News: Ferrari „on the rocks“ – Heißer Ritt auf kaltem Eis

Ferrari. Schon der Name klingt feurig, nach Bella Italia und Bella Macchina, vielleicht auch nach Pizza und Pasta, auf jeden Fall aber nach endlosem Sonnenschein. Und sicher nicht nach dichtem Schneetreiben, vereisten Fahrbahnen und dicken Pelzmänteln. Genau in diesem Szenario aber präsentierte sich das Einstiegsmodell der Marke, der California T, für einen ganz speziellen Ausritt – aufs blitzblanke Eis.

Was der California T bei unserem heißen Ritt auf dem kalten Eis bestens beweisen konnte, ist, welche Kraft selbst in dem Einstiegsmodell der Marke steckt.
Was der California T bei unserem heißen Ritt auf dem kalten Eis bestens beweisen konnte, ist, welche Kraft selbst in dem Einstiegsmodell der Marke steckt.

Dass solche Ausflüge bei der Marke mit dem Cavallino Rampante, dem sich aufbäumenden Pferdchen, im Logo nicht unbedingt im Lastenheft stehen, wird auf den ersten Metern schnell klar: Breite Reifen, Hinterradantrieb und Leistung im Überfluss sind Garanten für heiße Pirouetten auf dem Eis, nicht aber für größtmögliche Kontrolle und Präzision. So zaghaft wie sich ein Pferd mit seinen glatten Hufeisen auf dem spiegelnden Eis fortbewegt, tasten wir uns mit dem California T langsam nach vorne, immer auf der Suche, irgendwo doch ein bisschen Traktion zu finden. Hier oben im schweizerischen Andermatt, gut 1.500 Meter hoch, am Fuße des Gotthards gelegen, ist das allerdings vergebene Liebesmüh’. Hatte es doch über Nacht wieder Dutzende Zentimeter Neuschnee gegeben.

Nach wenigen Minuten auf öffentlichen Straßen, wo der 3,9 Liter große V8-Biturbo sein Können nicht im geringsten unter Beweis stellen konnte, führt uns die Rutschpartie ans Ziel: Dort, wo im Sommer Gutbetuchte auf professionell manikürtem Rasen kleine weiße Bälle ersuchen, in unwesentlich größeren Löchern zu verschwinden, ist mit reichlich Handarbeit – und kaltem Wasser – ein Spielplatz aus Eis entstanden. Genau das richtige Terrain, um dem Ferrari die Sporen zu geben, ohne Leitplanken, Bordsteine oder gar andere Verkehrsteilnehmer fürchten zu müssen. Und der optimale Untergrund, um entweder die elektronische Stabilitätskontrolle auf Herz und Nieren zu prüfen. Oder einfach nur jede Menge Spaß zu haben.

Um nicht schon bei der ersten Runde den mindestens 183.499 Euro teuren Roadster in einer Schneewehe zu versenken, lassen wir das ESP erstmal lieber eingeschaltet. Und das Dach geschlossen – man weiß ja nie. Doch der elektronische Helfer macht seinen Job tadellos. Zwar kommt der Ferrari kaum vom Fleck, da die Traktionskontrolle jeglichen Schlupf zu vermeiden versucht und die Motorleistung rabiat drosselt. Doch ist er in einmal in Fahrt, lässt sich der Hütchenparcours mit dem Boliden dank pausenloser Eingriffe der Regelsysteme erstaunlich einfach meistern. Wer von den 560 PS und 755 Newtonmeter etwas mehr spüren will, muss allerdings vom Comfort- in den Sportmodus wechseln. Der Schalter dafür, von Ferrari liebevoll Manettino gennant, ist direkt am Lenkrad angebracht. So kommt man einerseits mit dem rechten Daumen problemlos ran, andererseits soll diese Anleihe aus der Formel 1 das sportliche Image der Marke betonen.

Sobald der Hebel nach oben klickt, lassen die Kontrollsysteme dem Fahrer mehr Freiheiten und das ESP reagiert später. Zusätzlich wird die Gaspedalkennlinie etwas gestrafft und das schnelle Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe dreht die Gänge weiter aus. Der Ritt auf dem Eis wird deutlich rutschiger: Die Hinterräder wühlen beim Anfahren im Schnee, der Motor dreht hoch und verleiht seiner Kraft auch akustisch Ausdruck. Hohes Gekreische gibt’s beim California T allerdings nicht, vielmehr brummelt und grummelt der turbogeladene Achtzylinder kraftvoll vor sich hin.

Um nicht schon bei der ersten Runde den mindestens 183.499 Euro teuren Roadster in einer Schneewehe zu versenken, lassen wir das ESP erstmal lieber eingeschaltet.
Um nicht schon bei der ersten Runde den mindestens 183.499 Euro teuren Roadster in einer Schneewehe zu versenken, lassen wir das ESP erstmal lieber eingeschaltet.

Sobald die Räder ein wenig Grip auf dem verschneiten Golfplatz gefunden haben, prescht der Ferrari nach vorne; im Sportmodus allerdings liegt deutlich mehr Verantwortung beim Fahrer, um nicht alle Pylonen abzuräumen. Ein Hauch zu viel Gas in der Kurve, schon tänzelt der California mit dem Heck, und würde sich am liebsten gleich um die eigene Achse drehen. Dann heißt es flott Gegenlenken, denn bis die Stabilitätskontrolle eingreift, dauert es. Für den maximalen Fahrspaß lässt sie sich mittels Manettino freilich auch ganz abschalten – dann allerdings endet das Driftvergnügen schnell und der Ferrari macht einen auf Prima Ballerina. Erst nach einigen Runden mit flotten Drehern um die eigene Mitte gelingt es uns, Gaspedal und Lenkrad so feinfühlig zu koordinieren, dass der gut 1,7 Tonnen schweren California quer – und mehr oder weniger elegant – durch die Kurve jagt. Jetzt trauen uns wir uns auch, das Klappdach aufzumachen, das in 14 Sekunden im Kofferraum verschwindet.

Noch flinker, nämlich nach gut 11 Sekunden, soll der Ferrari schon 200 km/h schnell sein, den Null-auf-hundert-Sprint absolviert er in 3,6 Sekunden. Beides Werte, die auf der spiegelglatten Eisbahn ebenso wenig nachzuprüfen sind, wie die Vmax von 316 km/h. Und auch den serienmäßigen Carbon-Keramik-Bremsen müssen wir einfach glauben, dass sie den 2+2-Sitzer auf trockener Straße in Windeseile zum Stehen bringen. Was der California T dagegen bei unserem heißen Ritt auf dem kalten Eis bestens beweisen konnte, ist, welche Kraft selbst in dem Einstiegsmodell der Marke steckt. Und wieviel Spaß man auch mit einem Ferrari im Winter haben – zumindest dann, wenn der Spielplatz groß genug ist.

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