Offen für alles – Das VW T-Roc Cabrio 

Wolfsburg hat sich entschieden. Volkswagen entwickelt sich zur SUV-Marke. Deshalb bekommt nicht mehr der Golf das Cabrio zur Seite gestellt, sondern der erfolgsverwöhnte T- Roc. Mit dem vom Cousin geerbten elektrischen Stoffdach soll der hochbeinige Fronttriebler für ab 27.495 Euro zur Sonne und zum Erfolg streben. Autohub hat sich ein Bild davon gemacht, ob Volkswagen damit auf dem windstillen Oben-Ohne-Markt eine große Welle gelingen kann. 

Neuheiten im Open-Air Segment sind selten geworden. Die Idee – oder den Mut – ein SUV zum Cabrio umzumodellieren, hatte als erster Hersteller überhaupt Nissan. Allerdings kam der offene Murano in Europa überhaupt nicht ins Programm, geschweige denn auf die Straße. Und auch bei Range Rover hielten sich die Erfolge des Evoque Cabrios in so bescheidenen Grenzen, dass bei der Neuauflage des kleinsten Range Rover die offene Version in der Versenkung verschwand. Der große Hit, den Marketingstrategen quasi als zweite SUV-Welle zu inszenieren gedachten, sind die hochbeinigen Cabrios offensichtlich nicht geworden.

VW besitzt lange Kompetenz für Cabrios   

Was aber in Wolfsburg nicht für ein unumstößliches Gesetz gehalten wird. Wie Volkswagen ja generell eine Welt für sich mit mitunter sehr eigenen Gesetzen ist. Was für alle gilt, muss deshalb nicht für VW stimmen oder gelten. Anders als Nissan und Range Rover verfügt der niedersächsische Riese als weltgrößter Automobilhersteller über eine Vertriebsorganisation mit echter Marktmacht. Hinzu kommt, dass – anders als Nissan und Range Rover – Volkswagen eine beträchtliche und sehr lange Kompetenz für Cabrios besitzt. Und last but not least schafft Volkswagen sich für sein T-Roc Cabrio in gewisser Weise auch selbst einen Markt, weil Alternativen im eigenen Haus gerade ausgelaufen sind und Beetle-Cabrio-Besitzer wie dereinst Golf-Cabrio- und Eos-Käufer zum Umschwenken gebracht werden sollen.

Wer ein Cabrio fährt, wird über Maß wahrgenommen  

Der Erfolg eines offenen Autos lässt sich recht schnell an der Zahl der offenen Münder und sonstigen Sympathie-bekundungen ablesen. Danach zu urteilen, sollte der T-Roc auch offen seinen Weg machen. Unser kontrastreich weiß-schwarz kombinierter Testwagen im sportlichen R-Line-Design verzückt trotz seines bullig-muskulösen Auftritts mit hoher Gürtellinie und robust beplankt augenscheinlich recht viele Menschen, denen wir bei – höchst hilfreich – zumindest stundenweise schönstem Herbstwetter – begegnen. Und genau dieses Wahrgenommen werden über das normale Maß hinaus ist nun einmal ein nicht zu unterschätzendes Argument für den Kauf eines Cabrios. 

 

4.000 Euro mehr als die geschlossene Version  

Im Fall T-Roc liegt der Preisunterschied zur geschlossenen Version bei etwa 4.000 Euro für all jene, die “einfach nur offen” kaufen wollen. Anders als das Basis-Cabrio mit seinem 1,0 Liter Dreizylinder und 115 PS besitzt das getestete Modell mit dem 1,5 Liter TSI Motor einen Zylinder und 50 PS mehr, für deren Verteilung sich eine Siebenstufen-Automatik als Direktschaltgetriebe zu kümmern hat. Dieses Leistungs- und Komfortplus schlägt sich auf der Preisseite schon mal mit einem Zuschlag von 7.340 Euro nieder. Mit dem R-Linie-Umfang landet man dann bei ab 34.835 Euro. 

Fahrwerk in Normalstellung für vergnügliches Fahren 

Von den diversen Extras, die unser Testwagen darüber hinaus noch aufzuweisen hatte und die ihn unterm Strich dann auf knapp über 41.000 Euro hievten, empfanden wir – einmal mehr – die elektronische Fahrwerksregelung (DCC) als am leichtesten verzichtbare Zugabe. Ihre Wirkung ist weit weniger wert als 1.045 Euro, die dafür fällig werden. In der Normaleinstellung werden ganz sicher 90 Prozent der T-Roc-Cabrio-Besitzer mehr als 99 Prozent ihrer Kilometer abspulen. Was eine höchst vergnügliche Form des Fahrens bedeutet. 

Windschott gegen Aufpreis schützt die Frisur

Die gut passenden R-Line-Ledersitze nehmen einen nach einem etwas mühsamen Griff nach hinten zum Sicherheitsgurt in sich auf, als wollten sie einen nicht mehr loslassen. Das beruht bei der schmeichelnden und mit Kurven gesegneten Fahrt durch das Sauerland durchaus auf Gegenseitigkeit. Trotz der SUV-typisch erhöhten Sitzposition sorgt zumindest bei normaler Körpergröße das (leider nur optionale und mit 331 Euro auch reichlich gut bezahlte) Windschott für hinreichenden Schutz vor Verwirbelungen der Frisur. Bei frischen 12 Grad draußen fährt es sich oben ohne und voller Dröhnung aus der Klimaautomatik, die sich jetzt automatisch noch mehr ins Zeug legt, erstaunlich angenehm und weitgehend ohne störende Windgeräusche. 

Dach öffnet und schließt in Sekundenschnelle 

Bleifarbene Wolken am Horizont verheißen jetzt nichts Gutes. Irgendwie trauen wir dem Mythos, dass man mit einem Cabrio offen trocken durch Regen fahren kann, wenn man nur schnell genug fährt, nicht. Da ist es gut zu wissen, dass sich die dreilagige Stoffmütze, die sich schon im Golf bewährte, binnen etwa elf Sekunden wieder schützend zusammenfaltet. Oder in neun Sekunden wieder öffnet. Für alle gleichermaßen Unentschlossenen: Das funktioniert über einen Schalter auf der Mittelkonsole auch während der Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h. Oder von außen natürlich über den Funkschlüssel. 

Auf Wunsch sogar eine Anhängerkupplung 

Das Platzangebot vorne ist in dem 4,37 Meter langen T-Roc Cabrio gut. Der Einstieg nach hinten gestaltet sich wegen fehlender Fondtüren etwas mühsam und über den knappen Kofferraumplatz von 280 Liter bei voller Besetzung hinter der kleinen Luke könnte man auch maulen. Aber Frischluftfanatiker, die partout nicht ohne Reitequipment, Fahrräder oder sonstiges Gepäck unterwegs sein wollen, können sich ja für eine bei einem Cabrio eigentlich eher selten anzutreffende Anhängerkupplung entscheiden. Gegen 775 Euro Aufpreis darf das SUV-Cabrio dann bis zu 1.700 Kilogramm an den Haken nehmen und seinem Namen als sportliches Nutzfahrzeug gerecht werden.

 

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