Multi-Funktions-Tool – Der neue VW Sharan

„In der modernen urbanen Gesellschaft haben die „Dinks“ angeblich das Zepter übernommen“, höre ich von unserem Immobilienmakler, als wir auf der Suche nach einer Neubauwohnung mitten im Rhein-Main-Gebiet sind und ich frage, wer sich das denn leisten kann, als ich den Preis dafür höre. Die „Dinks“ also, „Double Income No Kids“ erklärt er mir. Ach so, das sind dann die Vorzeige-Menschen, die zu zweit im SUV oder teuren Coupé durch die Straßen der Neubausiedlung rollen, denke ich mir. Aber ich sehe doch überall Kinder, Kita-Plätze sind auch kaum zu bekommen, wo sind diese Menschen und was fahren die?

Der neue Volkswagen Sharan im ersten Fahrbericht

Das Multifunktions-Tool

VW hat für alle, die auch in dieser „modernen Gesellschaft“ ein Fahrzeug mit richtig Platz benötigen, einen Meister seines Faches im Programm, den seit sieben Jahren unveränderten Van Sharan. Insgesamt ist er sogar schon seit zwei Jahrzehnten der multivariable Begleiter vieler aktiver Familien, aber in entsprechender Ausführung auch für einige Gewerbe- und Businesskunden, die ein rollendes Büro oder Platz für Kisten mit Verkaufsware benötigen und keinen noch größeren VW Bus möchten.

Nach sieben Jahren kommt also der Nachfolger? Nein! Volkswagen geht die Auffrischung seines Klassikers, von dem insgesamt mehr als 800.000 Einheiten verkauft wurden, so ruhig an wie das stille Plätschern des Steinhuder Meeres, das wir auf unserer Testfahrt bei Hannover umrunden.

Von außen gibt es hinten nun gerade mal LED-Heckleuchten, dazu neue Felgen-Designs und zwei neue Außenfarben. Einen Blauton namens „Hudson Bay Blue Metallic“ und „Crimson Red“, die Farbe unseres Testwagens.

Im Innenraum gibt es größere Modernisierungsmaßnahmen. Zwar veredeln auch hier neue Farben und Dekore die Schalttafel und Türverkleidungen, wichtiger ist aber das elektronische Update.

Das komplett erneuerte Spektrum der Touchscreen-Infotainmentmodule umfasst das serienmäßige 5-Zoll-System „Composition Colour” sowie die 6,5-Zoll-Systeme „Composition Media” und „Discover Media” (inklusive Navigation). Der Van bietet damit ein Höchstmaß an Konnektivität, da er als Novum mit den Car-Net-Funktionen „App-Connect” und „Guide & Inform” ausgestattet werden kann. Hinter „App-Connect” verbergen sich die Smartphone-Schnittstellen „MirrorLink™”, „Android Auto™” (Google) und „CarPlay™” (Apple), über die verschiedenste Apps in das Infotainmentsystem eingespeist werden. Die Volkswagen Online-Dienste von „Guide & Inform” bieten zudem Services wie aktuellste Stauwarnungen, Informationen zu freien Parkplätzen in umliegenden Parkhäusern und Hinweise zu den günstigsten Tankstellen. Darüber hinaus kann das Infotainmentsystem „Discover Media” mit „Media Control” gekoppelt werden. Über die neue App greifen die User via WLAN und Tablet auf Funktionen wie die Navigation oder den Media Player zu.

Bei so vielen elektronischen Komfortdetails lehnen wir uns in die neuen optionalen 12-Wege-Sitze mit Massagefunktion zurück und genießen bei unserem Fotostopp den Blick aufs ruhige Steinhuder Meer.

Auch, weil wir wissen, dass ansonsten im Innenraum alles so geblieben ist wie seit zwei Jahrzehnten erlernt und von den Käufern geliebt. Wie die Flexibilität und die Tatsache, dass der VW Sharan weiterhin als 5- 6-. oder 7-Sitzer auszurüsten ist. Das gewaltige Platzangebot. 33 Ablagen und bis zu 2.430 Liter Stauvolumen, das bequem über die beiden serienmäßigen Schiebetüren zu befüllen ist.

Als Motoren – zwei Benziner (TSI) und drei Diesel (TDI) – kommen ebenso starke wie effiziente Vierventil-Vierzylinder mit Turboaufladung und Direkteinspritzung zum Einsatz. Die TSI leisten 150 PS und 220 PS, der 150-PS-Motor verbraucht laut Werksangabe in Verbindung mit dem serienmäßigen Schaltgetriebe nur 6,4 l/100 km. In den Leistungsstufen 115 PS, 150 PS und 184 PS werden die TDI-Dieselmotoren angeboten. Alle Versionen erfüllen nun die neue Euro6-Norm. Bis auf den kleinsten Diesel lassen sich alle Aggregate mit einem automatischen 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) kombinieren, das ab sofort auch das kraftstoffsparende „Segeln” ermöglicht (Auskoppeln des Motors beim Gaswegnehmen). Im Fall der 220 PS starken Topmotorisierung ist das DSG serienmäßig an Bord. Der 150-PS-TDI wird alternativ zudem als 4MOTION-Version mit Allradantrieb angeboten.

Noch mehr Sicherheit im „Familienlaster“, wie man solch einen Van auch gerne nennt, bieten neben bis zu neun Airbags auch neue Fahrerassistenzsysteme. Serienmäßig zur Ausstattung gehört die Multikollisionsbremse. Optional warnt das Umfeldbeobachtungssystem „Front-Assist“ den Fahrer bei einem zu niedrigen Abstand und greift gegebenenfalls bremsend ein. Die in das System integrierte City-Notbremsfunktion ist indes bei Geschwindigkeiten bis 30 km/h aktiv und löst im Fall der Fälle automatisch eine Vollbremsung aus, um einen Unfall zu vermeiden respektive, dessen Intensität zu minimieren. Erstmals wird auch die automatische Distanzregelung ACC im großen Volkswagen Van angeboten. Die elektrische Parkbremse wird fortan serienmäßig auch in den Versionen mit manuellem Getriebe um eine Auto-Hold-Funktion ergänzt

Zum Marktstart Mitte Juli bei den Händlern bietet VW auch zwei Sondermodelle des Sharan an. Der Sharan Ocean, der in dem neuen Blauton lackiert ist und der Sharan Beach, der unser „Crimson Red“ trägt. Beide Sondermodelle beinhalten serienmäßig zahlreiche sonst optionale Assistenzsysteme exklusive Design-Applikationen und elektrische statt manuelle Schiebetüren.

 

Damit sollte der VW Sharan auch weiterhin, trotz „Dinks“, der erfolgreichste deutsche Van seiner Klasse sein.

 

 

 

 

Text: Bernd Schweickard | © Foto: VW (), Bernd Schweickard
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