Fahrbericht: Der neue Nissan Micra N-Connecta – Alles andere als mickrig

Die Kleinen werden ja so schnell groß. Die Erfolgsgeschichte dieses kleinen Flitzers begann vor genau 34 Jahren. Die erste Modellgeneration des Nissan Micra rollte vom Band und beeindruckte mit nüchternem geradlinigem Design. Typisch Japaner eben. Praktisch und mit gutem Preis-Leistungsverhältnis gewann er die Herzen der damaligen Autokäufer. Auch die späteren Modelle, allesamt eher rund und süß, erfreuten sich großer Beliebtheit. Doch hat es über 30 Jahre gedauert, ihn endlich erwachsen werden zu lassen. Nicht zuletzt musste er aus seinen Kinderschuhen wachsen, denn auch die Erwartungen der Kunden wurden anspruchsvoller. Klein und knutschig war gestern, heute ist modern und sportlich die Devise.

Alles neu macht 2017

Aus von vorbei mit niedlich. An dem neuen Nissan Micra ist nichts mickrig. Ganz im Gegenteil: Mit seinem neuen Outfit kommt er sportlich, markant und sehr modern rüber. Schon wie beim großen Bruder, dem Nissan Juke, verstecken sich die Türgriffe der hinteren Türen des ausschließlich als Fünftürer angebotenen Micra an der äußeren Ecke der Fenster. Die Linien sind eckiger, kantiger, maskuliner. Soviel steht fest, im Kleinwagen-Segment muss man sich ein bisschen was einfallen lassen, will man mithalten. Die Positionierung zielt auf das europäische B-Segment – den großen Markt „erwachsener“ Kleinwagen. Mit der fünften Generation des Micra präsentiert Nissan eine radikal neue Definition dieses Segmentes. Der neue Micra ist flacher, breiter und länger als jedes Modell zuvor. Nicht nur mit seinem neuen Design, auch mit neuen Technologien, agileren Motoren und souveränem Handling fordert der Micra die Platzhirsche des Segments heraus.

Steife Brise – Sicheres Handling

Mal sehen, ob er das Zeug dazu hat. Bei typischem Hamburger Wetter, stürmisch, frisch und grau, ging es durch die Innenstadt. Energy Orange heißt die Farbe der Wahl. Und energiegeladen ist der kleine Flitzer auch. Er ist durch und durch ein Kleinwagen für die Stadt. Flott und wendig. Die 90 PS zeigen sich besonders in den höheren Gängen und er macht sich im doch manchmal nervigen Stadtverkehr sehr gut. Dynamischere Fahrmanöver sind auch drin. Dank der Sicherheitsfeatures, die zuvor höheren Fahrzeugklassen vorbehalten waren, fühlt man sich stets gut aufgehoben. Zum Beispiel mit dem Intelligenten Spurhalte-Assistenten, der den Wagen, falls es nötig sein sollte, sanft zurück in die Spur führt.

Auch der aus den Modellen Qashqai und Juke bekannte Around View Monitor für 360-Grad-Rundumsicht ist verfügbar und einmalig im Kleinwagen-Segment. Eine Seitenkamera versteckt sich unter dem Außenspiegel des Beifahrers und zeigt den vorderen Reifen. Ganz praktisch, wenn man in Hamburg am Hafenbecken Halt machen will. Die bequemen Sitze geben guten Seitenhalt und der Fahrersitz lässt sich zusätzlich in der Höhe verstellen. Das sportliche Lenkrad wirkt allerdings neben den schönen Akzenten aus Leder ein wenig deplatziert. Es will sich nicht so recht in die eher hochwertige Innenausstattung einfügen, liegt jedoch angenehm in der Hand und erlaubt die Bedienung der wichtigsten Elemente. Die Steuerung vieler Fahrzeugfunktionen erfolgt zusätzlich über das Infotainment-System. Die neueste Generation des NissanConnect Navigationssystem ist Serie bei den Ausstattungslinien Tekna und N-Connecta und optional für die Version Acenta erhältlich. Bereits bei der Version Acenta ist ein Radio-Infotainment-System mit einem Sieben-Zoll-Bildschirm und Touchscreen-Funktion serienmäßig. Dieses wirkt allerdings sehr eindimensional und langweilig. Besonders im Radio-Modus. Ein bisschen Schrift auf blauem Hintergrund. Minimalismus ist hier wohl die Devise. Doch das System ist leicht zu bedienen und verständlich. Zudem wird selbstverständlich auch das Smartphone integriert und es bietet darüber hinaus zahlreiche Funktionen wie Apple CarPlay®, das via der Sprachsteuerung „Siri“ angewählt werden kann.

