Schwäbischer Sport-Sparwagen – Mercedes-Benz A 250e AMG-Line

Erfolg verleiht ja angeblich Flügel. Die starke Nachfrage nach reinen Elektroautos und hybridisierten Variationen des Verbrennungsmotors lässt Daimlerchef Ola Källenius schon jetzt optimistisch in das Jahr 2030 blicken. Noch schneller als geplant soll der elektrifizierte Absatzanteil im PKW-Geschäft bis dahin auf über 50 Prozent steigen. Ob die A-Klasse als Plug-In-Hybrid das hält, was Mercedes-Benz bei der kleinsten Baureihe an elektrischer Einsatzfähigkeit im Alltag verspricht, hat AUTOHUB mit dem 250e mal genauer unter die Lupe genommen.    

Plug-In-Hybride spielen eine wichtige, aber nicht unumstrittene Rolle auf dem Weg in eine ökologisch saubere Mobilität. Nur bei konsequenter elektrischer Nutzung kann die Kombination von aufladbarem E- und klassischem Verbrennungsmotor nämlich eine wirklich sinnvolle Brückentechnologie im Übergang zu den reinen Stromern bilden, die Mercedes-Benz mit dem Label „EQ“ kennzeichnet. Die Teilzeitstromer wiederum erkennt man nach der etwas eigenwilligen schwäbischen Nomenklatur an der Bezeichnung „EQ-Power“. 

Hybridantrieb und Performance sind kein Widerspruch  

Ausgerechnet im Outfit der auf Performance abzielenden „AMG-Line“ tritt der Kompaktwagen aus Stuttgart mit E-Kennzeichen und dem 250e-Label auf dem Heck zum Test an. Doch das ist nur auf dem ersten Blick ein Widerspruch, denn auch die Affalterbacher Mercedes-Tochter bringt ihre Sportmodelle zunehmend mit Hybridantrieb auf die Straße. Im Innenraum des A 250e gefallen uns die angenehm anliegenden, nobel duftenden Ledersitze mit roten Farbakzenten durch gutem Seitenhalt. Wie alle verwendeten Materialien machen sie einen hochwertigen Eindruck und sind nach Mercedes-Manier gut verarbeitet.

Kleinerer Kofferraum als die reinen Verbrenner 

Fahrer und Beifahrer finden in der Kompaktlimousine ordentlich Platz. Hinten geht es zwar etwas enger zu, aber über zu wenig Fußraum oder Abstand zum Dachhimmel hat sich niemand beschwert. Für den anstehenden Großeinkauf im Supermarkt gilt es dann weniger, mit der elektrischen Reichweite zu jonglieren als mit dem Platzangebot im Kofferraum. Der bietet mit 345 Litern 45 Liter weniger als die Varianten mit den reinen Verbrennern. 

Der Verbrenner wird bei Volllast knurrig  

Die 218 PS Systemleistung und ein sattes Drehmoment von 450 Newtonmeter, die in unserem Testwagen ein Vierzylinder und ein Elektromotor auf die Vorderräder stemmen, bilden bereits einen appetitlichen Vorgeschmack auf sportliches Temperament. Dass der 1,3 Liter Benziner unter Last schnell akustisch auffällig und recht knurrig wird, wirkt verzeihlich. Dank der formidablen Achtgangautomatik und der direkten Lenkung dämpft auch das hohe Leergewicht von 1.710 kg (allein der Akku bringt 150 kg auf die Waage) die Agilität nur moderat. 

Rekuperationsleistung in Perfektion  

Bei beherztem Zugriff auf die Reserven des A 250e kommen trotz erkennbarem Streben nach Perfektion der Performance kurze Sequenzen, in denen der Frontantrieb mit dem Vortrieb über Kreuz liegt. Das werden “echte AMG-Hybride” sicher besser machen (müssen). Dennoch: Diese A-Klasse hat ohne Zweifel ausgeprägt sportive Gene und Reichweitenängste kann man getrost vergessen. Denn was die Daimler-Ingenieure in Sachen Lade- und Rekuparationsleistung hier abliefern, ist ein Top-Hybrid.  Unsere ehrgeizig gesetzten Ziele, die rein elektrisch gefahrenen Strecken zu maximieren, erledigt der schwäbische Sport-Sparwagen mit Bravour.

