Test: KIA Soul 1,6 GDI – Alles cool?

Dieser KIA ist einmal etwas völlig anderes und das sieht man den Blicken der Mitmenschen an. Der SOUL erntet so viele Blicke wie sonst nur ein sportliches Cabrio oder ein fetter Geländewagen. Aber es schwingt kein “Sozial-Neid” im Blick mit. Aufmerksamkeit tut ihm gut, denn der knuffige Kasten ist ein Außenseiter, den man mal ins Rampenlicht stellen sollte. Ein “irgendwie” Kompakter, ein SUV oder doch ein Kombi? Ein Kubus auf jeden Fall. Ein Fahrbericht zu einem Auto, das anders ist. 

Coole Kiste oder Mini-SUV?

Test KIA Soul 1.6 GDI

Fahrbericht Test100 KIA SOUL 2

Es ist die zweite Generation des KIA-SOUL. Man glaubt es kaum, sieht man den Wagen doch so selten auf unseren Straßen. In den USA ist das etwas anderes, da gilt der SOUL als trendiges, hippes und für den urbanen Alltag spezifiziertes Charakter-Fahrzeug. Bei uns will KIA den SOUL “irgendwie” auch als SUV verstanden wissen. Was jedoch keinen Sinn ergibt. Der SOUL hat weder Allrad noch wirklich viel Bodenfreiheit. Er hat mehr als ein simpler Kompakter aus der Golfklasse, aber alles am SOUL schreit nach der Straße und nichts nach dem Offroad-Park.

Mitte 2014 eingeführt, spielt der SOUL irgendwo mit in der Liga zwischen einem Kompakten, einem Mini-Van und einem Kombi. Sein Design ist außergewöhnlich und vor allem: Anders. Die Lackierung des Testwagens im satten und strahlenden Gelb wird von den klavierlackschwarzen Verkleidungen umgarnt. Auch die sonst matten Kunststoff-Elemente wurden in Klavierlack gehüllt und wirken edel. Am Heck umspielt ein herausgeformter Stoßfänger zwei Nebelschlussleuchten, die aussehen, als wären sie ursprünglich für den Raketenantrieb gedacht. Und die Steilheckklappe verdient ihren Namen auch wirklich.

Die Form der Seitenlinie wird vom schwarzen, nach hinten schmaler zusammenlaufenden Fensterband dominiert. Dank schwarzer A-Säulen wirkt das Dach, als hätte man dem SOUL eine Kappe aufgesetzt. Peppig, sportlich und witzig waren die Kommentare auf dem Supermarkt-Parkplatz.

Fahrbericht Test 84 KIA SOUL

Dröge aus dem Quark

1.6 GDI sein Name. Seine Leistung: Müde. Der Benzin-Direkteinspritzer muss ohne die Drehmoment fördernde Wirkung eines Turboladers auskommen und fühlt sich entsprechend mau an. Dass man ihm ein eher lang übersetztes 6-Gang-Getriebe zur Seite gestellt hat, hilft der Elastizität auch nicht auf die Sprünge. Im Gegenteil.

132 PS klingen erst einmal nicht so schlecht. Zusammen mit den nur 161 Nm (@4.850 U/min) ist die Darstellung im Alltag jedoch nicht überzeugend. Im Prinzip muss man den Motor immer weiter ausdrehen, als man das vom Gefühl her möchte. Verbunden ist das zudem mit einem angestrengten, rauh klingenden Motorengeräusch. Und es hilft nicht wirklich. den Spritverbrauch zu minimieren.

Theoretisch soll der KIA Soul mit dem 1.6 GDI auf einen Normverbrauch von 6.7 Litern kommen. Wir haben im “sparsamsten” Fall einen Verbrauch von 7.2 Litern erreicht. Bedenkt man die sonst eher große Abweichung zwischen Norm und “Alltag”, ist das ein gutes Ergebnis. Allerdings erkauft man es sich mit einer niederschmetternden Trägheit.

Fordert man die 132 PS heraus und lässt mit viel Anlauf die V-Max von 185 km/h anliegen, stehen gut und gerne 10.7 Liter auf der Uhr. Wir fahren mit allen Fahrzeugen die gleichen “Sprit-Verbrauchsrunden“. Der Unterschied zwischen Minimal und Maximal ist beim SOUL überschaubar – im Alltag sollten 8.5 Liter als “Normal” eingeplant werden.

Wirklich coole Kiste

Neben seinem außergewöhnlichen Design punktet der SOUL bei uns mit seinem erstklassigen Ausstattungsniveau, den witzigen Ideen im Innenraum und der überraschend guten Verarbeitung.

Sitzheizung und Sitzlüftung!

