Cabrios und Concept Cars gehören zum Genfer Autosalon wie das Kirschwasser ins Käsefondue. Das gilt auch für das diesjährige Stelldichein am Lac Leman: Der Oben-Ohne-Fraktion werden mit Mercedes C-Klasse Cabrio, Fiat 124 Spider und Porsche Boxster drei Schmankerl für den kommenden Sommer präsentiert und die Futuristen erwartet eine bunter Mix an mehr oder weniger serienreifen Fingerübungen.
Ein Hingucker ist zweifelsohne der Volkswagen T-Cross Breeze – man muss nämlich zweimal hingucken, um sicher zu sein, dass nicht aus Versehen ein Range Rover Evoque Cabrio am falschen Stand angeliefert wurde. Vor allem der Vorderwagen der kompakten Studie ähnelt dem Briten stark. Das Volkswagen aber wirklich ein derart ausgefallenes Auto auf die Straße bringen will, darf bezweifelt werden. Vielmehr gibt das 4,13 Meter lange Concept mit 81 kW/110-PS-Benziner einen Ausblick auf ein Polo-SUV; VW will zukünftig in jedem Segment einen Hochbeiner anbieten. Mit markanten LED-Ringen, schmalen Leuchten und breitem Grill deutet der T-Cross außerdem das Gesicht künftiger VW-Modelle an, und auch das fast schalterlose Cockpit mit reichlich Touch-Flächen, Gestensteuerung und gläsernen Drehwalzen statt Automatikwahlhebel und Parkbremse dürfte mittelfristig Realität werden.
Nicht minder Spektakulär ist das Cockpit des Opel GT, das völlig ohne Schalter und Knöpfchen auskommt, nur per Sprache bedient wird und mitdenken soll: Aus dem Verhalten des Fahrers zieht es Rückschlüsse und versucht beispielsweise Musik oder Klima entsprechend einzustellen. Verzichtet haben die Designer gleich noch auf die Scheibenwischer und Außenspiegel, statt letzteren zeigen runde Monitore an, was hinter dem Opel passiert. Von außen macht der Opel ganz auf GT: Kurze Überhänge, lange Haube – nur die Klappscheinwerfer fehlen. Unter der Haube zeigt sich der Rüsselsheimer ganz zivil, dort arbeitet ein 107 kW/145 PS starker Einliter-Dreizylinder.
Dem Wolfsburger SUV-Trend müssen auch die Töchter folgen. Seat präsentiert mit dem Ateca seinen ersten fertigen Hausfrauen-Panzer, und Skoda zeigt mit der Studie Vision S, dass den Tschechen der Yeti nicht reicht. Das Concept Car mit 165 kW/225 PS starkem Plug-in-Hybrid-Antrieb ist Vorbote des Kodiak, der in knapp einem Jahr auf den Markt kommt und Platz für bis zu sieben Personen bieten soll. Mit nicht weniger als zwölf Bildschirmen betont auch Skoda, wie wichtig Ihnen Infotainment ist – die großen Displays im Cockpit dürften es in den Kodiak schaffen und vielleicht auch die in den Kopfstützen. Von mindestens vier müssen wir uns aber verabschieden: Als Messe-Gag haben die Designer in jede Tür nämlich noch ein iPhone eingebaut, um anzudeuten, dass wohl auf jedem Platz jemand mit Smartphone sitzen wird.
Ebenfalls 2017 kommt der neue Honda Civic, in Genf geben die Japaner mit einer Studie einen Vorgeschmack: Der Neue wirkt deutlich aggressiver und nicht mehr ganz so abgefahren wie das aktuelle Modell. Mit dem Civic kommen auch neue Motoren nach Europa und natürlich spielen auch hier Touchscreens und Assistenzsysteme eine große Rolle. Weniger konkret gibt sich Citroëns Nobel-Tochter DS: Der nur 1,29 Meter hohe DS E-Tense zeigt, wie die Franzosen sich einen strombetriebenen Sportler vorstellen. Die Karosserie erinnert entfernt an den Peugeot RCZ, die scharfen, schmalen Lichter könnten von Bugatti kommen. Spiegel und Heckscheibe gibt es nicht, alles wurde durch Kameras ersetzt – dafür gibt es auf der Mittelkonsole einen Chronographen, dem man als Armbanduhr mitnehmen kann. Für den Antrieb sorgen zwei E-Motoren mit 296 kW/402 PS und 516 Newtonmeter Drehmoment, die Reichweite soll bei rund 350 Kilometern liegen.
Mit mehr als doppelt soviel Leistung will der chinesische Elektro-Neuling Techrules punkten. Das Hybridsystem des schnittigen GT96 mit Flügeltüren entwickelt laut Hersteller 768 kW/1044 PS und soll nur zweieinhalb Sekunden auf Tempo 100 brauchen und bis zu 350 km/h schnell werden. Gefahren wird rein elektrisch, als Range Extender dient eine Turbine. Die hat es in sich, soll die Reichweite doch gut 2.000 Kilometer betragen. Was von dem angegebenen Verbrauch von 0,18 Liter je 100 Kilometer bei vollen Akkus zu halten ist, ist aber genauso fraglich, wie eine mögliche Serienfertigung des Sportlers. Mindestens genauso serienfern ist der Pininfarina H2 Speed, ein reinrassiger Rennstrecken-Flitzer mit flacher Schnauze und großem Spoiler. Aus dem Auspuff kommt statt Benzinduft aber nur Wasser, denn angetrieben wird der H2 von zwei E-Motoren, die eine Brennstoffzelle mit Strom versorgt.
Deutlich früher wird der Citroën E-Méhari beim Händler stehen, den die Franzosen schon Ende 2015 angekündigt haben. Noch im ersten Halbjahr 2016 soll das Elektro-Cabrio mit optischen Anleihen am Ur-Méhari und Cactus-Genen auf den Markt kommen und als Spaßauto die City erobern. Und auch die offiziell noch als Vignale-Studie gezeigte Version des Ford Kuga dürfte die Baureihe bald nach oben abrunden, schließlich will der Hersteller seine Premium-Linie über alle Baureihen ausweiten: Feines Leder, Alcantara und schwarz-matte Dekor-Elemente sollen das SUV von seinen einfachen Brüdern abheben.