News: Porsche-Motorsport für die Serie – Die Rennstrecke hilft auch E-Mobilen

900 PS kreischen und surren zugleich über den glühenden Asphalt der Formel-1-Rennstrecke der glitzernden Wüstenmetropole. Der 875 Kilogramm leichte Porsche 919, ein Hybrid-Rennwagen mit einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner und einem Elektromotor dreht hier stoisch dutzende Runden, eine, wie die andere. Am Steuer: Porsche-Werksfahrer und Le-Mans-Sieger Timo Bernhard, der von Anfang an, also seit 2012 diesen Prototypen steuert und mitentwickelt.

Mit dabei: zwei unterschiedliche Energierückgewinnungssysteme. Beim Bremsen wird an der Vorderachse kinetische in elektrische Energie umgewandelt. Im Abgastrakt sitzt außer dem Turbolader noch eine zweite Turbine, die überschüssige Energie in elektrische Energie umwandelt. Der Beitrag der Bremsenergie liegt bei 60 Prozent, jener aus dem Abgas bei 40 Prozent. Der gewonnene elektrische Strom wird in einer Lithium-Ionen-Batterie zwischengespeichert und die versorgt bei Bedarf den Elektromotor. Das Testprogramm der beiden LMP1-Prototypen aus Zuffenhausen hat begonnen.

Wobei der Porsche-Stammsitz eigentlich nicht die Heimat des Hightech-Racers ist, sondern das Motorsportzentrum im beschaulichen Weissach. Hunderte von Ingenieuren und Schraubern sorgen dort dafür, dass Porsche zeigen kann, wofür die Marke auch steht. Für Sportlichkeit auf allerhöchstem Niveau. Andreas Seidl, Teamchef vom LMP1-Team geht sogar noch weiter: „Porsche ohne Motorsport ist absolut nicht denkbar. Wir sammeln hier so viele wertvolle Erfahrungen, die auch direkt in die Serienproduktion der straßenzugelassenen Fahrzeuge einfließt.“ Fritz Enzinger, Leiter LMP1 ergänzt: „Diese Prototypen-Klasse mit ihrem einzigartigen Effizienzreglement und den großen technischen Freiheiten ist die richtige Plattform für das Unternehmen, um Innovationen für Straßensportwagen zu entwickeln und zu erproben.“

900 PS kreischen und surren zugleich über den glühenden Asphalt der Formel-1-Rennstrecke der glitzernden Wüstenmetropole.
900 PS kreischen und surren zugleich über den glühenden Asphalt der Formel-1-Rennstrecke der glitzernden Wüstenmetropole.

Jüngstes Beispiel ist die spannungsgeladene 800-Volt-Technik aus dem Porsche 919 für die rein elektrisch angetriebene Konzeptstudie Mission E. Porsche stellte auf der letzten IAA in Frankfurt den ersten rein elektrisch angetriebenen viersitzigen Sportwagen der Markengeschichte vor. Schon kurz sind die Ladezeiten der Batterien von rund 15 Minuten für 80 Prozent der elektrischen Energie. Auch die technischen Daten lassen auf einen echten Leckerbissen hoffen: Vier Türen und vier Einzelsitze, über 440 kW/600 PS Systemleistung und über 500 Kilometer Reichweite. Mit Allradantrieb und Allradlenkung an Bord dauert die Beschleunigung von null auf 100 km/h weniger als 3,5 Sekunden. Damit ist der Mission E auch fit für die Rundstrecke, auf der Nürburgring-Nordschleife bleibt er unter der magischen Acht-Minuten-Marke. Im Jahr 2020 soll der Porsche-Stromer beim Händler zu haben sein.

Ebenfalls elektrisch, und mit den gewonnenen Erkenntnissen aus dem Motorsport, fährt zurzeit das Versuchsfahrzeug Cayman e-volution durch Zuffenhausen. Wie der viertürige Mission E hat der Zweitürer die 800-Volt-Technologie unter der Haut. Zusammen mit Siemens und Porsche Design wurde auch ein Prototyp einer Ladesäule entwickelt, die als Grundlage für eine spätere Infrastruktur dienen könnte. Das Projekt ist für einen Zeitraum bis Mitte 2017 geplant.

