Genf 2014: Jeep Cherokee, bereits gefahren

In Genf feierte auch der neue Jeep Cherokee seine Premiere. Zum Design des neuen Offroaders hatte ich bereits ein paar Worte gefunden, als dieser im letzten Jahr in New York für den US-Markt vorgestellt wurde. In Genf nun die Europa-Premiere und die Chance den Cherokee noch einmal in echt zu sehen und – noch viel besser als nur anschauen:  Gleich einmal zu fahren.

Häuptling “gekniffenes Auge” im kurzen Fahrbericht

Jeep Cherokee – der Muffin-SUV

Sie haben dem Beton Hügel den Namen “Muffin” gegeben. Ein Muffin ist eigentlich ein süßes Hefegebäck und kommt aus dem Land der Dickmacher und süßen Verführungen, den USA. Das trifft sich gut, denn auf diesen Muffin treffe ich nun mit dem Ur-Amerikanischsten aller SUV, dem Jeep Cherokee.  Der Muffin steht auf einem Demo-Gelände eines Genfer-Fiat Händlers. Neben dem Muffin warten noch weitere fiese, beeindruckende und auch unangenehme Hindernisse auf den neuen Cherokee.

Jeep Cherokee Fahrbericht trailhawk 02 Genf automobilsalon 2014

Jeep Territory

Der Cherokee ist der kleine Bruder der “Jeep Grand Cherokee” und basiert auf der “Compact-Plattform” des FIAT Konzerns. Kaum zu glauben, aber auch die Alfa Romeo Giulietta steht auf dieser Plattform. Ist der Jeep Cherokee also ein SUV-Blender? Am Ende gar nur ein Halbblut-Indianer? Die Front des Jeep zeigt dank des typischen Kühlergrill noch eine Spur von Jeep-DNA, aber ohne Starrachsen und mit diesen kleinen Leuchten, die vor allem im Falle des Tagfahrlichtes aussehen wie zu gekniffene Augen, wirkt der neue Cherokee doch eher wie ein modischer Lifestyle-SUV. Und deren Fähigkeit für Offroad-Touren ist bekannterweise eher überschaubar.

Der Cherokee. Ein echter Jeep?

Starrachsen fährt heute kaum noch jemand durch die Gegend und der Nutzen von Gleichteilen ist auch nicht immer nur schlecht. Am Ende kommt es auf das Ergebnis an. Der Cherokee bekam unter anderem das neue 9-Gang Getriebe von ZF spendiert. Da wird eine gesonderte Getriebeuntersetzung überflüssig, die Gänge sind weit genug gespreizt um auch für Aufgaben wie “den Muffin” gewappnet zu sein. Mit den zu gekniffenen Augen des Cherokee visiere ich den Muffin an. Leicht schräg anfahren, die Reifen auf der linken Seite klettern die Bettonfläche hinauf, schon wenige Meter später fährt der gesamte Cherokee in der Schräge. Die Übung am Muffin demonstriert, dass mit knapp 40° Schräglage die Welt zwar merkwürdig schief durch die Winschutzscheibe schaut, der Cherokee aber unbeeindruckt im Standgas um den Muffin herum kriecht.  Der Allradantrieb des Cherokee basiert auf einer “Hang-On-Lösung“, soll aber – und hier nehmen es die Jeep-Kunden ganz genau, der beste Allradantrieb in diesem Segment sein. Denn ein Jeep muss seine Talente abseits der Straße beweisen können.

Der Muffin war nur der Anfang, egal ob es im “Rock-Modus” des Allradprogramms über einen Steinpfad geht, den man zu Fuß nicht laufen will, über schräg zusammengestellte Baumstämme oder eine Art Wanderdüne die schräg genommen werden muss. Zuerst blickt man steil in den Himmel, dann kippt die ganze Fuhre über den Kamm hinweg. Ein wenig mulmig wird einem in diesem Augenblick durchaus.

Der Cherokee – als Trailhawk mit Allradantrieb und 9-Stufen-Automatik, klettert unaufhaltsam drauf los.  Über fiese Betonpfade die den Cherokee munter von links nach rechts kippen lassen. Dazwischen sind immer wieder 1 bis 2 Räder vollständig in der Luft. Dem Trailhawk-Cherokee ist das egal. Der Allradantrieb leitet die Kraft, dank Bremseneingriff und gesperrter Hinterachse, an die Räder mit Kontakt zum Boden.

Die Kunden in unseren Breitengraden werden sich vermutlich für eines der beiden angebotenen Dieseltriebwerke entscheiden. Zur Auswahl steht hier der bekannte Multijet-Diesel mit 170 PS oder der Basis-Diesel mit 140 PS. Auch im Angebot, der von 3.6 auf 3.2 Liter Hubraum verkleinerte Pentastar V6-Benziner.  Bei der Allradtechnik greift Jeep tief in die Trickkiste und bietet 3 Systeme an. Active Drive I, II und Lock. Die Variante Jeep Active Drive I ist die klassische SUV-Lösung mit einem variablen Allradantrieb, der im Alltag die Hinterachse abkoppelt. Die Versionen Active II und Lock bieten eine Geländeuntersetzung an und im Falle des Jeep Active Drive Lock gibt es auch eine Hinterachsdifferentialsperre. Wer den Cherokee Trailhawk ordert bekommt also ordentliche Offroad-Technik geliefert.

Jeep Cherokee Fahrbericht 16 Genf automobilsalon 2014

“Ain’t no mountain high enough”

Wer die steilen Rampen hinauf fährt, muss auch wieder hinunter. Der Cherokee verfügt optional nicht nur über eine simple Bergabfahrthilfe. Einmal aktiviert lässt diese Hilfe den Cherokee exakt so schnell kriechen, wie der Fahrer per Ganghebel einstellt. 1 km/h, 2 km/h oder schneller. Einmal justiert krabbelt und klettert sich der Stadt-Indianer durch und über die Hindernisse.

Offroad war die Pflicht, Verarbeitung die Kür

Das der Jeep im Gelände der SUV sein musste, der am weitesten kommt, war klar. Hier gab es für die Entwickler des Offroaders – auch wenn man die Plattform des Konzerns nutzen musste – keine Ausreden. Das der Jeep im Innenraum aber nicht nur US-Käufer zufrieden stellt, dass kommt überraschend. Die Verarbeitung im Innenraum wirkt gut, die Materialien wirken sorgfältig ausgewählt und der Gesamteindruck ist auf europäischem Niveau.

Jeep Cherokee Fahrbericht 69 Genf automobilsalon 2014

Fazit:

Am Ende ist der Cherokee ein wenig wie ein Schoko-Muffin. Nicht das man diese Süßigkeit zum Leben bräuchte, aber ab und zu tut es ganz gut, wenn man zum Kaffee so ein Zuckerschock-Dessert bekommt. Und der Cherokee ist im automobilen Bereich ganz ähnlich. In unseren Breitengraden braucht man einen SUV mit echten Talenten ja eher selten, aber wenn es soweit ist – dann will man wissen, dass hinter der Optik auch die richtige Portion Talent steckt.

 

Galerie:

Canon EOS 6D - Fotos Bjoern Habegger

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