Mercedes-Benz EQA, EQB, EQC, EQE, EQS, EQG. WTF?

Sie verstehen bei dieser Überschrift auch nur Bahnhof? Gut, ich will es Ihnen erklären. Möge ich indes unrecht behalten, aber die Nomenklatur der Stuttgarter bekommt eine neue Wendung. Trotz des überschaubaren Erfolgs der BMW-i Positionierung will man dem Dieselverdruss der Zukunft mit einer neuen Namensgebung entgegensteuern und anstatt einfach nur die elektrische Zukunft zu integrieren, wird diese erst einmal expressionistisch positioniert. Und waren Kevin und Chantalle auch mal Modennamen, wer heute damit gestraft wurde, der bedankt sich lebenslang bei seinen Eltern. So er es denn begreift. Der Pariser Automobil-Salon hat dem Diesel „tschüss, goodbye und au revoir“ gesagt. Die Zukunft wird elektrisch! Überall!

Q.E.D: EQA, EQB, EQC, EQE, EQS, EQG und WTF

Am E-Antrieb führt kein Weg vorbei, auch nicht in Stuttgart!

Sweetspot-Elektrifizierung

Will man TESLA und dem Wolfsburger Dieselfluch die notwendige und verdiente Aufmerksamkeit einräumen, dann kann am Elektromotor kein Weg vorbeiführen. Früher oder später steht am Ende des kostenaufwendigen Weges der Maximierung von Effizienz ein Kupferdraht gewickelter Drehstrommotor. Hubkolben sind mit einer absehbaren Zukunft verheiratet. Mögen auch schwere SUV, Nutzfahrzeuge und Langstrecke den Diesel noch ein paar Jahre am Leben halten, mögen die Kosten im Segment der Kleinstwagen den Benziner, mögen Kunstgriffe wie variable Kompression und multiple Aufladung die Effizienz der Verbrennungshelden noch ein wenig steigern. Am Ende der Reise zur maximalen Effizienz steht der E-Antrieb. Darin sind sich alle einig. Nur über das Zeitfenster lässt sich trefflich streiten.

Mercedes-Benz mag derzeit die jüngste Generation an Dieselmotoren besitzen, versteht aber den VW-Dieselgate-Skandal und die Bedrohung durch TESLA. Denn hier haben sich zwei Faktoren verbündet, die maximal widersprüchliche Segmente beeinflussen. Um der Gefahr Herr zu werden, muss der E-SUV zur Modellpalette der Stuttgarter stoßen.

Das E-SUV – Widersprüchlicher Elektro-Wahnsinn oder Zukunftsweg?

Kein Automobil-Hersteller überlebt, von Investitionen und Ausgaben getrieben, alleine. Es muss Geld in die Kasse gespült werden und da besetzt man die Nischen, die am verlockendsten sind. Und was lockt mehr Menschen in Showrooms als die aktuelle SUV-Palette. Das ist in Stuttgart nicht anders als im Rest der Republik. SUVs sind Umsatzbooster. Und umso verständlicher, genau hier das erste E-Auto der Premiummarke zu positionieren. Mit einer Sub-Brand,  die sich selbst kasteiend vom Markenkern entfernt, nur um fremde Ufer zu erobern, haben andere ihre teuren Erfahrungen machen müssen. i-schmerzlich will man Stuttgart nicht erleben. Drum nun die Weltpremiere des Mercedes „EQ“ SUV auf dem Automobilsalon in Paris.

Paris unter Spannung – E-Mobilität nicht mehr aufzuhalten!

Selbst E-Hater müssen neu konditioniert von der Messe in Paris gegangen sein. So ein Auftrieb für die Elektromobilität gab es schon lange nicht. Und Mercedes-Benz möchte sich mit dem eigenen Engagement gerne an der Spitze der Veränderung sehen. Ein E-SUV wird es in Serie geben. Noch in diesem Jahrzehnt. Aber das nur knapp. 2018? 2019? Herbst 2019? Wir sagen die Serienversion des E-SUV für die IAA 2019 voraus. Aber gut. Es wird kommen. 500 Kilometer Reichweite sind für den Daimler-Boss Zetsche das Minimum. Aber – auch ohne die ganzen Werte des Konzeptfahrzeuges zu wiederholen – es sind nur „Zahlen“. Zahlen, die einem zuvor schon klar waren. Weniger als 500 Kilometer? Das muss sich kein deutscher Hersteller mehr erlauben.

Viel spannender die Taktik der Stuttgarter. Ein SUV wird das erste in Serie angebotene E-Auto der Stuttgarter sein, bei dem die Reichweite nicht mehr für Angstschweiß unter klassischen Autokäufern sorgen soll. Man nennt es den Sweetspot. Das Segment, in dem nicht der Zwang die Kaufentscheidung fällt, sondern die Lust. Das Segment, in dem sich eine ideale Kombination aus Lösung und Aufwand finden lässt. Der Bereich, in dem der Preis nicht mehr die Hürde darstellt. Denn – soviel ist sicher – wenn Mercedes-Benz einen elektrischen GLC anbietet, dann wird dieser nicht den preislichen Einstieg darstellen, sondern eher im oberen Drittel angesiedelt sein. 65.000 €? Wir lassen diese Zahl mal hier so stehen. Kommentieren wollte das in Paris niemand.

Generation EG: Weltpremiere in Paris - Foto: SB-Medien Stefan Baldauf Guido ten Brink
Generation EG: Weltpremiere in Paris – Foto: SB-Medien Stefan Baldauf Guido ten Brink.

Aus dem GLC wird der Mercedes-Benz EQG

Es muss einen Zwang zur Namensgebung geben, der sich für eine klare Abgrenzung ausspricht und so hat Mercedes-Benz die Sub-Marke „EQ“ präsentiert. Die Elektromodelle der Stuttgarter werden „Elektrische Intelligenz“ verkörpern, so die Idee. Und man traut sich den Shift-Change nicht ohne Marketing-Kniffe zu. Ein neuer Name. Ein neues Jahrtausend. Eine neue Generation. Hoffentlich keine neue Chantalle.

Denn eines ist bereits heute klar: Der Mercedes-Benz EQG wird der Elektro-SUV. Der Mercedes-Benz EQA wird die elektrische A-Klasse und ein Mercedes-Benz EQS wird das Stuttgarter Gegenstück zum Tesla Model S. Nur wesentlich später. Und dann? Was passiert 2025? Was passiert, wenn die Baureihen elektrifiziert wurden? Wenn das kleine „d“ am Namensschild endgültig seinen Klebstoff verliert und in die Regale der Museen verschwindet? Dann wird man das EQ aufwendig zurück in den Markenkern der Stuttgarter „Benzen“ führen müssen.

Eine Wette auf die Zukunft

Ist EQ am Ende eine Wette? Mit der Chance, eine „Sub-Marke“ einfach wieder einzustampfen und zurück zum „Business as usual“ zu kehren? Ohne Experimente am Markenkern? Eigentlich kann das nicht sein. Denn auch wenn der Wandel spät kommt, er ist richtig. Nur ein wenig spät. Während man in Stuttgart derzeit nur eine Strategie und einen Namen vorweisen kann, stehen in Paris Elektroautos mit Reichweiten deutlich oberhalb der Angstschwelle. Und sie nennen sich Renault Zoe und Opel Ampera-e. Klingt ganz verständlich und überhaupt nicht nach Chantalle!