„Let´s go to Detroit“, heißt es in einem meiner Lieblingsfilme – „Out of Sight“. Man mag über den Streifen sagen was man will, aber der Satz stimmt in diesem Jahr, wie selten. Neben der Modellpflege des Kompakt-SUV Mercedes-Benz GLA zeigen die Stuttgarter auf der NAIAS 2017 in Detroit die Auffrischung des Mercedes-AMG GT. Und sich diesen Boliden aus der Nähe anzusehen lohnt sich wirklich, schließlich sprechen wir hier von mehr als ein reines Facelift: Der Parade-Sportler wird um den Mercedes-AMG GT C ergänzt, der zwischen AMG GT S und AMG GT R positioniert wird. Zu viel Buchstaben-Wirrwarr? Wir bringen Licht ins Dunkel!
Alles Gute zum Geburtstag, AMG! 50 Jahre gibt es die nicht gerade zahme Abteilung der Stuttgarter nun schon und das bedeutet gleichzeitig „50 Years of Driving Pleasure” – so drückt es zumindest AMG aus. Für alle anderen heißt das: V8-Turbo-Power vom Feinsten, da es nun sage und schreibe sieben Varianten der Mercedes-AMG GT gibt, die fast alle auf einen aufgeladenen 4.0 Achtzylinder vertrauen.
Das schnellste Pferd im Stall: Weiterhin der AMG GT R
Den Einstiegt in die schöne neue AMG GT-Welt geschieht mit 476 PS. Damit legt das Basis-Aggregat um 14 PS und 30 Nm zu. Das maximale Drehmoment liegt somit bei beeindruckenden 630 Nm. Der Nächststärkere im Bunde ist der Mercedes-AMG GT S. Seine Leistung wuchs um 12 auf insgesamt 522 Pferdestärken und kann mit einem Drehmoment von 670 Nm wuchern. Das stellt einen Zuwachs von 20 Nm dar. Neu ist der AMG GT C als Coupé – als Roadster gibt es diese Variante bereits. Er leistet 557 PS und leitet 680 Nm an die Hinterräder. Die stärkste straßenzugelassene Version nennt sich AMG GT R, ist uns bereits als grüner Hulk bekannt und generiert gewaltige 585 PS und runde 700 Nm. Als Topmodell darf hier der AMG GT3 gelten, der als waschechter Rennwagen aber ein anderes Kapitel markiert. Zählt man die jeweiligen Cabrio-Versionen hinzu, kommt man so auf sieben AMG GT Varianten, also eine ganze Modellfamilie.
Mehr als nur eine optische Anpassung
Zu verdanken sind die Leistungszuwächse teilweise der angepassten Optik. Auffälligstes Merkmal ist die neue Frontpartie mit dem vom GT R bekannten „Panamericana Grill“. Dieser ziert nun alle AMG GT-Modelle und soll die Nähe zum Motorsport betonen. Mit seinen 15 verchromte Streben, die wie angriffslustig gefletschte Zähne wirken, macht er die Front aggressiv und betont die Breite. Aber, zurück zum Thema, die Funktion profitierte auch dadurch. Durch die vergrößerten Lufteinlässe konnten die Luftzufuhr und der Abtrieb verbessert werden.
Zudem findet nun das aktives Luftregelsystem „AIRPANEL“ Anwendung. Es verfügt über senkrechte Lamellen im unteren Bereich der Frontschürze, die sich innerhalb von Sekundenbruchteilen schließen und öffnen lassen. Somit lässt sich eine bedarfsgerechte Kühlung der Aggregate erreichen. Im Normalbetrieb sind die Lamellen geschlossen, um einen besseren Luftwiderstand zu gewährleisten. Erst mit Erreichen bestimmter Temperaturen öffnen die Lamellen für eine maximale Kühlluft-Durchströmung. So konnte der Ölkühler von der Front in die Radläufe wandern und mehr Platz für den Hauptwasserkühler schaffen.
