Gebrauchtwagen-Check: Fiat Punto

Der Punto gehörte zu den Bestsellern im Fiat-Portfolio. Man sollte aber Beliebtheit nicht mit Zuverlässigkeit verwechseln, zumindest wenn es um sein Auftreten bei der TÜV-Hauptuntersuchung geht.

Modelle mit langen Laufzeiten gehören bei Fiat in den vergangenen Jahren einfach dazu. Da Geld, um neue Fahrzeuge zu entwickeln fehlte, machte man in Turin aus einer Not eine Tugend und lässt etwa den 500 (seit 2007) und Panda (seit 2012) mit einigen Überarbeitungen und unter zur Hilfenahme diverser Editionsmodelle weiter und weiter und weiter von den Bändern laufen. Auch dem Punto in der dritten Generation war ein langes Leben gegeben, er wurde zwischen 2005 und 2018 angeboten. 

Karosserie und Innenraum: Keine Frage: Die Fiat-Designer haben dem gut 4 Meter langen Kleinwagen 2005 ein fast schon zeitlos ansprechendes Blechkleid gezeichnet. Galt der Punto bei seinem Debüt als durchaus schick, kann er sich heute immer noch sehen lassen. Das Platzangebot des Drei- oder Fünftürers ist ordentlich. Der Kofferraum fasst je nach Sitzkonfiguration zwischen 275 und 1.030 Liter. Die Sitze sind bequem, zahlreiche Ablagen nehmen im eher funktional als chic gestalteten Innenraum Kleinkram auf. 

Seine 13-jährige Bauzeit lässt sich in drei Phasen unterteilen. 2005 startete er zur Unterscheidung der zweiten Generation, die er in der Länge um 20 Zentimeter übertrifft, als „Grande“ Punto. Vier Jahre später fiel das „groß“ weg, dafür kam die Bezeichnung Punto Evo auf. Optisch unterscheiden Grande und Evo sich nicht grundlegend. Der Zusatz Evo verabschiedete sich 2012. Als Punto ohne Namensergänzungen setzte der Italiener sein Fahrzeugleben bis 2018 fort. 

Motoren und Antrieb: Für den Vortrieb stehen Benziner, Diesel und eine Erdgasversion zur Wahl. Basis-Benziner ist ein 1,2-Liter-Vierzylinder mit 48 kW/65 PS, dessen Leistung im Laufe der Zeit auf 51 kW/69 PS stieg. Dieser Motor verlangt Geduld, der Standspurt ist erst nach 14,5 Sekunden absolviert. Am oberen Ende der Otto-Triebwerke spricht der 132 kW/179 PS starke 1,4-Liter-Turbo als Abarth die leistungshungrige Käuferschaft an. Zwischen den beiden Motoren sind noch Zweizylinder-Turbos mit 62 kW/84 PS und 77 kW/105 sowie 1,4-Liter in Ausbaustufen von 57 kW/77 PS bis 99 kW/135 PS im Angebot. 
Außerdem offerierte Fiat bis 2015 Dieselvarianten mit 1,3-, 1,6- und 1,9 Liter-Hubraum. Ihr Leistungsband spannt sich zwischen 55 kW/75 PS bis 96 kW/131 PS. Diese dürften besonders Vielfahrer ansprechen. Außerdem gibt es einen 1,4-Liter-Erdgasmotor mit 57 kW/77 PS.

Ausstattung und Sicherheit: Neben der Namensgebung änderten sich über die Jahre auch die Bezeichnung der Ausstattungslinien. Kaufinteressenten müssen genau hinschauen, über welche Komfort- und Sicherheitsfeature das ausgesuchte Modell verfügt. ESP war ist in den ersten Baujahren nicht serienmäßig an Bord, erst nach dem Lifting 2009 schaffte es das Sicherheitssystem auch in die Einstiegsmodelle. Für Sicherheit sorgen zudem vier Airbags, moderne Assistenten waren nicht zu bekommen. Beim EuroNCAP-Crashtest 2005 erreichte der Punto fünf Sterne, beim erneuten Test 2017, der unter verschärften Anforderungen stattfand, gab es allerdings keinen Stern. Hier schlug das Fehlen von elektronischen Fahrassistenzsystemen negativ zu Buche. Fiat hatte das Sicherheitssystem des Punto über die Jahre nicht genügend angepasst. 

Qualität: Die TÜV-Prüfer finden reichlich Punkte zu bemängeln, wenn ein Punto zur Hauptuntersuchung vorfährt. Über den gesamten Untersuchungszeitraum liegen die Punto-Modelle unter dem Schnitt aller inspizierten Fahrzeuge. Zu den Problemen zählen leckende Stoßdämpfer, zu schwache Bremsen, teils heftiger Ölverlust am Motor und gammelige Auspuffanlagen. Dass das Qualitätsniveau nicht das höchste ist, zeigt auch die Vielzahl an Rückrufen, bei denen unter anderem an Federn, Lenkung und ABS nachgebessert werden musste. Gebrauchtwageninteressenten sollten daher genau hinschauen und im Zweifelsfalle das Fahrzeug von einer Fachwerkstatt checken lassen. 

Fazit: Der schöne Schein des Punto allein reicht nicht. Ohne genaue Kontrolle sollte man den italienischen Kleinwagen nicht kaufen. In den Gebrauchtwagen-Portalen werden ältere Modelle ab rund 700 Euro offeriert, Modelle ab Baujahr 2009 kosten rund 1.500 Euro. Legt man einen Tausender drauf, kann man sich bei den Fahrzeugen ab 2012 umsehen. Für fünf Jahre alte Fahrzeuge muss man rund 5.000 Euro anlegen. Investieren sollte man das Geld aber nach Möglichkeit nur in ein gut in Schuss gehaltenes Fahrzeug mit frischer HU. 

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