AUDI RS e-tron GT – Zu geil für diese Welt

Mein letzter echter Fahrbericht ist viele Tage her. Zu gleich sind alle Autos geworden, die Unterschiede dank perfekter Plattform-Techniken kaum noch zu erfahren. An irgendeiner Stelle kommt man zwangsläufig zum Schluss; Besser kann es nicht mehr werden. Der Zenit des perfekten Automobils scheint erreicht. Und dann steht der RS e-tron GT auf Deinem Hof.

AUDI RS e-tron GT – Eine neue Zeitrechnung

Zyniker würden sagen, der RS e-tron GT ist doch nur ein Porsche Taycan. Nur? Wann war die Abstammung von einem Porsche zuletzt ein Makel? Und nein, man muss sich eh völlig vom Porsche Taycan trennen, um den RS e-tron GT würdigen zu können. Sicher, beide basieren auf der gleichen Plattform – PPE getauft und das steht für “Premium Plattform Electric” und ist am Ende ein Baukasten für große Dipl-Ing.-Kinder. Doch Audi hat mit dem RS E-tron GT etwas gänzlich neues auf die Beine gestellt. Ein Elektro-Fahrzeug für Menschen, die nie ein E-Fahrzeug fahren wollten. Ein Elektro-Auto, so wenig Elektro – dass Petrolheads mit der Zunge schnalzen.

Für Audi beginnt mit diesem Modell eine gänzlich neue Zeitrechnung. Ich wage zu behaupten, der RS e-tron GT nimmt, zusammen mit seinem schwächeren Bruder e-tron GT eine Position ein, die, würde man sie an der Relevanz messen, den legendären V8 (D11), den Alu-Audi A2, den S1 Sport-Quattro und die Einführung des 5-Zylinder TDIs subsummiert. Der e-tron GT ist ein Leuchtturm der zukünftigen Mobilität. Eine Mobilität die weiterhin Spaß machen darf. Doch langsam, der Reihe nach.

AUDI RS e-tron GT – Die volle Technik-Attacke und dennoch ganz normal im Cockpit

Der e-tron GT ist das erste E-Auto von Audi gewesen, bei dem keine Leihgaben für die Struktur und Plattform aus dem bekannten Baukasten genommen wurden. Die gesamte Basis des Fahrzeuges ist neu entwickelt und nur für E-Fahrzeuge entwickelt. Der große 93 kWh Akku (brutto) sitzt mit seinen 33 Zellen tief unter dem Fahrzeug, extra stabil verschraubt und sorgt nicht nur für einen niedrigen Schwerpunkt, sondern auch für eine enorme Steifigkeit des Fahrzeuges. Vier Kühlmittelkreisläufe umsorgen die insgesamt 33 Zellmodule für eine perfekte Klimatisierung. Mal wird die Abwärme abgeführt, mal werden die Zellen vorgewärmt. Im 800 Volt-Hochstrom Netz des e-tron GT lässt sich viel “Leistung” transportieren. Das ist nicht nur beim Laden ein Vorteil, es lässt die beiden E-Motoren mit bis zu 646 PS Boost-Leistung heftig rotieren. Im Boost stehen zudem 830 Nm Drehmoment ab dem ersten Meter zur Verfügung. Von der E-Auto Magie verrät der e-tron GT im Innenraum und im Cockpit nicht zu viel. Im Gegenteil, kaum etwas weißt auf die hochmoderne Technik hin – für die Piloten ist im e-tron GT alles wie immer.

Perfekte Verarbeitung auf einem erstklassigen Niveau. Dazu darf man sich an der Aufpreisliste gerne nochmal ordentlich bedienen und statteten den e-tron GT dann aus, wie eine private Raumfahrtkapsel auf dem Niveau von Königen und Kaisern.

Der e-tron GT vermeidet das “one-pedal” fahren, rekuperiert lieber per Bremspedaldruck und je nach Laune per Paddel am Lenkrad. Fancy Animationen zur Antriebstechnik sind ebenso wenig an Board, wie klassische Vibrationen. Dem e-tron GT sind NVH-Themen völlig fremd. So gewöhnt man sich als Kunde eines bisherigen Audi S8, RS7 oder ähnlicher Modelle spielerisch und ungewöhnlich schnell an die Welt von Morgen.

