Mini John Cooper Works Cabrio – Das knüppelharte Spielmobil

Puristen beklagen gerne, dass der Mini nicht mehr mini ist. Für sie ist die offene Topversion John Cooper Works Cabrio sicher nicht das richtige Auto. Wer aber eh unbedingt einen Mini will und ein wenig Geld für Extras übrig hat, sollte ruhig zugreifen: Sympathischer kommt man in keinem der aktuellen Kraftzwerge rüber.

Die Magie des Retro-Schnuckels ist ungebrochen – Größenwachstum und Preisexplosion hin oder her. Kaum ein Testwagen der vergangenen Jahre provozierte derart viele freundliche Blicke und Bordsteingespräche. Erstaunlich auch deshalb, weil es sich nicht um eins der prototypisch niedlichen zivilen Exemplare gehandelt hat, sondern um deren bösen Cousin: das Sportmodell mit dem Namen des legendären Tuners und Rennfahrers in der Modellbezeichnung. Der steht vor allem für mehr Leistung (aktuell: 170 kW/231 PS) und ein kompromisslos straffes Fahrwerk für den gelegentlichen Besuch auf der Rennstrecke.

In Engen Gassen kann der Mini mit seiner Wendigkeit punkten. Ohne Dach ist auch die Übersicht ok
In Engen Gassen kann der Mini mit seiner Wendigkeit punkten. Ohne Dach ist auch die Übersicht ok

Bewegt haben wir das Sport-Cabrio allerdings auf öffentlichen Straßen, wo es mit ordentlich Grundhärte über jede Unebenheit knüppelt. Entsprechend laut und unsanft fährt der Mini auf sämtlichen Straßenarten, gleicht das aber mit hoher Wendigkeit und extremer Agilität wieder aus. Das ist vor allem auf kurvigem Geläuf außerorts ein Vergnügen, wobei das bauartbeding per se schwere (aber auch sehr verwindungssteife) Cabrio die Gewichtszunahme der vergangenen Jahrzehnte hier nicht komplett verstecken kann. Fast 1,4 Tonnen bringt das Top-Modell auf die Waage, bei noch nicht mal vier Metern Länge.

Auch der mittlerweile auf zwei Liter Volumen angewachsene Turbobenziner auf der Vorderachse mag super-ambitionierten Sportfahrern wie ein Stein auf der Seele lasten. Sei’s drum: Selbst wenn das Go-Cart sicherlich ein wenig zugelegt hat und der Purist sich die schlankeren Vorgänger wünschen mag, Spaß macht der kurze und wendige Wagen mit seiner bissigen Lenkung immer noch genug. Der Vierzylinder tritt dank des flink ansprechenden Turbos blitzschnell an und zieht kraftvoll bis in hohe Drehzahlregionen durch.

Das Cockpit ist bunt und ein wenig überladen
Das Cockpit ist bunt und ein wenig überladen

Das mit dem Spaß ist auch einziger Daseinszweck, wo Platzangebot und Langstreckenkomfort fehlen. Auch die Entwickler wollten offenbar in jeder Beziehung das Fun-Maximum erzielen – und sind dabei auch an ästhetische Grenzen gegangen. Im Innenraum etwa blinkt und piepst der Kleinwagen wie ein Autoscooter. So heischt ein mehrfarbig illuminierter Lichtkranz rund um das zentrale Navi-Display um Aufmerksamkeit, während Zielflaggenmuster an Armaturenbrett und Türen gegen Carbon-Look-Kunststoff-Panels um den Blick der Insassen wetteifern. Ein stilisierter Mini-Mini im Bord-Bildschirm wechselt derweil seine Farbe, passend zum Fahrmodus von Grün (sparsam) zu Rot (rasant). Das ist alles mit Liebe zum Detail und Sinn für Exzentrik gemacht, wirkt aber in der Gesamtheit fast schon cartoonhaft überzeichnet. Dazu kommt das füllige, synthetische Sound-Feuerwerk des Motors; elektronisch unterstützt brabbelt er bei der Gaswegnahme, trompetet fröhlich beim Runterschalten und sägt kraftvoll beim Beschleunigen. Große Akustik-Show – aber eben vor allem Show.

Der Kofferraum ist - wie bei Cabrios üblich - winzig
Der Kofferraum ist – wie bei Cabrios üblich – winzig

Ob das automobile Entertainmentpaket die 33.500 Euro Grundpreis rechtfertigt, hängt auch vom Budget ab. Denn niedlich und nicht viel weniger spaßig ist schon die zivilere Cooper-S-Variante für fast 6.000 Euro weniger. Und wer Wert auf maximale Fahrdynamik legt, dürfte mit dem geschlossenen Modell von John Cooper Works aufgrund des Gewichtsvorteils mehr Freude haben. Beide trennen fast 100 Kilogramm und 4.000 Euro. (Holger Holzer/SP-X)

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