Fahrbericht: Fiat Tipo Facelift

Unter dem Motto neuer Motor, neue Technik und neue Varianten lässt Fiat seinen modifizierten Tipo auf die Straße. Mehr Auto fürs Geld gibt es kaum. Wir haben den Kompakten erstmals ausgeführt.

Die deutliche Ansage kommt in Form eines Eurobetrags: Nur 17.490 Euro muss der Interessent für einen Basis-Tipo im optisch leicht modifizierten Gewand ausgeben. Dafür kredenzt Fiat einen 4,37 Meter langen, vollwertigen Kompaktwagen mit den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen an Bord, die der gemeine Autofahrer so schätzt. Dazu zählen Klimaanlage, Spurhalteassistent, Verkehrszeichen-Erkennung und natürlich ein Radio mit digitalem Empfangsteil. Letzterer ist mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben – und dennoch ist das Gesamtpaket ziemlich attraktiv. Kennzeichen dieser Einstiegsvariante ist zugleich ein Novum, nämlich der aus anderen Konzernmodellen bereits bekannte aufgeladene Dreizylinder mit einem Liter Hubraum. Im Tipo mit den retuschierten Scheinwerfern und Stoßfängern leistet er 74 kW/100 PS und dürfte den Löwenanteil unter den Tipo-Bestellungen ausmachen.

Der Motor legt eine hinreichend geschmeidige Laufkultur an den Tag. Um den Dreizylinder akustisch zu identifizieren, muss man schon genau horchen – im Alltag geht sein typisches Sirren eher unter. Dafür fällt umso mehr ins Auge, was die Techniker nun in den Innenraum gezaubert haben. Aus dem konventionellen Kombiinstrument wird eine TFT-Anzeigefläche mit diversen Konfigurationsmöglichkeiten. Schön sind die graphisch nachgebildeten Analogskalen für Drehzahlmesser und Kraftstofffüllstand, ein bisschen Nostalgie muss schließlich sein. Das große Feld in der Mitte gibt Aufschluss über diverse Bordcomputerdaten und Tempo.

Ebenfalls neu ist der auf der Mittelkonsole sichtgünstig platzierte 16:9-Touchscreen. Er bietet zusammen mit dem Kombiinstrument genau das richtige Maß an Infotainment, was im Jahr 2021 erwartet wird. Ob man nun seine Smartphone-Oberfläche per Android Auto oder Apple CarPlay (ab der Line „City Life“ serienmäßig) auf den Screen spiegeln oder die gegen 400 Euro Aufpreis lieferbare integrierte Navigation nutzen möchte, bleibt dem Käufer respektive seinem Geldbeutel überlassen. Praktische Goodies sind darüber hinaus die Ladematte für das Mobiltelefon und gleich mehrere 12 Volt-Steckdosen vorn sowie im Gepäckraum. Allerdings muss man Acht geben, wenn man seinen Wunsch-Tipo konfiguriert. Aufpreise wie 90 Euro für den Stecker hinten oder die 150 Euro für die durchaus bequeme vordere Mittalarmlehne scheitern eher nicht am Budget, sondern vielmehr an der fehlenden Aufmerksamkeit bei der Bestellung, es wäre demnach praxisnäher, solch banale Features gleich frei Haus mitzuliefern.

Um am Tipo etwas wirklich Schlechtes zu finden, müsste man schon lange überlegen. Natürlich stellen die Sitzmöbel keine Oberklasse-Fauteuils dar, aber sie bereiten auch keinen Verdruss, lassen sich gegen 250 Euro Mehrkosten sogar mit einer elektrischen Lordosenstütze ausrüsten. Und selbst der einzig lieferbare Turbobenziner ist zwar kein ultrakräftiges Zugpferd, lässt den Tipo beim Überholvorgang am Berg gleichwohl auch nicht verhungern. Wer oft längere Strecken auf der Autobahn abspult, würde sich womöglich über einen sechsten Gang freuen. Diesen Luxus beschert lediglich die 96 kW/130 PS starke Dieselvariante mit 1,6 Litern Hubraum, die mit stattlichen 5.200 Euro Mehrpreis gegenüber dem Grundbenziner zu Buche schlägt.

Wer nicht ganz so arg auf das Budget schielen muss, erhält für den Tipo inzwischen auch Komfort-Finessen wie schlüsselloses Schließsystem. Autonome Notbremsung, Parksensoren rundum sowie ein adaptiver Tempomat machen den Tipo dagegen zum Sicherheitsprofi. Und wer möchte, bekommt den Allrounder auch als Kombi und neuerdings zusätzlich als „Cross“ mit vier Zentimeter höher liegender Karosse und burschikos aussehenden Anbauteilen. Neue, bunte Lackierungen wie markante Blau-, Grün- und Orange-Töne runden das Tipo-Facelift ab. Leider sind die früher erhältlichen Automatikgetriebe ersatzlos entfallen. Man kann eben doch nicht alles haben.

Fiat Tipo – Technische Daten:


Kompaktklasse, Länge: 4,37 Meter, Breite: 1,79 Meter, Höhe: 1,50 Meter, Radstand: 2,64 Meter, Kofferraumvolumen: 440 Liter
1.0 T3: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung, 74 kW/100 PS, maximales Drehmoment: 190 Nm bei 1.500 U/Min, Fünfgang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb, 0-100 km/h: 11,8 s, Vmax: 198 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,4 l, CO2-Ausstoß: 124 g/km, Effizienzklasse: B, Abgasnorm: Euro 6d, Preise: ab 17.490 Euro
1.6 Multijet: 1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel mit Turboaufladung und Direkteinspritzung, 96 kW/130 PS, maximales Drehmoment: 320 Nm bei 1.500 U/Min, Sechsgang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb, 0-100 km/h: 9,8 s, Vmax: 208 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,8 l, CO2-Ausstoß: 127 g/km, Effizienzklasse: B, Abgasnorm: Euro 6d, Preise: ab 22.690 Euro

Fiat Tipo – Kurzcharakteristik:


Warum: Weil der Tipo gut und günstig ist
Warum nicht: Weil es weder Automatik noch Hybridisierung gibt 
Was sonst: Volkswagen Golf, Peugeot 308, Kia Ceed, Seat Leon und Toyota Corolla
Wann: Sofort

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