Daraus resultieren natürlich verbesserte Fahrleistungen. Die kleinste Ausbaustufe, der AMG GT Roadster, sprintet in exakt 4,0 Sekunden auf 100 km/h und erreicht maximal 302 km/h. Der GT S schafft diese Disziplin in 3,8 Sekunden und schießt mit 310 km/h dahin. Der neue Mercedes-AMG GT C ist eine Zehntel und sieben Stundenkilometer schneller, während der GT R nochmals eine Zehntel und einen weiteren Stundenkilometer drauflegt.
Der Mercedes-AMG GT R als Organspender
Doch die Papierform gibt die gesteigerte Fahrdynamik nur unzureichend wieder. So bietet der neue Mercedes-AMG GT C zahlreiche Details, die aus dem GT R übernommen wurden. Da wäre etwa das Heck mit einem Zuwachs von 57 mm, das nicht nur umwerfend aussieht, sondern auch die Unterbringung einer breiteren Spur ermöglicht. Zusätzlich installierten die Ingenieure die vom GT R bekannte aktive Hinterachslenkung, dank der sich noch höhere Kurvengeschwindigkeiten realisieren lassen. Bis 100 km/h schlagen die Hinterräder entgegen der Richtung der Vorderräder ein und bewirken ein agileres Einlenken in Kurven. Zudem reduziert sich so der Wendekreis. Bei Tempi über 100 km/h lenken die Hinterräder mit den Vorderrädern ein und erzeugen mehr Fahrstabilität. Weiterer positiver Effekt: Der massive Hinterachsgrip und die große Stabilität. Sein Übriges tut ein Hinterachssperrdifferential, das bei den Modellen AMG GT S, C und R serienmäßig verbaut ist.
Natürlich profitiert auch der Mercedes-AMG GT C vom AMG Sportfahrwerk, das fast vollständig aus Aluminium besteht. Das spart Gewicht und reduziert die ungefederten Massen. Für eine hohe Spur- und Sturzsteifigkeit sowie verbesserte Kurven-Performance sorgt indes die AMG RIDE CONTROL. Ihre stufenlosen, adaptiven Dämpfer werden elektronisch geregelt und passen die Dämpfung an die jeweilige Situation an.
Dunkler Geselle: Das Sondermodell Edition 50
Ihren Start feiern diese Optimierungen im Sondermodell Edition 50. Es ist in den zwei exklusiven Sonderlackierungen „designo graphitgrau“ und „designo kaschmirweiß magno“ erhältlich. Unterstrichen wird der sportlich-düstere Look von Applikationen in Chrom schwarz, der sich bis in die Kreuzspeichen-Felgen zieht.
Im Interieur wird das Thema aus Schwarz und Silber weiter ausgelebt. Das zeigt sich vor allem an der Lederausstattung „Nappa STYLE“ mit ihren grauen Kontrastziernähten, die eine sehr chice Rautensteppung ergeben. Zusätzlich gibt es hier schwarze Umfänge für die Lenkradspeichen, die Schaltpaddel und weitere Elemente. Und wenn man einem Mercedes-AMG GT-Fahrer begegnet, der einen seltsamen Haarschnitt am Hinterkopf trägt, dann liegt das sicherlich nicht an seinem Friseur, sondern am Sondermodell. Schließlich tragen die AMG Performance Sitze der GT Edition 50 eine Prägung in den Kopfstützen, die sich bei der gebotenen Performance sprichwörtlich in die Köpfe brennen wird.
Ansonsten wurde das Ausstattungsangebot der anderen Mercedes-AMG GT-Varianten erweitert. Neben vielen Design-Details gibt es nun das „AMG Track Pace“. Mit dessen Hilfe soll das Smartphone zum Renningenieur werden, indem hier Rundenzeiten und weitere wichtige Details von der Rennstreckenfahrt aufgezeichnet werden. So kann man seine Fahrweise auf der Piste analysieren und verbessern. Vielleicht übernimmt diesen Part in ein paar Jahren aber irgendein autonomes Fahrsystem. Solange das aber nicht der Fall ist, freuen wir uns über die herrlich martialische Art des „geMoPften“ Mercedes-AMG GT!