Klangvolles Raumwunder

Was immer wieder bei so kleinen Fahrzeugen bemängelt wird, ist der fehlende Stauraum. Beim Nissan Micra kann man sagen was man will, Stauraum gibt es genug. Das Kofferraum-Volumen beträgt 300 Liter, ohne dabei den Freiraum für die hinten sitzenden Passagiere einzuschränken. Auch größere Gepäckstücke lassen sich gut verladen. Bei umgelegter Rückbank lässt sich das Volumen auf 1.004 Liter mehr als verdreifachen. Zudem bietet der Nissan Micra auch im Fahrgastraum jede Menge Ablagen. Für größere Gegenstände gibt es ein Extrafach vor dem Schaltknüppel, das je nach Ausstattungsvariante über eine Ambientebeleuchtung sowie einen USB- und Stromanschluss verfügt. In das Handschuhfach würden sogar zwei 2-Liter-Flaschen problemlos passen. Bis zu 1,5-Liter-Flaschen passen in die Türablagen. Außerdem bieten Cupholder (zwei vorn, einer im Fond) Getränkebechern guten Halt, auch bei flotterer Fahrweise.

Wer sich nun mit seinem Kaffee auf große Tour begibt, kann sich auch an dem optionalen Bose® Personal® Sound-System erfreuen. Damit steht der Nissan Micra an vorderster Front der fahrbaren Konzertsäle. Mit sechs Lautsprechern in Kopfstützen, Vordertüren und A-Säulen kann sich das Klangerlebnis hören lassen. Durch den Breitbandlautsprecher in den Vordertüren konnte auf einen Subwoofer im Kofferraum verzichtet werden und damit das Kofferraumvolumen unverändert belassen. Das Bose® Personal® Sound-System ist Standard in der Ausstattungslinie Tekna und als Option für die Versionen Acenta und N-Connecta erhältlich.

Klein, aber oho

Zum Marktstart stehen ein 0,9-Liter-Turbo-Benziner mit drei Zylindern und ein 1,5-Liter-Diesel mit vier Zylindern zur Wahl, die beide 66 kW/90 PS wie unser Testfahrzeug leisten; zeitnah zur Einführung folgt ein 1,0-Liter-Saugbenziner mit 54 kW/73 PS. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles Fünfgang-Getriebe. Zwei der drei Motoren sind mit dem Start-Stopp-System (ISS) verfügbar. Weitere Motoren- und Getriebe-Varianten sollen folgen.

Zur Markteinführung stehen die fünf Ausstattungsvarianten Visia, Visia Plus, Acenta, N-Connecta und Tekna zur Verfügung. Los geht es ab 12.990 Euro. Zur Grundausstattung des Visia gehören unter anderem Lichtsensor, LED-Tagfahrlicht, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Berganfahrassistent, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, ISOFIX und eine asymmetrisch umklappbare Rücksitzbank. Ein Notbremsassistent mit Kollisionswarnsystem sowie eine Spurhaltekontrolle gehören ebenfalls dazu. In unserem Testfahrzeug kommen zusätzlich 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, NissanConnect Navigation, Intelligent-Key, Klimaautomatik und Regensensor dazu. Das Schöne: Kein Micra muss dem anderen gleichen, denn vier Farbtönen machen es ab Werk möglich, dem Exterieur eine individuelle Note zu geben: Power Blue, Energy Orange, Enigma Black and Vibrant Chrome. Weitere Farben sollen noch folgen.

Fazit

Er ist erwachsen geworden. Nissan hat es geschafft, aus dem ehemals knutschigen Frauenauto ein modernes, dynamisches Fahrzeug zu machen, das das Zeug hat, sich nicht nur in die Herzen der Frauen zu stehlen. Es macht nicht nur optisch eine tolle Figur, sondern hat auch unter der Haube und im Fahrgastbereich viel zu bieten. Wer ein bisschen tiefer in die Tasche greift, bekommt praktisch ein maßgeschneiderten Gefährten für die Stadt. Und auch für weitere Fahrten sollte man viel Spaß mit dem kleinen Japaner haben. Besonders erwähnenswert ist der Verbrauch: Die angegebenen 6,5 Liter innerorts kann man bei entspannter Fahrweise gut unterbieten. Wir sind am Ende mit 6,4 Liter/100h ausgestiegen. Wer noch ein bisschen vorausschauender fährt, schafft es diesen Wert mit Sicherheit zu unterbieten, wetten?

Fahrbericht: Simone Amores

Fotos: Simone Amores / Nissan

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