Mazda MX-5: Leistungsgesellschaft

Es ist an der Zeit die Dinge zu relativieren: Fahrfreude hat nichts mit Motorleistung zu tun. Mag sein, dass das moderne Marketing das anders sieht und doch, es stimmt einfach nicht.

Schnell sein hängt doch viel mehr mit schnell bleiben und weniger mit schnell werden zusammen.Natürlich, dem weniger Begabten hilft der starke Motor ungemein. Auf der Bremse, wie ein Mädchen, durch die Kurve gezockelt und auf der Gerade dann wieder den Hahn aufgedreht – so kann schnell gehen, klar. Doch wie wäre es mit: auf der letzten Rille rein ins Eck, das Chassis bis an den Rutscher durch die Biegung zirkeln und das Gas dabei praktisch gar nicht lupfen?
Mazda MX-5 European Road Trip - Nice to Goodwwod - June 2015Hier kommt nichts von selbst, Du bist verantwortlich für das, was passieren wird. „jinba ittai“ nennen sie es im Land der aufgehenden Sonne – Die Einheit von Fahrer und Gefährt. Und sie haben hart daran gearbeitet, dass Du wirklich mit dem Auto eins wirst. Leichter, kürzer, fokussierter. Kein Teil ist vom Alten geblieben, alles wurde überarbeitet, auch wenn tatsächlich nur ein Gramm Gewicht oder ein Prozent mehr Steifigkeit gewonnen wurde. Die Summe zählt.

Mazda MX-5 European Road Trip - Nice to Goodwwod - June 2015

Einmal auf der Landstraße merkst Du es sofort. Die Leichtigkeit, die von einem Auto, das gerade eine Tonne auf die Waage bringt, haben wir heutzutage beinahe vergessen. Keine Machtspielchen mit großen Turboladern, aktiven Fahrwerken oder hochkomplexen Dynamiksteuergeräten. Im MX5 ist alles ganz leicht. Sogar das Chassis. Keine knüppelharte Dämpfung, die Sportlichkeit bloß durch ihre unnachgiebige Strenge suggeriert, sondern eine Feinfühligkeit und Bewegung, die Dich im ersten Moment sogar überrascht.

In der Kurve scheint es, als hätte das Fahrwerk praktisch keinen Rollwiderstand. Beim Einlenken taucht das ganze Auto ein und legt sich spürbar auf die kurvenäußeren Rädern ab, so als ob man die Stabilisatoren aus Versehen ausgehängt hätte. Es fühlt sich erst wirklich etwas gar locker an, beinahe wacklig wirkt der MX5 und doch, nach der zweiten, dritten saftig durchzogenen Kurve merkst Du: die Kontrolle ist da. Er gibt Dir trotz der Seitenneigung ein wirklich gutes Feedback. Vielleicht liegt hier der größte Vorteil des kleinen Gewichts.

Denn: genau so wollten sie es haben. Die Ingenieure erzählen mit leuchtenden Augen, wie sie genau diese Bewegung in das Setup hineinkonstruiert haben. Er soll sich in die Kurve legen, weil genau dieses Rollen der Kraft entspricht, die während der Kurvenraserei auf den eigenen Körper einwirkt und der MX5 so in totaler Harmonie mit Dir ist. Herrlich kitschig das und doch verstehen wir die Philosophie der Japaner – weil sie wirklich unglaublich gut funktioniert.

Mazda MX-5 European Road Trip - Nice to Goodwwod - June 2015Auf der Landstraße übersetzt der softe Roadster das Kurvensurfen natürlich und sehr vorhersehbar. Er fühlt sich wunderbar balanciert an. Wer beim Einlenken eine gewisse Schärfe vermisst, dem kontert er mit einem wunderbar cremigen Abgang in den Heckschwenk. Keine ultrahohes Gripniveau, stattdessen: laufen lassen. Im Gegensatz zu mancher Sportwagenkonkurrenz, deren Talente man nur noch weit jenseits in der Öffentlichkeit zulässiger Geschwindigkeitsbereiche erfahren kann, ist der MX5 ganz Alltagssportler. Er macht einfach immer Spaß, weil Du ihn schnell dort hast, wo es wirklich kitzelt.

Mazda MX-5 - NiceNatürlich hat diese Philosophie auch Nachteile. Etwa dann, wenn es wirklich grob wird. Wenn Du die letzten zehn Prozent auch noch rausholen willst. Dann gibt er sich ein bisschen überfordert. Die Bewegungen werden zu stark, die Vorderachse kommt nicht mehr mit und auch dem Motor geht dann wirklich der Saft aus.

Doch das war schon immer so. Der MX5 war nie der echte Vollblutracer. Er soll es auch nicht sein. Deshalb braucht es auch den großen 160PS-Motor nicht. Stattdessen den kleinen 1500er nehmen, die Sportsline-Ausstattung buchen , mit den Bilsteins und der zarten Sperre, und: genießen.

Weil wir das in unserer Leistungsgesellschaft nahezu verlernt haben.

Es braucht Verstand und Gefühl, dazu Selbstvertrauen. Wer das mitbringt, der wird Fahrfreude ernten. Weil er das Auto und sich an die Grenze bringt. Dorthin also, wo Fahrfreude wirklich beginnt. Ein Auto, das diesen Stil seit Jahren perfekt unterstützt ist der Mazda MX5: Ein knackiges Chassis, ein knappes Stoffdach und ein fröhlicher Motor, dem Du echte Beschleunigung noch mit Fleißarbeit am Schalthebel abringen musst.

Mazda MX-5 Family
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