News: Suzuki Celerio – So simpel, so clever

Mehr Auto braucht eigentlich niemand: Auf 3,60 Metern Länge hat der Suzuki Celerio alles, was ein kleines Fahrzeug heutzutage braucht: Vier Türen, fünf Sitzplätze, hinter den Rücksitzen den größten Kofferraum seiner Klasse (254 Liter), einen auch in der Realität sehr sparsamen Motor und einen Einstiegspreis von unter 10.000 Euro. Dass damit fast schon alle seine Stärken aufgezählt sind, kann man ebenfalls zu seinen Stärken zählen.

Der Celerio ist keine Schönheit, dafür aber sehr praktisch und sparsam
Der Celerio ist keine Schönheit, dafür aber sehr praktisch und sparsam

Mindestens 9.690 Euro zahlt man für den japanischen Kleinstwagen, dann sind unter anderem elektrische Fensterheber vorn, Bordcomputer, Radiovorbereitung und Servolenkung an Bord – bei Basisausstattungen der Mitbewerber, deren Preisliste unter 10.000 Euro startet, ist nicht alles davon selbstverständlich. Unser Testwagen fuhr in der mittleren Ausstattung „Club“ vor (10.890 Euro) und erfüllte unter anderem mit Radio, Klimaanlage, Freisprecheinrichtung, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung alle Grundbedürfnisse, die man an Kleinstwagenmobilität stellt. Optional war das Eco-Plus-Paket (1.100 Euro) an Bord, das unter anderem durch den Einsatz eines Start-Stopp-Systems den Normverbrauch um 0,7 Liter senkt – dazu aber später mehr.

Wenn man mal ehrlich ist: Mehr braucht man nicht, um von A nach B zu kommen. Und bei B angekommen, vermisst man die (nicht erhältlichen) Parkpiepser nicht. Denn nach guter alter Mini-Auto-Manier kann man den Japaner dank gerade abfallender Heckpartie und kurzer Front vom Fahrersitz gut überblicken und mit leichtgängiger Lenkung in kleinste Lücken zwirbeln. Trotz seiner Kürze sitzt man im Celerio vorne gut, hinten als Erwachsener für Kurzstrecken noch angemessen kommod, auch weil das Dach nicht coupéhaft-schick abfällt und damit die Kopffreiheit nicht einschränkt.

Eine relativ senkrecht abfallende Heckpartie erleichtert das Einschätzen beim Parken
Eine relativ senkrecht abfallende Heckpartie erleichtert das Einschätzen beim Parken

Womit wir zu einer (vermeintlichen) Schwäche des Kleinstwagens kommen: Denn hübsch ist er nicht. Insbesondere im direkten Vergleich mit lifestyligen Konkurrenten wie Opel Adam (ab 11.950 Euro) oder Fiat 500 (ab 12.250 Euro) wirkt der Celerio wie ein verschüchtertes Zahnspangen-Schulmädchen zwischen zwei üppig geschminkten Cheerleadern. Auch der schlichte Innenraum – schwarz-graue Plastikwüste mit ein bisschen silberfarbigem Zierrat – kann mit den modernen, farbigen Interieurs nicht konkurrieren, mal davon abgesehen, dass außer der Freisprecheinrichtung keinerlei Konnektivität angeboten wird. Eher Kragenweite des Celerio sind andere Funktions-Kleinwagen wie der Opel Karl (ab 9.500 Euro mit Servolenkung, manuellen Fensterhebern und manueller Türverriegelung).

Für den relativ geringen Preis muss man aber nicht nur Abstriche in der B-Note machen. Wer zum ersten Mal die dünnblechige Tür zuschlägt, wähnt sich in einem Auto aus den 1990ern. Zudem erhielt der Celerio bei Crashtest der Organisation Euro-NCAP drei von fünf Sternen. Unter anderem weil keine Assistenzsysteme, wie zum Beispiel ein Notbremsassistent, serienmäßig sind. Nur das Pflichtprogramm von ABS, vier Airbags, ESP und Gurtpiepser vorn sind immer an Bord. Die Höchstpunktzahl zu erreichen ist derzeit für Kleinstwagen generell fast unmöglich, aber Autos wie Mitsubishi Space Star, Renault Twingo, Toyota Aygo oder Opel Adam erhielten immerhin vier Sterne.

Eine relativ senkrecht abfallende Heckpartie erleichtert das Einschätzen beim Parken
Eine relativ senkrecht abfallende Heckpartie erleichtert das Einschätzen beim Parken

Wer viel Spaß am entspannten Cruisen hat, ist im Celerio falsch. Wobei der einzig angebotene 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 55 kW/68 PS das Leichtgewicht (900 kg) absolut ausreichend motorisiert. Doch im Test brauchte das kleine Aggregat hohe Drehzahlen, um überhaupt in Schwung zu kommen. Unter 2.000 Umdrehungen nahm er unwillig Gas an und ruckelte zeitweise unberechenbar, was vor allem im Stadtverkehr nervte, wo man gern 30 km/h entspannt im zweiten Gang fahren würde. Auf der Autobahn erreicht der Kleinstwagen maximal 155 km/h, was aufgrund der dann nervösen Straßenlage eine nur bedingt empfehlenswerte Reisegeschwindigkeit ist.
Hervortun konnte sich der Japaner in einer für Kleinstwagen wiederum eigentlich typischen, aber mittlerweile fast altmodisch anmutenden Disziplin: Er fuhr auch in der Praxis sehr nah an seinen auf dem Rollenprüfstand ermittelten Normverbrauch von 3,6 Litern heran. In Stadt- und Überlandverkehr mit Autobahnanteil nicht über 120 km/h (macht, wie gesagt, keinen Spaß) lagen wir bei 4,4 Litern mit durchaus Potenzial nach unten. So kommt man mit dem 35-Liter-Tank also fast 800 Kilometer weit. Ziemlich gut für einen Kleinstwagen.

Simpel, schlicht, einfach – Adjektive, die nicht unbedingt eine negative Konnotation haben müssen. Der kleine Japaner ist ein überschaubares Auto, unter anderem beim Komfort, aber eben auch beim Parken, Preis und den Betriebskosten. Das ist eine Stärke, die nicht alle Fahrzeuge dieser Klasse haben.

Autor: Hanne Lübbehüsen/SP-X