Test: Seat Leon X-Perience TSI

2,7 Zentimeter hat Seat den “XP” – den X-Perience hochgelegt – das ergibt nun eine Bodenfreiheit von 17.1 Zentimetern. Nicht viel für einen Offroader. Wer ernsthaft den Ausflug in das Gelände wagt, der sucht sich lieber einen Allradler mit wenigstens 25 Zentimeter Bodenfreiheit. In Zeiten, in denen unsere Autos immer flacher werden, dem Wind weniger Widerstand bieten, ist der Trend zum “SUV-Design” bei klassischen Kombis jedoch ein ganz willkommener. Denn die zusätzliche Bodenfreiheit hilft im Alltag auf ganz praktische Weise. Ohne deswegen gleich die Nachteile eines SUV in Kauf nehmen zu müssen.

Test: SEAT Leon X-Perience 180 PS TSI

Robuster Raumbegleiter

Die moderne Allradtechnik “4Drive” auf Basis der Haldex-5 Generation, übliche VW-Konzerntechnik, sieht man dem Spanier nicht an. Wohl aber die auf robust getrimmten Elemente der Karosserie. Eine Stoßstange, die mit deutlich weniger Lack auskommen muss. Massive Blenden in Kontrastfarben simulieren einen Unterfahrschutz und die Radhausverbreiterungen in mattem Schwarz vollenden den “hemdsärmligen Offroader-Look”. Das reicht, um in der Stadt das Statement des “Landburschen” zu setzen.

agil auch abseits vom asphaltband

Agil vor allem auf der Straße

Seat mag zwar dem Leon X-Perience eine Offroad-Design-Packung verabreicht haben und das ganze auch mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen für Unterboden und Fahrwerk garniert haben. Der XP bleibt aber in erster Linie ein Familien-Kombi für den Alltag. Und der findet üblicherweise nicht Off-Road statt. Das wissen auch die SEAT-Techniker und haben neben der eher überschaubaren Bodenfreiheit auch ein eher solides Fahrwerks-Setup gefunden. Der Leon XP bleibt seinen spanischen Wurzeln treu und legt den Tango lieber auf Asphalt hin denn im Gelände. Wobei die gesteigerte Bodenfreiheit und die martialischen Design-Elemente die Parkplatzsuche vereinfachen. Auf die grüne Wiese? Jederzeit. Auch wenn es einen Hügel zu überwinden gilt.

Das Wetter im Testzeitraum hat dem 4Drive-Allrad leider kaum eine Möglichkeit gegeben zu zeigen, was möglich ist. Ein wenig Schnee wäre hilfreich gewesen. Stattdessen sommerliche Temperaturen. Der Ausflug in die Natur, über kleine Hindernisse, hat einen Eindruck vermittelt, was der XP besser kann als sein sportlicher Bruder – der Leon ST Cupra.

Handlich durch die Kurven unserer Stammstrecke, davon, dass man ein wenig mehr Bodenfreiheit spazieren fährt, merkt man hinter dem Steuer nichts. Die Seitenneigung ist subjektiv auch nicht größer als bei einem “Nicht XP”.

Unser Testwagen hatte den 180 PS starken TSI-Turbobenziner an Bord und das 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe. In der Zukunft wird SEAT zudem adaptive Dämpfer anbieten, der Testwagen kam noch ohne diese aus. Gleichwohl gibt es bereits einen “Fahrdynamik-Modus” Taster, der Einfluss auf Getriebe- und Motorsteuerung nimmt. Eine Spielerei. Eine nette. Mehr nicht. Das Fahrwerk des SEAT Leon XP ist auch ohne adaptive Dämpfer gut abgestimmt. Die Lenkung bleibt in jedem der Fahrmodi immer ein wenig indirekter als im sportlichen Cupra – das aber spürt nur, wer eben diesen zuvor gefahren ist. Für jeden anderen wird sich der Leon – auch als XP – als fahraktives Auto mit viel Spaß in der Kompaktklasse präsentieren.

Der Haldex-Allradantrieb ist unter den “Hang-On” Systemen in seiner nun fünften Generation der Klassensprecher. So überzeugend arbeiten andere Systeme nicht, der Radschlupf, bevor die Kraft an die Hinterachse gelangt, ist kaum spürbar. Das ganze System läuft in Verbindung mit den Bremseingriffen zur Traktionskontrolle völlig frei vom Benutzer. Da wird nix gefummelt, die Traktion ist auf den Punkt vorhanden.

1 Test Fahrbericht 28 Seat Leon X-Perience TSI 180 PS offroad geht

1A Arbeitsplatz

Auch ohne extra Haken in der Aufpreisliste setzen zu müssen, gehört das Gestühl im X-Perience zu den besonders empfehlenswerten in der Kompaktwagenklasse. Da zudem das Lenkrad in Höhe und Tiefe verstellbar ist, findet sich für jeden Fahrer die ideale Sitzposition im Cockpit des zackigen Spaniers. Die Verarbeitung der VW-Konzerntochter ist mittlerweile auf einem ähnlich hohen Niveau angekommen. So richtig vermissen wird man auch als Golf-Fahrer nichts.

