Erst zeigten uns die Stuttgarter den Innenraum des neuen Business-Modells, dann wurden Exterieur-Fotos präsentiert, kürzlich folgte die Premiere der neuen E-Klasse: Sukzessive gab man mehr bekannt. Umso mehr verwundert es, dass das Topmodell der Baureihe nicht allzu lange auf sich warten ließ und nun in Form des Mercedes-AMG E 43 4Matic vorgestellt wird. Zumindest vorerst, denn wir alles wissen, dass sich die Stuttgarter nicht mit 401 PS zufrieden geben – vor allem angesichts der erfolgreichen Konkurrenz vom Schlage eines BMW M5 oder Audi RS6. Jetzt aber beleuchten wir das vorläufige Topmodell.
3.0 Liter Hubraum, sechs v-förmig abreitende Zylinder und Bi-Turbo-Aufladung: Das klingt nach einem E 400 4Matic. Stimmt! Da beißt die Maus keinen Faden ab. Doch die neue E-Klasse fährt diesen Antrieb mit seinen 333 PS und 480 Nm nicht nur als E400 spazieren, sondern auch als E 43. Dabei ist gerade diese Zahl keine Unbekannte: Bereits 1997 konnte man die 43 auf den Heckdeckeln von Mercedes-Limousinen, allerdings eine Klasse niedriger, beim Mercedes-Benz C 43 AMG, funkeln sehen. Nun bekommt also auch die E-Klasse diese Nomenklatur, verzichtet aber auf acht Zylinder und 4,3 Liter Hubraum. Dafür leistet das neue Modell aber gut 100 PS mehr. So liegt die Leistungsausbeute bei 401 PS. Das hat man der affalterbacher Sportschmiede von AMG zu verdanken, die den Motor zwar nicht selbst entwickelte, aber dafür große Turbolader und eine entsprechende Software lieferte. Damit wird der Ladedruck auf 1,1 bar erhöht und das Drehmoment auf 520 Nm gepusht. 4Matic und 9G-Tronic sei Dank, beschleunigt die Business-Limousine in 4,6 Sekunden auf 100 km/h und lässt es erst bei gewohnten 250 km/h bewenden. So lässt man natürlich Luft nach oben und macht dem tatsächlichen AMG-Topmodell keine Konkurrenz.
Aber nicht nur der Antrieb wurde angefasst, sondern auch alle anderen Komponenten, die für ein sportliches Fahrvergnügen wichtig sind. Das Fahrwerk wurde steifer ausgeführt, federt damit verbindlicher und verfügt über die Active Body Control. Für ein optimiertes Handling sorgen nicht nur die serienmäßigen 19-Zöller, sondern auch neu entworfene Achsschenkel und Traggelenke. Zusammen mit dem erhöhten Sturz an Vorder- und Hinterachse dürfte sich so ein direktes Einlenkverhalten realisieren lassen. Unterstützung findet diese Auslegung im Allradantrieb, der im Normalfall 69 Prozent der Kraft auf die Hinterräder leitet. Damit die zügige Kurvenfahrt standesgemäß abgebremst werden kann, verbauen die Stuttgarter gelochte Bremsscheiben im Format 360 x 36 mm an der Vorderachse und 360 x 26 mm an der Hinterachse, die vorn von einem Vier-Kolben-Bremssattel und hinten von einem Ein-Kolben-Bremssattel im Zaum gehalten werden.
Optisch macht der Mercedes-AMG E 43 keinen Hehl aus seiner Leistung und fährt serienmäßig mit derAMG-Line vor. Das sieht man am Frontspoiler mit den großen Lufteinlässen, den optionalen 20-Zoll-Rädern oder der stattlichen Heckschürze. Sie beherbergt zudem eine Abgasanlage mit zwei Endrohren, eines links und eines rechts, die aber die Optik einer vierflutigen Anlage aufweisen. Für den nötigen Anpressdruck soll eine kleine Abrisskante auf dem Heckdeckel sorgen. Etwas dick tragen die roten Ziernähte im Innenraum auf: Sonst in edles Schwarz gehüllt, optional mit Nappa-Leder, wirken sie etwas diametral zum sonst noblen Ambiente. Den Sportsgeist betonend, gefallen aber das unten abgeflachte Leder-Lenkrad und die Instrumente in Zielflaggen-Optik.
Wem das alles zu viel des Guten ist, der wird im E 400 sicherlich eine weniger dynamische, aber nicht schlechtere Business-Limousine finden. Und 333 PS sind beleibe keine Verzichtserklärung. Wen das aktuelle Topmodell, der E 43, aber anspricht, der muss sich noch ein paar Monate gedulden: Erst im September steht der AMG-Express in den Showrooms.