New Mobililty: Fahrstrompreise

Die hohen Benzinpreise werden aktuell heiß diskutiert. Aber auch die Preise für Fahrstrom steigen immer weiter.  

Die Kraftstoffpreise steigen. Und die Fahrstrompreise machen mit. Während es für die hohen Kosten bei Diesel und Benziner offensichtliche Gründe gibt, ist der Markt für E-Auto-Energie noch schwer zu fassen. Mittel- bis langfristig könnte es aber zu Entlastungen kommen.  

Seit letztem Jahr teurer

„Momentan gehen die Preise in die falsche Richtung“, analysiert E-Mobilitätsexperte Alexander Krug von der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Die Kosten für Fahrstrom gehen seiner Beobachtung nach seit geraumer Zeit tendenziell in die Höhe. Nachdem im vergangenen Jahr zunächst der Schnellladungs-Anbieter Ionity mit massiven Preiserhöhungen für Aufregung unter der E-Fahrer-Gemeinschaft gesorgt hatte, hat kürzlich auch EnBW Mobility die Kosten für die Kilowattstunde teilweise deutlich angehoben – je nach Tarifmodell um bis zu 13 Cent pro Kilowattstunde. Auch der direkte Wettbewerber Shell Recharge, zu dem auch der Ladedienst NewMotion gehört, hat kürzlich sein Tarifmodell auf Festpreise umgestellt, verlangt nun in der Spitze 81 Cent pro kWh plus Transaktionsgebühr pro Ladevorgang.   

Allerdings ist der Markt samt der dort stattfindenden Preisgestaltung weiterhin sehr intransparent. Neben den reinen Stromkosten in Cent pro Kilowattstunde fallen häufig noch Grundgebühren, Zuschläge für Ultraschnelllader oder zeitbasierte Kosten an. Die regelmäßig aktualisierte Marktstudie „E-Mobility Excellence“ von P3 Automotive und „Charging Radar“ errechnet daher die jährlichen Strompreiskosten auf Basis durchschnittlicher Nutzer-Profile. Und stellt dabei große Unterschiede fest: Beim günstigsten Anbieter, den Stadtwerken München, kostet die Energie rund 1.000 Euro pro Jahr, beim teuersten (LogPay Charge&Fuel) wird der doppelte Betrag fällig. EnBW orientiert sich bei den Kosten eher im Mittelfeld. Was die erhebliche Preisspanne aber auf jeden Fall zeigt: Es gibt einen großen Spielraum zwischen den Tarifen, den die Ladedienste aktuell für ihre Preisbewegungen nutzen können. Entsprechend schnell und stark ändern sich die Modelle der einzelnen Anbieter.  

Früher oder später wieder runter

Fahrstrommarkt-Experte Krug rechnet damit, dass sich die Preise mittelfristig beruhigen. Zunächst könnten sie allerdings noch steigen, vor allem beim Ultraschnellladen sieht er aktuell einen Trend zu höheren Ladepreisen. Mittelfristig erwartet er jedoch eine Korrektur nach unten. Helfen dürfte dabei die steigende Zahl von E-Autos. „Aktuell fehlt es noch an Volumen, so dass die Auslastung an den Säulen einfach nicht stimmt“, so Krug. Ein für die Betreiber finanziell stimmiges Verhältnis von Fahrzeugen und Steckdosen erwartet er in den kommenden fünf bis zehn Jahren.   

Noch schnellere Ladesäulen in Planung

Trotzdem dürfte das Aufstellen von Ladesäulen je nach Standort und Technologie auch dann noch vereinzelt ein Zuschussgeschäft bleiben. „Mit dem puren Fahrstromverkauf ist in absehbarer Zeit kein Geld zu verdienen“, glaubt Krug. Profitabel könnten allenfalls Ultraschnelllader an besonders guten Standorten sein, etwa an attraktiven Autobahnraststätten oder in Shopping-Bezirken der Innenstädte. Die meisten Stromtank-Plätze werden allerdings nur im Zusammenhang mit übergreifenden Geschäftsmodellen attraktiv. Krug rechnet damit, dass sich in den kommenden Jahren eine Hand voll großer Firmen herauskristallisiert, die mit Energie-Komplettangeboten ihr Geld machen und neben dem reinen Fahrstromladen auch Photovoltaik- und Energie-Systemlösungen anbieten: für private Nutzer und für Geschäftskunden.  

Prägende Marktteilnehmer könnten in Zukunft etwa die Strom- und Mineralölkonzerne wie EnBW und Shell werden. Oder auch Spin-offs aus der Automobilindustrie wie etwa die VW-Tochter Elli, die heute schon Strom, Wallboxen und ganze Energielösungen für Unternehmen bietet. Dann wird die Ladesäule möglicherweise so etwas wie früher die Bankautomaten: Mit denen wurde kein Geld verdient, sondern Vertrauen geschaffen. Bezahlt haben die Kunden sie fast unbemerkt über ihre jährlichen Bankgebühren, egal wie oft sie genutzt wurden. Beim Fahrstrom könnte auf Dauer eine ähnliche Flatrate kommen. 

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