Die Spirit-Ausstattung überrascht mit einem Umfang, der auch Fahrzeugen einer Klasse darüber gut zu Gesicht stehen würde. Packt man dann noch das “VIP-Paket inkl. Panoramadach” für 2.090 € und das Sound & Navi-Paket zu 1.390 € hinzu, kommt der SOUL nicht nur mit Sitz- und Lenkradheizung zum Kunden, sondern auch mit einer Sitzlüftung.

Das gigantische Panorama-Dach verfehlt seine Wirkung nicht. Vollständig abdunkelbar in der Sommersonne, lässt es geöffnet derart viel Licht in das Fahrzeug, dass man sich wie auf einem Freisitz fühlt. Der Fahrersitz kann dann zudem elektrisch eingestellt werden und zum VIP-Paket gehört auch eine Mittelarmlehne hinten, mit Getränkehaltern.

Das Multimedia-System und die Navigation überzeugen mit guter Grafik und schnellen Reaktionszeiten, dank dem “Sound-Paket” wird der SOUL zudem zu einer rollenden Jukebox!

Dass man die unteren Lautsprecher in den vorderen Türen per LED-Lightshow zum Leben erwecken kann, war in der Altersklasse des Autors nicht mehr wichtig, aber andere SOUL-Fahrer dürften das als “cool” und “hip” empfinden.

Im Kofferraum bietet der SOUL mit wenigstens 238 Litern genug Platz für den Alltag. Der Laderaumboden kann gewendet werden und wechselt so zwischen dem klassischen Teppich und einer Oberfläche, die rutschfest und für “dreckiges” Gepäck sinnvoll erscheint. Unter dem Laderaumboden versteckt sich ein Zusatzfach – praktisch für die Kleinigkeiten des automobilen Alltags. Dass in der Seitenwand eine “LED-Taschenlampe” steckt, die eingestöpselt als “Kofferraum-Beleuchtung” dient – anderswo würde man das als “simply clever” bezeichnen – hier passt es zum “coolen Charakter” des SOUL.

So fährt sich der KIA SOUL

Der Motor könnte einem schon die Laune verderben, wäre nicht der Rest des Paketes so überzeugend. Der SOUL fühlt sich steif und souverän an, sobald der Fahrbahnbelag rauh und stößig wird. Seine Federung schluckt viel weg, verheimlicht aber den Wunsch nach einer gewissen “jugendlichen Sportivität” nicht.

Das Lenkrad gibt ein wenig vom Gefühl der Straße zurück. Die Verstellmöglichkeiten per Knopf (Dynamic, Normal, Comfort) können ignoriert werden, die Unterschiede machen den Alltag weder besser noch schlechter.

Der Testwagen rollt auf 18-Zoll Leichtmetallrädern mit NEXEN-Bereifung daher. Eher ungewöhnlich, das hatten wir noch nicht oft. Ob das leicht hölzerne Gefühl der Dämpfung von den Reifen herrührt, wir können es nicht abschließend beurteilen.

Übermütige Kurvenräuberei endet im milden Untersteuern. Allerdings sorgen die großen Räder und die insgesamt gute Fahrwerksabstimmung für einen Grenzbereich, der weit weg liegt von dem, was der Motor leisten kann. Da kommen im Alltag nur die ganz fiesen “Drehzahl-Hasardeure” hin.

Fahrbericht Test86 KIA SOUL 2

Fazit:

Der SOUL ist ganz sicher kein SUV. Auch wenn man bei KIA dem putzigen Kubus dieses Talent andichten will. Zudem ist dieses “Lifestyle-Attribut” völlig unnötig, der KIA SOUL ist cool, ganz ohne SUV-Gedöns und Gehabe. Ein Auto mit Charakter. Und trotz des müden Motors macht der SOUL jeden Tag wieder Spaß

Und dass KIA sieben Jahre Garantie in der Serie bietet, lässt den “coolen” Charakter des SOUL in einem noch besseren Licht erscheinen!

 

KIA SOUL 1.6 GDI – 6 Gang 

Hersteller:  KIA
Typ: SOUL 1.6 GDI 6-Gang
Kasse:  C-Segment
Motor:  R4
Getriebe:  Sechs-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb:  Frontantrieb
Hubraum:  1.600 ccm
Leistung:  97 kw / 132 PS @ 6.300 U/min
Drehmoment:  161 Nm @ 4.850 U/min.
Gewicht Fahrfertig:  1.275 – 1.417 kg
Von 0 von 100:  11.0 s
Höchstgeschw.:  185 km/h
Verbrauch (NEFZ):  6.7 Liter (18″ Bereifung)
CO2-Ausstoß (NEFZ)  156 g/km (18″ Bereifung)
Emmissionsklasse  EU 6
Effizienzklasse  D
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Fotos im Artikel und Titelbild: Bjoern Habegger
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