McLaren Artura
Auch McLaren biegt jetzt auf die Electric Avenue ein und baut mit dem Artura den ersten Spitzensportler mit Plug-in-Antrieb. Die Technik ist für die Briten eine kleine Revolution, das Design dagegen nur Evolution.
England ist gerade wie elektrifiziert: Erst kündigt Bentley den Abschied vom Verbrenner an, dann Jaguar und jetzt drängt auch noch McLaren an die Ladesäule. Denn wenn die Briten den zu Preisen ab 226.000 Euro erhältlichen Artura an den Start bringen, machen auch sie die ersten Meter auf der Electric Avenue und stellen dem Benziner zumindest eine E-Maschine für die Kurzstrecke zur Seite. Das ist zwar lange nicht so konsequent wie bei Bentley oder Jaguar, wo der Hubkolbenmotor komplett ausgemustert wird, und den ersten reinen Stromer stellt Firmenchef Mike Flewitt erst für die zweite Hälfte der Dekade in Aussicht. Doch für das Segment der Supersportwagen ist das ein großer Schritt. Denn von ein paar ebenso exklusiven wie extremen Exoten wie dem Porsche 918 Spyder oder dem Ferrari SF90 Stradale abgesehen, ist er der erste Sportler seiner Art, der an der Steckdose geladen werden kann. Damit geht McLaren noch vor Aston Martin, Porsche, Lamborghini oder Ferrari in die Pole Position – kein Wunder, dass Firmenchef Flewitt von einem Meilenstein nicht nur für McLaren, sondern für das gesamte Segment spricht. Und auch wenn die 5,5 Liter Normverbrauch reine Poesie vom Prüfstand sind, fährt der Artura zweifellos effizienter als die konventionellen Konkurrenten. Auch deshalb haben sie neben der „Art“ ein „Futura“ in den Namen gepackt.
Zusätzliche Elektropower
Dafür wurde nicht nur ein E-Motor integriert, sondern auch der komplette Antrieb neu konstruiert: Der zuletzt 4 Liter große V8 ist Geschichte und macht Platz für einen Sechszylinder mit 3 Litern Hubraum, der auf imposante 429 kW/585 PS kommt. Ihm zur Seite steht eine E-Maschine mit 70 kW/95 PS, die in der ebenfalls neuen Achtgang-Automatik integriert ist. Gespeist wird sie aus einem Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 7,4 kWh, der an jeder Haushaltssteckdose binnen 2,5 Stunden geladen werden kann. Alternativ nutzt die Batterie auch überschüssige Motorleistung und füllt sich so während der Fahrt.
Wer seinen Nachbarn eine Freude machen oder emissionsgeplagte Innenstädte entlasten will, kann mit dem Artura deshalb auf Knopfdruck lautlos starten und bis zu 30 Kilometer stromern – und zumindest überall außer in Deutschland damit sogar das lokale Limit erreichen. Denn 130 km/h schafft der Stromer auch alleine.
Anders als bei SUV und Limousinen geht es beim Plug-in für Sportwagen weniger im Kilometer als um Kilogramm. Denn wichtiger als eine möglichst große Reichweite ist den Ingenieuren ein möglichst geringes Gewicht. Und auch da hat McLaren einiges geleistet. Inklusive der 15 Kilo für den E-Motor und 90 für die Batterie wiegt das gesamte Plug-in-System nur 130 Kilo und mit einem Trockengewicht von 1.490 Kilogramm ist der Artura leichter als manche Supersportler mit herkömmlichem Antrieb. Entsprechend imposant sind die Fahrleistungen: Wenn zusammen 499 kW/680 PS und bis zu 720 Nm an den Hinterrädern reißen, fällt die 100er-Marke nach 3 Sekunden, selbst 200 km/h sind nach 8,3 Sekunden erreicht und Schluss ist erst bei 330 km/h.
Interieur verbessert
Der Antrieb mag eine Revolution sein für McLaren, doch der Auftritt ist eher evolutionär. Denn auch wenn das Karbon-Chassis komplett neu ist und diesmal in Eigenregie gebacken wird, sieht der 4,54 Meter lange, 1,98 Meter breite und 1,19 Meter flache Artura den konventionellen Coupés erschreckend ähnlich. Nur innen machen die Briten einen größeren Schritt: Es gibt digitale Instrumente, einen Infotainmentscreen, der wie eine überdimensionale Smartwatch vor dem Mitteltunnel schwebt, und die entscheidenden Knöpfe für das Setup von Handling und Performance sind jetzt endlich so platziert, dass man sie auch mit den Händen am Lenkrad erreichen kann.
Zwar macht McLaren mit dem Artura die ersten Meter auf der Electric Avenue, doch wollen sich die Briten anders als die Konkurrenz aus der alten Welt trotzdem nicht so schnell verabschieden – bis mindestens 2030 will Firmenchef Flewitt auch noch am Verbrenner weiterarbeiten.
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