eins eh kaum noch. Zu groß der Abstand zwischen den Sitzreihen.
Dass der wüst mit Newtonmetern um sich werfende V8 so gefühlvoll agieren kann, ist auch ein Verdienst des Automatikgetriebes. Die von ZF stammende Achtgangbox hält einfach stets die korrekte Übersetzung parat und fällt – sinnigerweise – gerne in einen Modus, in dem man sich vom Drehmoment des Kompressor-V8 treiben lässt.
Landsitz bis Tempo 250
Trotz der 22-Zöller, ein Range Rover ist immer auch einer, den man mit ernsthaften Absichten durch das Gelände jagen kann. Aber man macht es nicht. Nicht mit dieser Variante. Viel zu schade wäre es um Hochfloor-Teppich und Edelhölzer. Und auch dem Lack will man keine Schmutzspritzer verpassen. Tätscheln, streicheln und einfach darin sitzen bleiben. Den Komfort erleben. Und das soll sogar bis Tempo 250 machbar sein. Wir haben es nicht ausprobiert. Wir widerstanden auch der Verführung, den Offroad-Talenten auf das Leder zu gehen. Nein. Genießen mit allen Sinnen war angesagt.
Der Range Rover ist, gerade als LWB SVAutobiography, die ideale Ergänzung zum mondänen Landsitz – oder, falls der Pfändungsbescheid am Schloßstor kein Alptraum war, der einzig ernsthafte Ersatz zum Landsitz.
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