Nissan nimmt zweiten Anlauf in der Elektrifizierung seines Portfolios. Allerdings verzichten die Japaner bewusst auf Plug-in-Hybride, setzen dafür aber auf eine ganz spezielle E-Power-Technik.
Nissan gehört zweifellos zu den Pionieren der Elektromobilität. Die Marke verfügt über die größte Erfahrung bei elektrischen Antrieben. Bereits vor zwölf Jahren schickten die Japaner den Leaf an den Start. Das Kompaktmodell gehörte zu den Ersten seiner Art und stieß anfangs auf eine kaum vorhandene Infrastruktur. Dennoch fand der Leaf bis heute weltweit über 577.000 Kunden – mit einer laut Hersteller „Zufriedenheitsrate von 98 Prozent“. Über Jahre war der Leaf das bestverkaufte E-Auto überhaupt. Mittlerweile fährt das Modell in zweiter Generation.
Vollgas…ähm Strom
Ein Nachfolger bahnt sich bereits an und dürfte Ende 2024 vorgestellt werden. Er ist eines jener Modelle, die zu Nissans großer Umstrukturierung gehören. Die Marke setzt voll auf Strom. Schon Ende 2023, so der Plan, soll jede Baureihe mindestens ein elektrifiziertes Modell in jeder Baureihe haben, wobei Mildhybride nicht dazu zählen. Gleichzeitig beabsichtigen die Japaner, keine Euro7-Investitionen mehr in konventionelle Motoren zu tätigen. Reine Verbrenner sollen 2026 in Europa nur noch einen Anteil von 25 Prozent haben, mit weiter sinkender Tendenz.
Auch die dritte Generation des Leaf – es spricht viel dafür, dass dieser Namen übernommen wird – wird auf der Allianz-Architektur CMF-EV basieren, die gemeinsam mit Renault und Mitsubishi entwickelt wurde. Ausblick auf das Design des Leaf gab die Studie „Chill-out“, die voriges Jahr gezeigt. Wie heute bei dezidierten Plattformen üblich, sieht auch die CMF-EV unterschiedliche Batteriegrößen und Motorleistungen vor.
Batterien für Nissan
Nissans erstes Modell auf der neuen Architektur ist der Ariya, ein 4,60 Meter großes Crossover-Fahrzeug, das mit einiger Verzögerung nun endlich diesen Sommer seine Markteinführung hat. Im Ariya steckt entweder eine Batterie mit 63 oder mit 87 kWh. Letztere soll eine Reichweite bis zu 500 Kilometern ermöglichen. Während der Ariya in Japan vom Band läuft, wird der Leaf aus dem britischen Sunderland kommen, das zu einem riesigen Elektrostandort inklusive klimaneutraler Batteriefertigung ausgebaut wird.
Sein drittes CMF-EV-Modell positioniert Nissan im B-Segment. Bekannt ist bislang nur, dass es gemeinsam mit dem R5 bei Renault in Frankreich produziert wird. Möglicher Name: Micra.
Auch neue Nutzfahrzeuge
Auch bei seinen LCV, den Light Commercial Vehicles, legt Nissan konsequent den Schalter um. Sehr früh war man bereits mit dem eNV200 dabei. Der Nachfolger des Kastenwagens aus Barcelona – das Werk wurde mittlerweile geschlossen – wird der Townstar. Das Modell teilt sich die Technik mit dem Renault Kangoo und dem Mercedes Citan. Alle drei laufen in Maubeuge/Frankreich vom Band. Noch Ende dieses Jahres soll der Townstar auch als vollelektrische Version sowie als Pkw-Variante (Kombi) und ebenfalls elektrisch zu haben sein.
Um sein Vorhaben, bis Ende 2023 in jeder Baureihe ein elektrifiziertes Modell anbieten zu können, nach Plan umzusetzen, nimmt sich Nissan zunächst seine beiden Crossover-Modelle Juke und Qashqai vor. Der Juke erhält die Hybridtechnik aus dem Renault Captur. Der Bestseller Qashqai bekommt den sogenannten e-Power-Antrieb. Bewusst haben sich Nissans Strategen gegen den Plug-in-Hybrid von Renault und Mitsubishi entschieden. Man räumt dieser Technik keine Zukunft ein, zumal in vielen europäischen Ländern die Förderung auf der Kippe steht.
Stattdessen baut Nissan in den Qashqai eine Sonderlösung ein. Beim e-Power-Prinzip wird das Auto ausschließlich elektrisch angetrieben. Den nötigen Strom liefern ein Dreizylinder-Turbobenziner und eine kleine Pufferbatterie. Vom Qashqai e-Power verspricht Nissan sich eine Kaufquote von etwa 50 Prozent. Nur wenig anders sehen die Erwartungen beim nächsten X-Trail aus, der noch Ende 2022 in den Handel gehen soll. Auch beim größten SUV im Portfolio von Nissan steckt dann der e-Power-Antrieb unter der Haube – kombiniert sogar mit Allradantrieb.