Die Welt hat einen neuen Meister in der Kompaktklasse. Kein anderes Serienmodell ist schneller und nimmt Kurven agiler als Audis jüngstes Power-Gerät, der neue RS3. Eine erste Mitfahrt zeigte, dass sich physikalische Grenzen scheinbar doch verschieben lassen.
Dass es sich bei dem RS3 um ein ganz besonderes Audi-Modell handelt, zeigt schon dessen „Begrüßung“. Nähert man sich dem Wagen und drückt auf den Schlüssel, leuchten im Matrix-Licht 15 LED-Felder auf, die nacheinander ein R, ein S, eine 3 und schließlich die karierte Rennflagge symbolisieren. Willkommen in der Welt der Audi Sport GmbH.
Ein wahrer Meister
Die Flagge könnten ambitionierte Fahrer, die den RS3 gern am Wochenende über die Piste scheuchen, zukünftig öfter als Sieger zu Gesicht bekommen. Denn was Audi in der 3. Generation des RS3 Sportback (2. Generation bei der Limousine) technisch auf die Räder gestellt hat, übersteigt das normale Autofahrer-Bewusstsein deutlich. Zumindest, wenn ausgemachte Profis hinter dem Lenkrad sitzen und das Kompaktmodell an die Grenzen der Fahrphysik bringen – und den Beifahrer an den Rand der Ohnmacht.
Einer dieser Profis ist Robert Kämpf, der Projektleiter des RS3. Kämpf lässt seine jüngste Schöpfung um den abgesperrten ADAC-Kurs fliegen, dass es nur so raucht. Perfekte Lastwechsel, spurtreue Ideallinie, ein neues Level der Fahrdynamik und auch gekonnte Power-Drifts gehören zur RS3-Kür. Wohlbemerkt: Wir sprechen hier von einem allradgetriebenen Modell der Kompaktklasse.
Hinten verbessert
So sicher und routiniert wie Audi-Mann Kämpf den RS3 auch beherrscht, die Technik hilft bei dieser Art von Fahrmanövern ebenfalls mit. Die Audi-Ingenieure haben für die neue Generation des RS3 ein Bauteil entwickelt, das maßgeblichen Anteil an der Agilität hat, der sogenannte Torque-Splitter. Hightech an der Hinterachse. Zuvor saßen hier beim RS3 eine Haldex-Kupplung und ein elektronisches Sperrdifferenzial, das in scharf gefahrenen Kurven das innere Rad ein wenig abbremste, das äußere aber weiterlaufen ließ. Jetzt flog beides raus, ersetzt durch den Torque-Splitter. Er verfügt für beide Seiten jeweils über eine elektronisch gesteuerte Kupplung, die von Aktuatoren in wenigen hundertstel Sekunden geöffnet und geschlossen werden kann, je nach Fahrsituation. Angesteuert werden die Aktuatoren von je einem Mini-Elektromotor.
Im Ergebnis heißt dies: Die Torque-Splitter-Technik erlaubt eine schnelle und präzise Kraftverteilung zu den Rädern, kann in Kurven nicht nur das Moment fürs innere Rad zurücknehmen, sondern das äußere Rad sogar zusätzlich beschleunigen. Der RS3, ausgestattet mit einem komplett anderen hinteren Radträger als die Basismodelle, lässt sich so über einen weiten Bereich und mit hohem Tempo neutral bis übersteuernd ums Eck treiben. Renn-Fans dürften sich bereits die Hände reiben und der Torque-Splitter am Stammtisch für neuen Diskussionsstoff sorgen. Zumal das Bauteil nicht nur einen hohen Sicherheitsfaktor bietet, sondern auch die Effizienz positiv beeinflusst. „Bei Glätte hilft der Torque-Splitter, das Auto zu stabilisieren“, sagt Ingenieur Kämpf, „und im Segel-Modus können wir die Hinterachse entkoppeln. Das spart Sprit.“
Weltklasse
Doch auch mit den restlichen Antriebsorganen bewegt sich der RS3 in seiner Klasse im Bereich der Superlative. Sein 400 PS starker und ebenso kerniger 2,5-Liter-Fünfzylinder schickt jetzt 500 Newtonmeter an Drehmoment ins Getriebe und lässt im Bestfall den RS3 in nur 3,8 Sekunden von null auf Tempo 100 schießen. Porsche-Niveau, Klassen-Bestwert und dreizehntel schneller als der Vorgänger-RS3.
Dass Mercedes mit dem AMG A45 (Zweiliter-Vierzylinder, 421 PS) und BMW mit dem M2 Competition (410 PS) ein paar PS mehr unter der Haube haben, ficht Kämpf nicht an. „Uns war wichtiger, dem Motor eine breiteres Drehzahlband mit auf den Weg zu geben und ihn früh mit hohem Drehmoment zu versorgen“, sagt der Projektleiter, „der Fünfzylinder dreht jetzt bis 7.000 Touren und die 500 Newtonmeter liegen schon bei 2.250 Umdrehungen pro Minute an.“
Hält mit M mit
Klassen-Primus ist der RS3 beim Spitzentempo. 290 km/h können freigeschaltet werden (Voraussetzung: Der Kunde ordert das Dynamik Paket und die Keramik-Bremsen) und dürften so manchen Fahrer eines hochkarätigen Sportwagens verdutzt auf seinen Tacho schauen lassen, wenn die vier Ringe eines Kompaktmodells in seinem Rückspiegel auftauchen.
Kombi beliebter als Limousine
Den Einstieg in die RS-Welt lässt sich die Audi Sport GmbH mit 60.000 Euro bezahlen. Die RS3 Limousine kostet 2.000 Euro mehr. Für sie entschieden sich in Deutschland bislang etwa 30 Prozent der Kunden. Im Herbst soll der RS3 beim Händler sein, konfigurierbar ist er ab August.
Die Welt hat einen neuen Meister in der Kompaktklasse. Kein anderes Serienmodell ist schneller und nimmt Kurven agiler als Audis jüngstes Power-Gerät, der neue RS3. Eine erste Mitfahrt zeigte, dass sich physikalische Grenzen scheinbar doch verschieben lassen.