Damit aber auch die ganz normalen Autos von Porsche stets schön sportlich sind, kümmern sich zusätzlich aktive und ehemalige Rennfahrer um die Feinabstimmung. Porsche-LMP1-Werksfahrer Marc Lieb war intensiv bei der Entwicklung und Optimierung des Supersportwagens 918 Spyder dabei. Hier kam ein Teil der Renntechnik vom 911 GT 3 R Hybrid, damals noch mit Schwungradspeicher, aus dem Jahr 2010. Nicht zuletzt dank seiner Langstreckenerfahrung wurde der bereits ausverkaufte 918 so gut, dass heute bereits über 1,5 Millionen Euro für das eigentlich nur 768.000 Euro teure Auto bezahlt werden. Marc Lieb fuhr dann auch noch im Porsche 918 Spyder die sensationelle Bestzeit auf der 20,8 Kilometer langen Nordschleife des Nürburgsrings: 6:57 Minuten.

Der 875 Kilogramm leichte Porsche 919, ein Hybrid-Rennwagen mit einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner und einem Elektromotor dreht hier stoisch dutzende Runden, eine, wie die andere.
Der 875 Kilogramm leichte Porsche 919, ein Hybrid-Rennwagen mit einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner und einem Elektromotor dreht hier stoisch dutzende Runden, eine, wie die andere.

Nun fiebern Freunde, Fans und Fahrer der automobilen Legende Porsche 911 dem 1. März 2016 entgegen. Da präsentieren die Zuffenhausener auf dem Genfer Autosalon eine echte Sportwagen-Sensation mit Renn-Genen aus dem siegverdächtigem Porsche 911 GT3 R, der in der IMSA WeatherTech SportsCar Championship antritt. Der straßenzugelassene 911 R ist stark, spektakulär und sehr selten. Der historische Namensgeber ist ein Leichtbaumodell mit Türen aus Aluminium und einem Magnesium-Kurbelgehäuse von 1966, von dem nur rund 20 Stück gebaut wurden.

Vom neuen 911 R werden immerhin 991 Einheiten mit Saugmotor produziert, aber in den Porschezentren liegen weltweit bereits mehrere Tausend Bestellungen vor. Teilweise wurde die Ernsthaftigkeit des Kaufinteresses sogar mit Blankoschecks belegt. Der 911 R profitiert dabei von der Entscheidung, in 911 Carrera, Cabrio, Targa und Co. keine Saugmotoren, sondern nur noch Turbo-Triebwerke zu montieren, um künftige CO2-Grenzwerten einzuhalten. Kleinstserien und die motorsportlichen GT-Modelle mit Straßenzulassung, wie der 991 GT3 RS mit 500 PS aus 3,8 Litern, bilden hier die Ausnahme.

Wegen der gewaltigen Nachfrage wurde die Bauzeit des RS sogar noch bis zum Sommer 2016 verlängert. Und nun soll genau dieser supersportliche Motor unter die Haube des neuen 911 R kommen. Mit semislickartiger Sportbereifung, 20-Zoll-Leichtmetallfelgen und Zentralverschluss und ohne das Doppelkupplungsgetriebe PDK. Dafür aber mit einer knackigen Siebengang-Handschaltung. Der ganz in weiß gehaltene 911 R muss ohne festen Flügel am Heck auskommen, lediglich ein ausfahrbarer Spoiler und ein ausgeprägter Diffusor sollen für den nötigen Anpressdruck an der Hinterachse sorgen. Auch Porsche-Werksfahrer, wie Jörg Bergmeister und der Ex-Formel-1-Pilot und nun Porsche-Weltmeister Mark Webber haben sich einen 911 R bestellt. Webber, der in diesem Jahr unbedingt Le Mans gewinnen will, hat auch noch einen 997 GT2 RS, 997 GT3 RS 4.0 und ein rot-weißes Unikat vom 918 Spyder in seiner Porsche-Sammlung.

Autor: Wolfgang Wieland/SP-X

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