PS:Ich liebe dich. Endspurt für die Sportwagen der 50iger und 70iger Jahre -Designausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast

Wer beim Betrachten automobiler Schönheiten eine Gänsehaut bekommt und das oft zitierte Benzin im Blut hat, muss sich nach Düsseldorf sputen. Die Ausstellung „PS: Ich liebe dich“ im Kunstpalast läuft nur noch bis zum 10. Februar. Weltweit fanden bisher lediglich zweimal überhaupt  bedeutende Automobilpräsentationen in Museen statt, 1951 in New York und 2005 in Boston. Die erste europäische Ausstellung solcher Qualität präsentiert 29 Sportwagen-Klassiker aus den 50er bis 70er Jahren, die zu den Ikonen der Design- und Technikgeschichte zählen. Und man spürt in den beiden Ausstellungssälen unweigerlich den Hauch einer Ära, in der Designer ihrer Kreativität weitestgehend unbelastet von Kosteneffizienz und Sicherheitsanforderungen freien Lauf lassen und die ästhetische Gestaltung in den Mittelpunkt stellen durften. Im Halbdunkel der Ausstellungsräume versammeln sich mit Gespür für die Entwicklung ausgewählte Marksteine italienischer, deutscher, britischer, französischer und japanischer Automobilgestaltung, perfekt ausgeleuchtet und leicht erhöht wie auf Sockeln. Neben Privatsammlern haben auch die Klassikabteilungen von Mercedes-Benz, Porsche und BMW einige ihre Raritäten aus dieser Epoche zugesteuert.   

„Das letzte Auto, das gebaut werden wird, wird ein Sportwagen sein“. Natürlich ist Ferdinand Anton Ernst („Ferry“ ) Porsche bei seinem Credo vor über sechzig Jahren davon ausgegangen, dass das dann ein Sportwagen aus Zuffenhausen sein wird. Doch nicht nur die Porsche 356 oder 911 setzte in den 50ern und ab den 70ern die Benchmark für Stil und Leidenschaft und wurde zur Ikone verführerischer Geschwindigkeit.

Die stromlinienförmige Schlichtheit des italienischen Cisitalia 202 C Berlinetta, mit einer Karosserie wie aus einem Guss ohne davon abgesetzte Kotflügel galt bereits 1946 als Wegweiser in die Moderne und hat nicht nur die Muschelform des VW Käfers, sondern auch den ersten Porsche  beeinflusst, betont Paolo Tumminelli bei einem Rundgang durch die Ausstellung. Der italienische Designprofessor lehrt an der Uni Köln, hat mehrere Bücher über Autodesign geschrieben und den Katalog zu der Düsseldorfer Ausstellung mitgestaltet. Dass im Gegensatz zum Cisitalia beim Porsche 356, der ihm hier nicht zufällig in exakt dem gleichen Farbton gegenübersteht, zwischen Kotflügel und Reifen eine Hand passt, sei dem Heckmotor und der daraus resultierenden Tropfenform des Zuffenhauseners geschuldet, erklärt Tumminelli. Wie die meisten italienischen Sportwagen in dieser Zeit war auch der Cisitalia rechtsgesteuert. Reiner Snobismus der italienischen Kunden, die noch das stilvolle britische Sportauto verehrten. Da der Verkehr in dieser Zeit überschaubar war, bereitete das Fahren mit dem Lenkrad auf der falschen Seite  keine größeren Probleme, mutmaßt Tumminelli.  

Vorbei geht es jetzt an dem Mercedes Benz 300 SL aus dem Jahre 1954, der sich gleich zweimal zur Schau stellt, einmal in Bordeauxrot und einmal im klassischen und Stil prägenden Silber. Keine Frage, auch die Farbe spielt eine entscheidende Rolle für den optischen Erfolg eines Autos. Der SL baut auf einem Rennwagen auf mit weit aufschwingenden Flügeltüren, die eher technische Notwendigkeit waren als Designelement. Der ebenso leichte wie stabile Gitterrohrrahmen verhalf dem SL nicht nur zu seinem Namen (S)uper (L)eicht, sondern erforderte aufgrund des Raumbedarfs der Seitenschweller eine kreative Lösung für die Türen.

Ein anderer, dem Publikum optisch vertrauter, legendärer Sportwagen, ein Jaguar E-Type Coupe aus dem Jahr 1961 mit seiner endlos lang scheinenden Motorhaube, dem flachen Heck und seinen sinnlichen Wölbungen, gilt bis heute als ein stilistischer Höhepunkt seiner Zeit. Nicht weniger vergöttert, aber weithin unbekannt ist der dunkelgrüne Aston Martin DB4 Zagato aus dem Jahr 1960, der mit seinem runden Heck eine neue, weichere Formensprache eröffnete. Der Lancia Aurelia Spider von 1961 demonstriert mit dem vis a vis arrangierten und täuschend ähnlich gezeichneten Alfa Guiletta Spider, dass es damals rein optisch kaum Rivalitäten unter den Automobilbauern gab. Leistungsmäßig liegen allerdings Welten zwischen diesen beiden offenen italienischen Sportwagen. 

Eine Etage oben folgen die Kultfahrzeuge der 60er und 70er wie der Lamborghini Miura und der Toyota GT 2000 aus dem Jahr 1967, der als einziges Auto der Ausstellung nicht in Europa gebaut wurde. Etwas aus dem Rahmen fällt der Facel Vega II von 1962, eine in Deutschland eher unbekannte, sportlich-elegant gezeichnete Limousine der französischen Marke. Weitere interessante Einblicke in gestalterischer und technischer Hinsicht geben die Concept Cars von Mercedes Benz (C 111 Typ II) und der BMW Turbo aus den siebziger Jahren und eine Reihe von Prototypen, wie der Giulietta SS aus dem Jahr 1957, der eher einem Raumschiff aus fremden Welten ähnelt als einem Sportwagen.

Der bis 1990 produzierte Lamborghini Coutach ist sicher das am meisten polarisierende Auto der Ausstellung. Flach wie eine Flunder, kantig, geometrisch und schon fast martialisch steht er für die Entwicklung des Automobildesigns weg von runden und weichen Formen mit runden Scheinwerfern und großem Kühlergrill.  Die zwei goldenen Lamborghini Miura, die sich in der zweiten Etage in die Augen schauen,  haben übrigens Heimvorteil. Beide befinden sich in Düsseldorfer Besitz. Also eine einmalige Chance, zwei goldene Miura auf einen Blick zu sehen!

PS:Ich liebe Dich. Sportwagen Design der 1950er bis 1970er Jahre

27.09.2018 bis 10.02.2019 in Düsseldorf

Kunstpalast Ehrenhof

Di-So 10-18.00 Uhr

Do: 10 – 21 Uhr

Montags geschlossen

Text und Bilder: Solveig Grewe

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