News: Lexus NX 200t AWD – My Car is my Castle

Geländegängigkeit? Platzangebot? Alles nette Dreingaben. Doch was ein SUV wirklich attraktiv macht, ist das unvergleichliche Gefühl von Sicherheit, das die mobilen Trutzburgen vermitteln. Der Lexus NX tut das besonders konsequent.

Das Stilmittel der Aggressivität wird im Automobildesign üblicherweise eingesetzt, um Angriffslust zu vermitteln. Beim NX wirkt die fast schon stachelige Karosserie mit ihren Spitzen, Ecken und Kanten eher wie ein Abwehrbollwerk. Aufrecht stellt sich das wuchtige Kühlergrill-Schild der Umwelt entgegen, die Scheinwerfer blicken abschreckend an den gezackten Flanken vorbei. Und als Insassen nimmt man hinter einer hohen Brustwehr Platz und blickt durch Schießscharten-Fenster auf die Umwelt herab. Mehr Burg geht nicht in der SUV-Mittelklasse.

Im generell schmalen Inneren setzt sich der Eindruck fort. Eng geht es zu, und ein wenig dunkel. Der Fahrer ist dicht ummauert von massiver Mittelkonsole, hohen Türverkleidungen und dem Harnisch der eng geschnittenen Sport-Sitze. Verstärkt wird der Effekt noch von dem (optionalen) dunklen Dachhimmel. Das ruft je nach psychischer Disposition entweder Platzangst oder ein heimeliges Gefühl umfassender Sicherheit hervor. Das Design des NX kann man daher mögen oder auch nicht – die Gestaltung ist aber auf jeden Fall stimmig, im Detail sehr sorgfältig gemacht und durchaus originell. In dem schon arg ausgelutschten Formenfundus der SUV-Klasse setzt Lexus hier sicht- und spürbar eigene Akzente.

Innen sorgt die breite Mittelkonsole für Enge
Innen sorgt die breite Mittelkonsole für Enge

Theoretische bietet sich der NX auch für eine andere Lesart als die des Abwehrbollwerks an. Denn die kantige Aggressivität der Karosserie hat auch etwas Offensives – wie bei einem Düsenjäger oder Kampfraumschiff. Allerdings vergehen einem Gedanken an Angriff oder Raserei schnell, wenn man sich ans Steuer setzt. Den NX gibt es wahlweise mit 145 kW/197 PS starken Hybridantrieb oder – wie im Testwagen – mit einem Zweiliter-Turbobenziner und 175 kW/238 PS. Ist der Hybrid im Toyota-Verständnis prinzipiell kein Hochleistungsantrieb, hat der brandneue Vierzylinder-Benziner vor allem mit dem hohen Fahrzeuggewicht und der etwas zögerlichen Sechsgangautomatik zu kämpfen. Von der nominell satten Leistung bleibt zwar noch ausreichend viel übrig, den Allrader souverän über die Autobahn zu schieben, zum offensiven Sportwagen macht das den NX aber nicht. Wer es doch mit vehementem Gaseinsatz versucht, muss mit deutlich zweistelligen Verbrauchswerten rechnen. Und schon bei zurückgenommener Fahrweise sollte man über eine Neun vor dem Komma glücklich sein. Hier wäre ein Diesel sicher die bessere Wahl. Trotzdem: Der Turbomotor ist ein Riesen-Fortschritt gegenüber dem bislang bei den größeren Lexus-Modellen als Standardalternative zum Hybrid eingesetzten, phlegmatischen V6-Sauger.

Auf jeden Fall gibt sich der Turbomotor ausgesprochen kultiviert. Selbst bei höherem Tempo ist das lauteste Geräusch im Innenraum der Lüfter der serienmäßigen Klimaautomatik. In Sachen Fahrwerk lohnt sich ein Test des Serien-Angebots. Der Testwagen war hingegen mit dem optionalen „F-Sport“-Paket inklusive adaptivem Sportfahrwerk ausgerüstet, das für tendenziell ruppiges Fahrverhalten sorgt, ohne das mit gehobener Sportlichkeit bei Kurvenfahrten auszugleichen. Letztlich sind die 5.000 Euro für das Sport-Paket daher an anderer Stelle wohl besser eingesetzt, etwa beim praktischen Head-up-Display (2.200 Euro inklusive Fernlicht- und Spurhalte-Assistent) oder der Rundumsicht-Kamera (1.350 Euro inklusive Totwinkel- und Rückraum-Assistent).

Der Turbomotor gibt sich ausgesprochen kultiviert
Der Turbomotor gibt sich ausgesprochen kultiviert

Ein bisschen Überlegung ist bei der Konfiguration des NX sowieso angesagt. Schon das Basismodell mit Hybrid- und Frontantrieb kostet 39.800 Euro, wer den Benziner und Allradantrieb will, muss 43.400 Euro investieren. Soll es auch noch die „F-Sport“-Ausstattung sein, schreibt der Händler schnell 54.450 Euro und mehr in den Kaufvertrag. Die deutsche Konkurrenz in Form von Audi Q5, BMW X3 und Mercedes GLC ist da nicht mehr teurer.

Wie so oft spricht unterm Strich mal wieder vor allem die Lust am automobilen Sonderweg für den Luxus-Exoten aus Japan. In diesem Fall gibt es zusätzlich zur exklusiven Seltenheit aber noch einen guten Schuss echter Originalität. Wer es im SUV eng und behütet mag, wird nirgendwo anders besser bedient.

Autor: Holger Holzer/SP-X

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