Das optionale und aufpreispflichtige LED-Licht sieht gut aus, strahlt einen feinen weißen Lichtteppich aus, hat aber Defizite in der Ausleuchtung. Das fällt bei einer einfachen Testfahrt nicht auf. Wer jedoch die Chance hatte, einen Marktbegleiter mit adaptiver Lichttechnik zu fahren, der wird dem Seat danach eine Option zur Verbesserung einräumen.

Die nur marginale Anhebung der Karosse reicht aus, um den Alltag angenehmer zu gestalten. Es steigt sich eben einfach besser ein und aus, wenn das Auto nicht vollständig auf dem Boden klebt. Und auch die Beladung des mit 445 Litern ausreichend großen Kofferraums ist mit der nun höher gelegten Kofferraumkante ein leichtes. Die Rücksitzlehnen lassen sich per Fingerdreh aus der geöffneten Heckklappe heraus umklappen. Maximal kann der Leon X-Perience mit 1.470 Litern dienen. Dass der Kofferraum dabei quadratisch praktisch geformt wurde, ist eher ein Vor- denn ein Nachteil.

Einkaufswagen

Neben dem optionalen LED-Licht passt auch der restliche Standard an Sicherheitssystemen zum Anspruch eines modernen, aber kompakten Alleskönners. Der Platz reicht aus, dem Kombiheck sei Dank. Traktion hat er auch im Gelände, dem Allrad sei Dank. Schalten muss man nicht mehr. Dem DSG sei Dank. Und der 1.8 Liter TSI hat mit 180 PS genug Power für den Alltag. Mit den 280 Nm steht zwischen 1.350 und 4.500 Umdrehungen zudem genug Kraft zur Verfügung, um den Kombi angemessen aus der Ortschaft zu beschleunigen. Bei 221 km/h ist dann Schluss. Der normale ST hat im übrigen “nur” 250 Nm und kommt dafür mit dem 7-Gang DSG zum Kunden. Warum der Motor nur 30 Nm mehr bekam, wo doch das 6-Gang DSG bis zu 350 Nm verträgt? (Man müsste im VW-Konzern mal nachfragen, aktuell bekommen auch die Audi-TSI mit 180 PS und 6-Gang DSG die 280 Nm zugeteilt. Dass da mehr ginge, sieht man am sportlichen Bruder, dem Cupra – dessen 2.0 Liter liefert die 350 Nm. Dass auch der 1.8 das könnte, daran zweifeln wir nicht.)

Test Fahrbericht 84 Seat Leon X-Perience TSI 180 PS

Das führt einen aber dann zu der Frage: Wie viel Auto, wie viel Leistung braucht man eigentlich?

Mit seinem Basispreis von 24.420 € steht der X-Perience als 1.4 TSI in der Liste. Der von uns gefahrene 1.8 TSI mit 6-Gang DSG kostet mindestens 31.080 €. Dazu gesellen sich ein paar Optionen, das Navigations- und Multimediasystem ist uneingeschränkt empfehlenswert, die LED-Scheinwerfer und die Fahrerassistenzpakete I+II dürfen es auch sein. Am Ende stehen gute 36.000 € auf dem Wunschzettel – wer sich nun seinen eigenen Seat Leon XP zusammenstellen möchte,  der kann das auf der Seite von SEAT direkt tun (klick mich).

Test Fahrbericht 121 Seat Leon X-Perience TSI 180 PS

[=” ” ]Tl;dr?

“Wenn der Supermarkt mal im Outback liegt”

Alternative zu: Škoda Octavia Scout, Subaru Forester, Peugeot 508 RXH
Passt zu: Menschen, die nur optisch die harte Tour bevorzugen
Sieht gut aus: Beim Spaziergang, im Wald

[toggle title=”Motor und Getriebe”]

 SEAT

Leon X-Perience 1.8 TSI

Motor R4, Benzin, Turbo, Direkteinspritzer
Hubraum 1.798 ccm³
Leistung 180 PS @ 4.500 – 6.200 U/min
Kraft 280  Nm @ 1.350 – 4.500 U/min
Getriebe 6-Gangautomatik Doppelkupplung
Antriebsachse Allradantrieb, Haldex-5
[/toggle] [toggle title=”Abmessungen und Fahrleistungen”]
Länge, Breite, Höhe 4.543, 1.816, 1.481  mm
Radstand 2.630 mm
Leergewicht 1.486 kg
Wendekreis 10,2 m
Höchstgeschwindigkeit 221 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 7.2 sec
Normverbrauch 6.5 l/100 km
[/toggle] [toggle title=”Verbrauch im Test”]
Alltagsfahrer 8.3 l / 100 km (Benzin)
Öko-Experte 7.5 l / 100 km
Außendienst-Modus 11.6l / 100km
 Mehr zum Thema Verbrauch:  So messen wir auf m-a-b

Test, Text und Fotos: Bjoern Habegger

[/toggle]
Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts

Vorlage TESTWAGEN 14 Tage

Inhalt Show Infiniti Q30 – “Der andere Premium-Kompakte”Test des Infiniti Q30 1.5d / 2.0tAusgewachsenPrivatsphäreAußenseiter-BonusRundumblickGutes GefühlBilliger ist andersKommentare zum Infiniti Q30:Fazit360° Fotos…