Selbst Überholmanöver gelingen rein elektrisch 

Einmal aus der Stadt heraus, gelingen selbst Überholmanöver, ohne dass der Verbrenner das Ruder übernimmt. Endlich ein Hybrid, bei dem E-Energie nicht als Feigenblatt fürs Anfahren reichen muss. Der kleine Benz knackt rein elektrisch die 100km/h Marke locker und noch etwas mehr, ohne Abgase zu emittieren, ohne dass ihm dann schon noch 20 Kilometern die Luft ausgeht. 50 Kilometer waren es dann aber nicht ganz.

Mehr als 70 Kilometer Reichweite  

In klassischen, gemischten Alltagseinsatz, der für die Förderung entscheidend ist, liefert der Hybrid dann aber ein elektrisches Reichweiten-Potenzial von mehr als 70 Kilometern. Gefühlt sehr viel konsequenter als die Masse der Konkurrenzmodelle zieht die elektrisierte A-Klasse elektrische Energie per Rekuperation. Diese sehr effektive Zurückgewinnung von Bremsenergie lässt sich in ihrer Stärke über Schaltwippen am Lenkrad dosieren. Das geht allerdings nicht bis zu einem „One-Pedal-Feeling“, bei dem über das Gaspedal und seine Dosierung regelrecht gebremst wird. Das würde zu diesem sportlich ambitionierten Fahrzeug auch nicht passen.

Fahrprogramme lassen rein elektrische Schwerpunkte setzen 

Wie in jedem Mercedes-Benz Plug-in-Hybrid stehen auch im A 250 e die  Fahrprogramme „Electric“ und „Battery Level“ zur Verfügung. In „Electric“ kann die maximale E-Performance ausgelebt werden. Erst und nur, wenn man beim Fahrpedal auf den Kickdown geht, schaltet sich der Verbrennungsmotor dazu. Je nach Bedarf und „Fahrerprofil“ lassen sich über ECO, Comfort und Sport entweder fahrdynamische Schwerpunkte oder emissionsfreie rein elektrische Schwerpunkte setzen.

Fünf Stunden Aufladen an der Haushaltssteckdose reichen 

Mit Hausstrom aus einer gewöhnlichen Steckdose lässt sich der genügsame Schwabe in etwas über fünf Stunden relativ schnell wieder aufladen. An einer 7,4 Wallbox mit Wechselstrom benötigt er von 10 auf 100 Prozent 1 Stunde und 45 Minuten. Beim Gleichstromladen beträgt die Ladezeit auf bis zu 80 Prozent etwa 25 Minuten. Mit voll geladener Batterie zeigt der Bordcomputer im Stadtverkehr einen Stromverbrauch von 18  kWh/100 km an. Nach dem Einsatz auf der Landstraße beträgt der Durchschnittswert 13,00 kWh/100 km, auf der Autobahn genehmigt sich der Testwagen dann über 20 kWh/100 km. 

Auf längeren Strecken gönnt sich der Hybrid vier Liter Super  

Die von Mercedes-Benz im Datenblatt angegebenen Verbrauchswerte (1,5 Liter Super für 100 Kilometer) sind – wie eigentlich immer – im Alltag nicht zu schaffen. Wer dieses Auto nur kurze Strecken am Tag bewegt und konsequent danach an die Steckdose geht, kann so auch ganz ohne Kraftstoff zurechtkommen. Bei normaler Alltagsnutzung, wechselnden Straßentypen und Strecken, stellt sich bei uns ein realer Verbrauchsschnitt von etwas über vier Liter Benzin ein.  

Reichweitenängste nur beim Brettern in AMG-Manier 

Fazit: Bei behutsamer Fahrweise zeigt sich der kleine Hybrid überraschend genügsam. Wer allerdings zeigen will, was es mit den dicken Chrom-Endrohren auf sich hat und in AMG-Manier brettern will, kommt beim Ausreizen der Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h dann auch in zweistellige Verbrauchsregionen. Dann kann es auf einmal doch Reichweite zum Problem werden: Der Tank der Plug-in-A-Klasse fasst nur 35 Liter. In einen Mercedes-Benz A 250e muss man mindestens 31.045,00 Euro investieren. Unser Testwagen kam inklusive diverser Extras wie der AMG Line, dem Navigation Premium Paket mit MBUX Augmented Reality und im „designo mountaingrau magno“ auf 60.636,45 Euro. Ein stolzer Preis für ein Kompaktfahrzeug, immerhin  mit einer – je nach Fahrweise zumindest zeitweise – ökologisch weißen Weste

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