Test: Seat Arona TGI

Effizienter Sparantrieb trifft auf das boomende Trendsegment

Der Seat Arona TGI ist als Mini-SUV mit Erdgasmotor eigentlich das ideale Pendler-Auto. Doch für die Langstrecke oder als reiner Stadt-Zweitwagen wäre er aber doch die falsche Wahl.

Erdgas – die Kraftstoff-Alternative

Erdgas als Kraftstoff müsste eigentlich voll im Trend liegen. Das sogenannte CNG ist preiswert und verbrennt vergleichsweise sauber – eine Kombination, die in Zeiten der Dieselkrise doppelt interessant scheint. So richtig in Schwung kommt der alternative Energieträger jedoch bislang nicht. Neue Modelle wie der Seat Arona TGI sollen das nun ändern. Erstmals nämlich wird damit der Erdgasantrieb auch im beliebten Segment der urbanen Crossover angeboten.

 

Bessere CO2-Bilanz

Seat zählt als Teil des VW-Konzerns zu den Triebkräften hinter dem aktuellen Mini-Comeback des Erdgasantriebs. Die Norddeutschen und vor allem ihre Töchter aus Tschechien und Spanien haben den Alternativsprit als Möglichkeit entdeckt, den einbrechenden Diesel-Absatz aufzufangen. Erdgas toppt die gute CO2-Bilanz des Diesels noch einmal – und hilft im Idealfall, die Emissionsziele der EU-Gesetzgebung zu erreichen und damit auch, Strafzahlungen zu verhindern. Die strategische Dimension der neuerlichen Erdgas-Offensive muss den Kunden nicht groß kümmern. Höchstens insofern, als dass das starke Verkaufsinteresse auf Herstellerseite aktuell für besonders gute Angebote sorgt. Der Erdgas-Arona kostet zurzeit 20.320 Euro – und ist damit nur noch 1.000 Euro teurer als der vergleichbare Benziner. Das war auch einmal anders.

Günstiger Einstieg in die Effizienz-Welt CNG

Die geringe Preisdifferenz behebt einen der traditionellen Erdgas-Nachteile zumindest teilweise: das lange Zeitfenster, bis sich CNG-Autos im Vergleich mit ihren konventionell betriebenen Brüdern amortisieren. Bei Seats Crossover fällt die Rechnung nun relativ günstig aus: Je 100 Kilometer Fahrt spart die Erdgasvariante gegenüber dem Benzinermodell rund 3 Euro an Kraftstoffkosten (bei 1,46 Euro/Liter Super und 1,10 Euro/Kilo Erdgas, jeweils auf Grundlage des Normverbrauchs). Nach rund 33.000 Kilometern hätte man den Aufpreis dann schon allein über die Tankkosten raus. Der ADAC macht eine noch detailliertere Rechnung inklusive Wertverlust, Wartungskosten und Steuern auf. Dort ist der Arona TGI in jeder der vier untersuchten Fahrleistungsklassen (10.000 bis 30.000 Kilometer/Jahr) bei fünf Jahren Haltedauer günstiger zu betreiben als die entsprechenden TSI- und TDI-Modelle, spart jeweils knapp vier Cent pro Kilometer gegenüber der nächst günstigen Variante.

Was bleibt vom CNG-Vorteil in der Praxis?

In der Praxis ist ein genauer Vergleich schwierig, denn für unseren Test war nur die CNG-Version zur Verfügung, ein vergleichbares Benzinermodell nicht zur Hand. Doch auch solo kann der TGI beeindrucken. So benötigt er im Schnitt, bei einem sehr hohen Autobahnanteil, rund 4.2 Kilogramm vom sogenannten H-Gas, der im Testumfeld erhältlichen CNG-Variante mit höherwertigen Energiegehalt. Die Herstellerangaben – 3,9 kg/WLTP – legen das höherwertige und und auch teurere H-Gas zugrunde. Mit dem günstigeren L-Gas kosten 100 Kilometer in der Praxis bei einem Kilopreis von rund 96 Cent knapp 5 Euro. Billiger geht es mit einem konventionellen Auto kaum. Wer auf Autobahntempo verzichtet und Land- oder Stadtstraßen nutzt, kann den Verbrauch ohne Problem Richtung 4 Kilogramm drücken. Dazu kommt eine gute Schadstoffbilanz: CNG-betriebene Motoren emittieren im Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren bis zu 25 Prozent weniger CO2, bis zu 95 Prozent weniger Stickoxide und bis zu 99 Prozent weniger Rußpartikel.

