News: Alternative Antriebe – Es geht nur langsam voran

In den vergangenen Jahren gab es kaum eine Messe, auf der alternative Antriebe nicht im Mittelpunkt standen. Zwar hat die fast ausschließliche Ausrichtung auf grüne Techniken, die wir zur Dekadenwende erlebten, inzwischen nachgelassen und die Hersteller bieten auch wieder potenten Verbrennern und verbrauchsstarken Supersportlern eine Bühne. Das heißt aber nicht, dass die Bemühungen um den Umweltschutz nachgelassen haben. Vielmehr gehören sie inzwischen zum Kanon eines jeden Automobilbauers und die alternativ angetriebenen Modelle mischen sich selbstbewusst unter ihre konventionellen Geschwister. Wir haben nachgespürt, was es schon gibt, was bald kommen wird und auf was wir noch warten müssen.

Porsche ist auf elektrischer Mission unterwegs
Porsche ist auf elektrischer Mission unterwegs

In Sachen Elektroautos sind die Verhältnisse (noch) klar geregelt, doch wollen sich die deutschen Hersteller nicht länger von Tesla vorführen lassen und holen mit vielversprechenden Studien zum Gegenschlag aus. 500 Kilometer Reichweite bei sportlicher Fahrweise und nur 15 Minuten an die Steckdose, das verspricht Porsche mit dem Mission E; Audis Studie E-Tron Quattro hat eine ähnliche Reichweite, braucht aber 30 Minuten zum Fast-voll-Tanken. Wenn das die Zukunft ist, sieht sie sehr rosig aus.

Doch aktuell treten die Autobauer ein wenig auf der Stelle, nach BMWs i3 gab es keine nennenswerte Neuerscheinung mehr. Das Problem: Modelle wie der Münchner Stromer reizen das derzeit an Reichweite Machbare nahezu komplett aus, und die ist und bleibt nach wie vor die harte Währung der E-Mobilität; vor allem in Zeiten eines immer noch lückenhaften Steckdosennetzes. Einen Quantensprung brächten neue Batterien, doch bis etwa die vielversprechende Lithium-Polymer-Technik serienreif ist, dürften noch vier, fünf Jahre ins Land ziehen. Dann erst werden im großen Stil all die aufregenden Studien als neue Serien-E-Mobile lautlos auf uns zurollen.

Toyota setzt mit dem Mirai auf Wasserstoff
Toyota setzt mit dem Mirai auf Wasserstoff

Ganz anders sieht es bei den Hybriden aus. Plug-in heißt das Stichwort, das auf der IAA in aller Munde ist – und in naher Zukunft auch in vielen Modellen. Die Technik ist kein Hexenwerk mehr, sie ist erprobt und bezahlbar; je nach Akkugröße schaffen die PHEV genannten Halb-Stromer etwas mehr oder weniger als 50 rein elektrische Kilometer. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Experten sind sich einig, dass diese Reichweite für die meisten alltäglichen Fahrten genügt und ein größerer Stromspeicher nur zu mehr Ballast führen würde, den der Verbrenner auf längeren Strecken verbrauchssteigernd mitschleppen müsste. Die neuesten Vertreter dieser Gattung sind unter anderem der VW Tiguan GTE, der mit bekannter Konzerntechnik elektrifiziert wurde und der die BMW-Modelle 2er Active Tourer, 3er und 7er, die alle schon in wenigen Monaten auf den Markt kommen werden. Aber auch die klassischen Hybride, ohne Steckdosenanschluss, sind noch gefragt: Toyota schickt ab 2016 den neuen Prius zunächst als sogenannten Vollhybrid ins Rennen, der mit 3,1 Litern Sprit auskommen soll – gut ein Liter mehr als die Plug-in-Modelle.

VW verpasst den Tiguan einen GTE-Hybridantrieb
VW verpasst den Tiguan einen GTE-Hybridantrieb

Ziemlich ruhig geworden ist es um das Thema Wasserstoff: Zwar pendeln auf dem weitläufigen Messegelände einige Toyota Mirai und Hyundai ix35 mit Brennstoffzellen-Antrieb als Shuttlefahrzeuge lautlos zwischen den Hallen, doch stellt kein Hersteller die Technik mehr prominent in den Fokus. Zuletzt hat Audi vor gut einem Jahr in Los Angeles mit dem H7 H-Tron Quattro gezeigt, dass man die Technik beherrscht; sogar die Kombination aus Brennstoffzelle und Plug-in-Hybrid. Doch die Studie in die Serie umzusetzen stand nie ernsthaft im Raum. Zu groß ist derzeit noch die Infrastruktur-Hürde; nicht einmal eine Handvoll Tankstellen gibt es in Deutschland, an denen der Wasserstoff bezogen werden könnte. Immerhin: 2016 will nach Hyundai und Toyota auch Honda den Schritt wagen, und den Clarity FCV, zunächst in Japan und den USA, vielleicht aber auch in Europa auf den Weg bringen. Vollgetankt dürfen dann immerhin zu 480 Kilometer zwischen den Zapfsäulen liegen.

Toyota schickt den Prius ins Rennen
Toyota schickt den Prius ins Rennen

Deutlich einfacher zu beschaffen ist da ein anderer, alternativer Treibstoff: Erdgas. Immer wieder wird der fossile Energiespeicher als Alternative zu Benzin und Diesel ins Spiel gebracht, sind doch die in der Erde schlummernden Gas-Reserven deutlich größer als die Erdöl-Vorräte. Klar ist aber auch, dass dies nur eine Lösung auf Zeit sein kann. Dennoch finden auch die großen Hersteller gefallen dran: Audi zum Beispiel wird den kürzlich vorgestellten A4 bald um eine CNG-Variante erweitern, die sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel entlasten soll.

Autor: Michael Gebhardt/SP-X

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