AUDI RS e-tron GT – Raumfährensound und Warp-Geschwindigkeiten

Binnen 3.3 Sekunden auf Tempo 100 sind das eine, die Art wie man die Kraftentfaltung wahrnimmt, sind jedoch von einer ganz eigenen Welt. Je nach Drehzahl, Last, der Geschwindigkeit und einigen anderen Parametern ertönt ein künstlicher Sound der – wie die Gestaltung des Cockpits – vor allem die Fahrer klassischer GT-Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren abholt. Doch auch E-Auto Fans finden am perfekt abgemixten Soundtrack der Audi-Zukunft schnell gefallen. Und es passt ganz vorzüglich zum straffen Zug an den eigenen Gesichtsfalten, sobald man die Ionen-Ströme fließen lässt. Die horizontal auf den Körper einwirkenden Kräfte sind beeindruckend und lassen sich immer und immer wieder, völlig ansatzlos abrufen. Spätestens nach der 10. Eskapade zwischen 0 und 100 km/h ist jeder Benziner-Freak bekehrt und schwört dem elektrifizierten Donnergott ewige Treue.

AUDI RS e-tron GT – der zaubert seine 2,3 Tonnen einfach weg

Niemand hat erwartet, dass man ein Gewicht von 2.3 Tonnen nicht mehr spüren würde, sobald es in die Kurve geht. Vor allem wenn es zackig in die Kurve geht – doch der RS e-tron GT arbeitet mit der voll vernetzten Fahrwerksplattform, seiner Drei-Kammer Luftfederung und dem Vorteil eines extrem feinfühlig agierenden E-Allradantriebs an den Sphären einer neuen Fahrdynamik. Sicher – die riesigen Räder mit speziell für Fahrzeuge wie den e-tron entwickelten Goodyear Sportreifen tragen auch zu dieser Wahrnehmung einer unerwarteten Leichtigkeit bei – und auch auf der Seite der Bremsen lässt sich keine Schwäche finden. Der RS e-tron GT mit der aufpreispflichtigen Keramikscheibe steht jederzeit ohne mit den Wimpern zu zucken. Audi lässt dem zukünftigen Besitzer des RS e-tron GT die Wahl. Klassische Stahlbremse, für den Alltagspiloten, Wolfram-Carbid für Menschen die nie wieder ihre Felgen putzen möchten, oder die im Testfahrzeug gefahrene Keramikscheibe: Ein Hammer-Werkzeug sobald es um negative G’s geht.

AUDI RS e-tron GT – Bei der Ladeleistung die neue Benchmark

Der 93 kWh große Akku, netto sind es 85 kWh die nutzbar sind – legt nicht nur die Messlatte für das Eigengewicht einzelner Komponenten hoch, er will auch schnell gefüttert werden. AUDI hat der PPE-Plattform dank der 800 Volt-Technik eine Ladeoption von derzeit bis zu 270 kW ermöglicht. Wer an der passenden Ladesäule steht, der füllt binnen weniger Minuten die 33 Zellmodule mit neuer Energie für weitere 100 Hundert Kilometer. Klassisches Größeordnung bei E-Fahrzeugen, der Wert von 20 bis 80% Kapazität. Hier punktet der e-tron GT mit einem Wert von knapp 20 Minuten. Damit ist die Idee mit der Pinkelpause zum Reichweiten bunkern endgültig Realität.

AUDI RS e-tron GT – Die Zukunft ist taktikgrün

Der Taktikgrüne Testwagen zeigt den aktuellen Stand der Technik. Er überzeugt als GT für die lange Strecke, er lädt mit nie gekannter Geschwindigkeit und er drückt Fahrleistungen auf die Straße, für die man schon immer in dieser Preisklasse unterwegs sein musste. Am Ende ist der RS- e-tron GT vor allem eines: Eine überzeugende Vorstellung – und ein Poster-Traumfahrzeug für die nächste Generation von Kinderzimmerwände.

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