Sind 25% weniger CO2 nicht bereits ein gutes Argument?

Ob sich das monetäre Sparpotential an der Zapfsäule in der Praxis realisieren lässt, hängt in einem starken Maße von der vorhandenen Infrastruktur ab. Und die ist leider noch immer lückenhaft: Lediglich rund 850 Tankstellen gibt es zurzeit in Deutschland, Benzin und Diesel kann man dagegen an rund 15.000 Standorten tanken. Selbst das nicht mit CNG zu verwechselnde Autogas führen immerhin über 6.000 Stationen. Was das Spritversorgungs-Problem im Falle des Arona TGI noch verschärft: Die Reichweite im Gasbetrieb liegt in der Praxis bei rund 220 – 250 Kilometern, unter günstigen Bedingungen sind vielleicht etwas mehr als 300 Kilometer drin. Danach muss mit Benzin aus dem Nottank weitergefahren werden, maximal sind so rund 400 Kilometer drin. Gut also, wenn man sich nicht allzu weit von der heimischen Gas-Zapfstelle entfernt. Oder auf der Route beziehungsweise am Ziel auftankt. Wer regelmäßig die gleichen Strecken fährt, kann das möglicherweise mit geringem Aufwand organisieren. Wer flexibel in ganz Deutschland oder gar dem Ausland unterwegs sein will, hat es schon schwieriger.

Seat Arona TGi – Die Alternative für die Langstrecke?

Ein ausgewiesenes Langstreckenauto ist der Seat jedoch ohnehin nicht. Gibt sich der kleine 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo (66 kW/90 PS) im Stadtverkehr nach dem Überwinden seiner massiven Anfahrschwäche noch munter und spritzig, geht ihm oberhalb des Landstraßentempos schnell die Luft aus. Überholen muss gut abgepasst und von fleißigem Rühren im manuellen Sechsganggetriebe begleitet werden. Ein optionales Automatikgetriebe ist leider nicht verfügbar. Der kleine Ottomotor unterlegt all das mit kernigem Dreizylinderklang, bevor er oberhalb der Richtgeschwindigkeit gemeinsam mit Abroll- und Windgeräuschen für ein auf Dauer wenig störendes Geräuschniveau im Innenraum sorgt. Schwerer dürfte in der Reise-Praxis der kleine Kofferraum wiegen; weil unter der Ladefläche der Erdgastank untergebracht ist, stehen nur noch 282 Liter zur Verfügung (Benziner und Diesel: 400 Liter), die erlaubte Zuladung beträgt 477 Kilogramm inklusive Fahrer. Die Auslagerung von Koffer und Co. in einen Anhänger ist keine Option, eine Kupplung ist weder erhältlich noch zugelassen. Trotz des angemessen komfortablen Fahrwerks und der ordentlichen Sitze ist der TGI in der Summe daher eher eine Option für die Mitteldistanzen.

Seat Arona TGi – Die richtige Lösung, wenn…

Wer genau diese im Fahrprofil hat – und vielleicht noch an beiden Ende der Route eine Erdgastankstelle kennt, ist mit dem Arona bestens bedient. Wer nur Kurzstrecken fährt, braucht einen langen Atem, um den Aufpreis wieder hereinzuholen. Und für die ganz große Entfernung fehlt es außer an Reichweite auch an Transporter-Genen.

Seat Arona 1.0 TGI – Technische Daten:
Kleinwagen-SUV, Länge: 4,14 Meter, Breite: 1,78 Meter, Höhe: 1,55 Meter, Radstand: 2,57 Meter, Kofferraumvolumen: 282 bis 1.162 Liter.

1,0-Liter-Dreizylinder-Ottomotor mit Turboaufladung, Sechsgang-Schaltgetriebe, 66 kW/90 PS, maximales Drehmoment: 160 Nm bei 1.900 bis 3.500 U/min, 0-100 km/h: 13,3 s, Vmax: 172 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,9 kg (WLTP), CO2-Ausstoß: 106 g/km, Tankinhalt: 13,8 kg, Normreichweite 360 Kilometer, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: A, Testverbrauch: 5,2 l/100 km; Preis: ab 19.820 Euro.

Kurzcharakteristik – Seat Arona 1.0 TGI:
Warum: sehr niedrige Tankkosten
Warum nicht: geringe Reichweite, wenig Tankstellen
Was sonst: der kommende Skoda Kamiq TGI, Seat Leon TGI, Seat Mii TGI – und die jeweilige Konzern-Verwandtschaft

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