Neuer Renault Clio

Außen Evolution, innen Revolution – die fünfte Generation des Renault Clio legt vor allem bei den wahren Werten deutlich zu. In Technik und Komfort haben die Franzosen kräftig investiert. Alte Clio-Freunde müssen allerdings auch Abschied nehmen können.

So offen wie Antoine Genin reden nur wenige Designer über die Schwächen eines Autos ihrer Marke: „Das Innere des Clio hat bisher einfach nicht gehalten, was das Äußere versprochen hat.” Innovativ, wertig und sportlich stehe der Kleinwagen da. Aber Material und Verarbeitung im Interieur sprechen eine andere Sprache. Der Bildschirm in der Mittelkonsole etwa sehe aus „wie ein Fernseher der siebziger Jahre.” 

Mehr weiche Stoffe und Kunststoffe werten den Clio spürbar auf

Zum Glück für seinen Arbeitgeber sprechen die Kunden nicht so ein hartes Urteil. Der Clio ist in Europa nach wie vor Marktführer seines Segments. 2018 haben die die Franzosen rund 1.000 Clio verkauft – jeden Tag. Mit Generation 5, die jetzt auf dem Genfer Autosalon präsentiert wird, will Renault den Erfolg fortsetzen. Und die Chancen stehen gut.

Äußerlich ist das Design jetzt noch etwas angespitzter, der Viermeter-Wagen einen Zentimeter kürzer und knapp drei flacher. Chromleisten und serienmäßiges LED-Licht lassen ihn mehr glitzern. Auf den ersten Blick ist der Unterschied zum Vorgänger aber nicht so augenfällig. Dennoch steht der Clio V auf einer komplett neuen Plattform.

Äußerlich ist das Design jetzt noch etwas angespitzter, der Viermeter-Wagen einen Zentimeter kürzer und knapp drei flacher

Wer sich hinters Steuer setzt, bemerkt sofort den Unterschied: Das Cockpit hinterm Lenkrad gibt es auf Wunsch komplett digital animiert. In den höheren Versionen fällt zudem ein hochkant stehender Monitor mit 9,3 Zoll Größe auf. Der größte Touchscreen in dieser Klasse macht viel Sinn: Denn dadurch lassen sich die Informationen hochaufgelöst auf dem Platz von zwei Sieben-Zoll-Bildschirmen übereinander anzeigen. Also etwa Navi oben und darunter das Musikprogramm und Telefonfunktion.

Das Cockpit hinterm Lenkrad gibt es auf Wunsch komplett digital animiert

Der Wohlfühlfaktor im Clio ist auch sehr gestiegen. Passagiere hinten müssen zwar mit sehr schmalen Fenstern vorlieb nehmen, aber dafür sitzen sie angenehm. Genin und seine Kollegen haben die Sitzlehnen ohne Komfortverlust dünner gestattet – und auch sonst clevere Platzlösungen gefunden. Die ganze Mittelkonsole mit Schaltknüppel, Klimareglern und Touchscreen etwa wandert nach oben. Das macht den Innenraum luftiger.

Trotz kürzerer Karosserie legt der Clio auch beim Kofferraum kräftig zu: 391 Litern Fassungsvermögen sind derzeit Bestwert in der Klasse. Wer größeres Gepäck mitnimmt, bekommt nach dem Umlegen der Rückbank eine ebene Ladefläche und unter einem doppelten Boden noch einmal Stauraum. Kisten muss der Packmeister aber über eine hohe Ladekante heben. Weitere Staufächer im Innenraum bieten zusätzliche 26 Liter Platz.


Mehr weiche Stoffe und Kunststoffe werten den Clio spürbar auf – bei den besseren Varianten jedenfalls. Die Basis, die wohl bei knapp 13.000 Euro loslegt, wird trotz reichlich Hartplastik aber auch nicht ärmlich aussehen. Schließlich sind ein kleinerer Touchscreen, Verkehrszeichenerkennung oder Spurhaltewarner auch da schon an Bord. Und ein Basis-Einliter-Benziner mit 65 PS.

Wer sich Richtung 20.000-Euro-Schallmauer bewegen kann, bekommt im neuen Clio bis zu 130 PS aus dem 1,3-Liter, der auch bei Mercedes arbeitet. Dazu passt die die sportliche Ausstattungslinie R.S. Line. Einen echten GT gibt es nicht. Die bis zu 100 PS eines neuen Einliter-Turbos werden aber auch schon flott loslegen. Den bietet Renault auch als LPG-Variante und mit Doppelkupplungsgetriebe an. Ob die beiden bekannten Diesel mit 85 und 115 PS ihren Weg nach Deutschland finden, hat Renault noch nicht entschieden.

Und auch bis zur Premiere des neuen Hybriden dauert es nach dem Marktstart im Sommer noch mindestens ein Jahr länger. Der elektrifizierte Clio wird seinen superkompakten E-Motor direkt am Getriebe haben, kombiniert mit einem 1,6-Liter-Sauger sind 130 PS Systemleistung drin. Ein, zwei Kilometer rein elektrische Startphase bringt die 1,2 kWh-Batterie auf der Hinterachse. Beim Baukasten-Bruder des nächsten Captur wird diese Batterie verzehnfacht – und das SUV so zum Plug-in-Fahrzeug. Anders aber als etwa beim ebenfalls ganz neuen Peugeot 208 ist aber vom Renault Clio keine rein elektrische Ausgabe in Sicht.

Bei den Assistenzsystemen sind nun auch automatischer Spurhalter, autonomer Geschwindigkeitsregler und sogar ein Stauassistent zu haben – leider vorerst nur im 1,3-Liter-Benziner. Das hält den Clio in der Mitte der Spur und beherrscht das Stop-and-Go. Adaptives Fernlicht und ein modernes Infotainment werden aber demokratischer auf die Versionen verteilt – wenn auch nur optional. Android Auto und Apple-Carplay sind integriert, das Handy induktiv ladbar. Die Funktionen lassen sich auch per eingebauter SIM-Karte updaten. Renault verspricht, ständig neue Apps und Funktionen nachzulegen.

Abgelegt haben die Franzosen allerdings beim Clio auch – nämlich die Kombi-Variante. Die ist mangels Nachfrage beim Nachfolger gestrichen. Statt „Grandtour” sollen platzbedürftige Kunden lieber den Captur kaufen. In Deutschland zumindest funktioniert das. Das SUV war 2018 der meistverkaufte Renault. Die Spitzenposition dürfte ihm in diesem Jahr der Clio Nummer 5 streitig machen. Denn der neue Captur kommt frühestens im Winter.

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