Fahrbericht: Mercedes-Benz C400 4Matic

Marseille. Gäbe es so etwas, wie eine Blindverkostung für Automobile, ich hätte kläglich versagt. Ein gierig am Gas hängender Motor, ein Fahrwerk, dem der Begriff „Untersteuern“ unbekannt ist, das alles verpackt unter dem knackigen Karosseriekleid einer Limousine: Ich hätte sofort nach München geschaut. Allein die Ingredienzien würden einen nicht auf die richtige Spur bringen: Sechszylinder Biturbo Motor, Allradantrieb, adaptive Dämpfer, Sportfahrwerk, 19“ Mischbereifung, elektromechanische Parameterlenkung, Vierkolben Bremsanlage. Ich wäre nie darauf gekommen, dass ich soeben ein Produkt aus Stuttgart bewegt hätte. Doch so kann man sich täuschen. Denn während BMW aktuell lieber Vans mit Frontantrieb an den Start schiebt, knallt Mercedes-Benz den Bayern lieber den sportlichen Fehdehandschuh ins Gesicht mit Namen C400 4Matic. Ein verdammt schneller Fahrbericht.

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Mercedes-Benz C400 – Motiviert von zwei Turboladern

Man kann mir viel erzählen und die nackten Zahlen mit Namen „Verbrauch“ und „CO2 Ausstoß“ sprechen gegen mich, aber ein Vierzylinder wird nie für ein Auto so charakterprägend sein, wie ein sonor schnurrender Sechszylinder. Das ist auch bei der seit 15. März beim Händler stehenden vierten Generation der C-Klasse nicht anders. Schaut man sich die Proportionen der 4,69m langen Mittelklasse Limousine an, dann schreit die lange Motorhaube förmlich nach sechs Zylindern und mit dem 400er bekommt sie diesen auch. Zwar in V-Form, doch das tut der Laufruhe keinen Abbruch. Zusätzlich motiviert von zwei Turbolader, produzieren die Halbliter großen Brennräume kernige 333 PS, sowie 480 Nm und während die vierzylindrigen Brüder einen eher kläglichen Ton in den Innenraum abgeben, bettet einen das zukünftige Topmodell (unterhalb des sich am Horizont abzeichnenden V8 C63 AMG Donners) in einen wohlig warmen Klangteppich ohne jemals aufdringlich zu sein. Das schöne dabei, das geschieht ganz ohne akustische Verstärker.

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Die Vorderachse schnüffelt am Scheitelpunkt

Doch genug zum Antrieb, denn die Fahrdaten hat uns Mercedes-Benz sowieso noch nicht verraten. Also rein in die perfekt geschnittenen Sportsitze und raus aus Aix en Provence, ab in die sanfte Hügellandschaft rund um die kleine Universitätsstadt. Schnell noch den Agility Control Schalter des Luftfahrwerks auf Sport+ geschnippt und die Show kann beginnen. Unfassbar! Ein Benz, der nicht die AMG Insignien trägt und so neutral um Kurven prescht, das gab es bei den Schwaben noch nie. Die Vorderachse des W205 schnüffelt regelrecht nach dem nächsten Scheitelpunkt und Dank des Allradantriebes folgt die Hinterachse sauber dem eingeschlagen Radius ohne mit plötzlichen Heckschwenks zu überraschen. Das schafft Vertrauen und entsprechend steigt das Tempo. Mit Übermut bremst man sich nach kurzem Zwischensprint mit viel zu viel Speed tief in die nächste Kurve. Doch dank eines cleveren Torque Vectoring Brake Systems bleibt der 1,6 Tonner mit gezielten zusätzlichen Bremseingriffen stoisch in der Spur. Einziger Wermutstropfen ist bei dieser Gaudi eigentlich nur das Automatikgetriebe. Es mag im manuellen Modus nach kurzem Zug am rechten Lenkradschaltpaddle einfach nicht schnell genug in einen kleineren Gang zurückschalten, wie man sich das wünscht, um vom Motorbremseffekt zu profitieren.

Trotzdem ist den schwäbischen Ingenieuren mit dieser C-Klasse eines geglückt: Fahrfreude ohne Einschränkung im Alltag und das in einer Brillianz, die in dieser Klasse ihresgleichen sucht. Denn ist es mal vorbei mit der Raserei, weil ein verträumter Bauer seine getrockneten Lavendelblüten im Renault Fourgonnette zum nächsten Markt kutschiert, dann legt man den Schalter wieder auf „Comfort“ und nicht nur Dämpfung, Lenkung, Getriebe und Motormapping können sich entspannen, sondern auch der Fahrer am Volant. Burmester Sound, beduftete, sowie ionisierte Luft und Sitzklimatisierung tragen dazu genauso bei, wie unzählige Fahrassistenz Systeme und das gestalterische Glanzstück von Baureihe W205, das Cockpit. Doch rollt man so genüsslich durch die Provence, dann fällt es einem auch auf: 35er bzw. 40er Querschnitte bei einer 19“ Bereifung sind für den Langsamfahrkomfort nicht wirklich zuträglich. Querfugen kann dann selbst die Luftfederung nicht mehr rausfiltern.

Fazit zum Mercedes-Benz C400 4matic

Doch ich bleibe dabei: Der C400 4Matic, ist der beste BMW 3er, den Mercedes-Benz jemals gebaut hat. Aber leider auch einer der teuersten, denn von einem Grundpreis von rund 55.000 Euro ist auszugehen, wenn diese C Variante im Herbst zu den Händlern rollt. Bedauerlicherweise kommt, dann noch hinzu, dass die meisten der hier aufgelisteten Ausstattungsdetails noch nicht inkludiert sind. Wer schnell sein will, muss also leiden, doch das Gute ist: Die C-Klasse braucht im Vergleich zum blind verkosteten Wein nicht reifen. Es heißt nur zahlen, einsteigen, losfahren und genießen.

[=” ” ]Fakten zum 2015 Mercedes-Benz C400 4Matic

Verkaufsstart:  Herbst 2014
Basispreis:  geschätzt: 50.000+ €
Motorleistung:  3.0L Turbobenziner V-6, 333 PS
Antrieb und Getriebe:  7-Gang Automatik, Allradantrieb
Länge, Breite, Höhe, Radstand:  4.686, 1.810, 1.440, 2.840 mm
Normverbrauch:  noch nicht bekannt
Höchstgeschwindigkeit:  250 km/h
Beschleunigung von 0 – 100 km/h  noch nicht bekannt
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