Fahrbericht: BMW M340i xDrive

Mit dem M340 i mixt BMW die Noblesse einer feinen Limousine mit der Leistung eines Sportwagens. Das Spitzenmodell der in diesem Jahr neu erschienenen Mittelklasse-Baureihe kommt mit satter Leistung und Allradantrieb, lockt auch mit Zutaten aus der M GmbH, der Sportabteilung von BMW.

Entwarnung für alle Fans. Der neue BMW M340i soll nicht den M3 ersetzen, der seit Mitte der Achtziger Jahre Kultstatus hat. Zwar gibt es im Moment kein lupenreines Sportmodell der im Frühjahr neu erschienenen 3er-Reihe, aber die Münchner arbeiten heftig daran und wollen den neuen M3 wohl im nächsten Jahr an den Start bringen. Bis dahin wird der aktuell stärkste Dreier die Lücke füllen.

4,4 Sekunden braucht der M340i, um aus dem Stand die 100 km/h zu überschreiten

Fulminantes Triebwerk!

Der M340i hat einen Dreiliter-Sechszylinder mit 275 kW/374 PS, die, beflügelt von gleich zwei Turbos an beide Achsen geschickt werden. Zudem lockt er mit Sport-Schmankerln in der Preisliste, die durch den Buchstaben „M“ geadelt sind: Beispiele sind Sperrdifferential, spezielle Achtgangautomatik, Hochleistungsreifen, Fahrwerk, Lenkung oder Bremsen – überall steht „Sport“ davor. Hinzu kommen diverse elektronische Funktionen wie automatisierter Kavalierstart oder ein Sport-Plus-Modus, der die Kraftentfaltung akustisch an alle Umstehenden meldet. BMW nennt das „emotionsstarkes Klangbild“.

Der kleine Bruder des M3?

Doch bei aller Feinarbeit der Ingenieure ist der M340i mitnichten ein Platzhalter für einen kommenden M3, der sicher deutlich stärker ausfallen wird, aber auch puristischer daherkommen muss, um die Fans des Urtümlichen weiterhin bei der weiß-blauen Stange zu halten. Die derzeitige Speerspitze 340i ist für diese Kunden viel zu edel, trägt er doch gewissermaßen einen Frack über dem Trainingsanzug und verzichtet auf monströse Spoiler und sonstiges Tuning-Gedöns, dem sich ein M3 bei aller Designkunst nicht so ganz entziehen darf.

Bis zum Start des neuen M3 im nächsten Jahr muss der M340i die sportliche Lücke in der 3er-Familie füllen

Ganz unzivil im Look

Auf den ersten Blick also eine komfortable Limousine, die zweifellos zur 3er-Reihe gehört. Denn wer erkennt schon, dass der M340i um einen Zentimeter tiefer liegt als seine zivilen Schwestermodelle. Eher schon fällt auf, dass die Frontpartie dank Umgestaltung der Lufteinlässe einen Tick aggressiver wirkt, dass die Niere mit einer Art Lamellen hinterlegt ist, die sich je nach Kühlhunger der Aggregate öffnen oder auch schließen. Der schmale Heckspoiler auf dem Kofferraumdeckel erinnert eher an filigrane Zierleisten als an ein sonst übliches Bügelbrett.

Im Inneren das gewohnte Bild eines jeden Dreiers mit gehobener Ausstattung. Bildschirme vor dem Fahrer und mittig oberhalb der Mittelkonsole. Hinzu das Head-Up-Display, das Informationen direkt ins Sichtfeld des Lenkers projiziert. Alles bekannt, aber meist nur gegen Aufpreis zu haben. In Summe ein Auto für lange, entspannte Touren, und dank überschaubarer Außenmaße kompakt genug, um auch im Stadtgewühl nicht anzuecken.

Im Inneren das gewohnte Bild eines jeden Dreiers mit gehobener Ausstattung. Bildschirme vor dem Fahrer und mittig oberhalb der Mittelkonsole

Der Charakter lockt

Aber eben ein Auto, das auf Befehl des rechten Fußes seinen Charakter verändert. Ein Druck auf die Sporttaste links neben dem Wählhebel für die Automatik lässt den M340i galoppieren und überspringt dabei das Antraben. Der Motor meldet sich mit erwähntem Klangbild, wird zum Biest. Doch gefährlich ist es nicht, den bayerischen Leu zu wecken. Ein Paket an Assistenten hält die Spur, hat den möglichen noch Schnelleren im Toten Winkel im Griff und kontrolliert ganz nebenbei das jeweilige Tempolimit im Kamera-Blick, erkennt dabei sogar, ob dieses nur „bei Nässe“ gilt.

Angesichts der 40i könnte man einen Vierliter-Motor erwarten, doch es handelt sich um einen Dreiliter-Reihensechszylinder

Der König der Dreier?

Der König der Dreier trägt die Krone nicht nur auf der Autobahn. Spaßfaktor auch beim Landstraßen-Boogie um enge Kurven, das späte Anbremsen vor der Kehre dank Traumbremsen oder das drehmoment-genaue Schalten der Automatik, das Sportlerherz in Lady oder Gentleman hüpft. Ein verkleideter Athlet, dieser Allradler. Kein Wunderauto, eher eine logische Folge jahrzehntelanger Handwerks- und Ingenieurskunst. Natürlich bleibt der M340i trotz aller ausgeklügelter Technik in den Köpfen der Kritiker ein Gestriger, ein Auslaufmodell im künftigen Reich der Ladesäulen und Reichweiten-Apps. Dabei wird er auf unseren Straßen ohnehin nicht massenhaft anzutreffen sein:  Schließlich beginnt sein Preis bei knapp 62.000 Euro und der lässt sich bei einer Einkaufstour entlang der Liste an möglichen Extras noch locker heraufschrauben.

BMW M340i xDrive – Technische Daten:

Viertürige Sportlimousine mit fünf Sitzen Länge: 4,71 Meter, Breite: 1,83 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,07 Meter), Höhe: 1,44 Meter, Radstand: 2,85 Meter, Kofferraumvolumen: 480 Liter

Dreiliter-Benziner mit sechs Zylindern und Doppelturbo; 275 kW/374 PS, maximales Drehmoment: 500 Nm bei 1.850 – 5.000 U/min, Allradantrieb, Achtgang-Automatik, 0-100 km/h: 4,4 s, Vmax: 250 km/h, Normverbrauch: 7,0-7,4 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 160-168 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-temp, Effizienzklasse: C, Preis: ab 61.950 Euro (Kombi-Version „Touring“ 63.250 Euro)

BMW M340i xDrive – Kurzcharakteristik:

Warum: Weil er an den Klassiker BMW M3 erinnert
Warum nicht: Weil man längst den Strom für sich entdeckt hat
Was sonst: Mercedes-AMG C 43 4matic, Audi S4 TDI quattro, Jaguar XE R Dynamic HSE
Wann kommt er: Ab sofort

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