Nissan X-Trail – Platz mit Assistenten

Der Nissan X-Trail gehörte zu den SUV-Exemplaren, die schon rein optisch maskuline Präsenz verströmen und mehr Geländewagen als modischer SUV sein wollen. Sein Design war kantig-markant, von Softie-Gebaren keine Spur. Doch das gehört der Vergangenheit an. Mit der dritten Generation kam 2014 der Imagewechsel. Wir wollten wissen, wie sich das weichgespülte SUV fährt und baten es mit dem 1,6-Liter-Benziner mit 123 kW/163 PS zum Alltagstest.

Die Neuauflage gibt sich ganz modern: Stichwort Crossover-Design, der kleine und äußerst erfolgreiche Bruder Qashqai lässt grüßen. Von diesem hat der X-Trail nicht nur die Vorgaben fürs Design übernommen, sondern auch die Aufgabe, ein praktisches Familienauto zu sein. Da der Qashqai nicht länger als Siebensitzer angeboten wird, muss das 26 Zentimeter längere Modell herhalten, wenn mehr als vier bis fünf Personen transportiert werden sollen. Die Sitze sechs und sieben kosten je nach Ausstattung zwischen 800 und 500 Euro Aufpreis. Bei einer Gesamtfahrzeuglänge von 4,64 Metern kann man trotz des Radstands von 2,71 Metern natürlich auf den Einzelstühlen ganz hinten keine Raumwunder erwarten. Aber es reicht durchaus für akzeptable Komfortbedingungen für kurze Strecken, sofern die Passagiere in der zweiten Reihe ein Einsehen haben und die Verstellmöglichkeit der längs verschiebbaren Sitzbank nach vorne nutzen. Kinder – diese können die hintere Sitzreihe vermutlich auch deutlich geschmeidiger und eleganter als Erwachsene entern – sollten sich dort auf jeden Fall wohlfühlen.

Die Sitze sechs und sieben kosten je nach Ausstattung zwischen 800 und 500 Euro Aufpreis. Bei einer Gesamtfahrzeuglänge von 4,64 Metern kann man trotz des Radstands von 2,71 Metern natürlich auf den Einzelstühlen ganz hinten keine Raumwunder erwarten
Die Sitze sechs und sieben kosten je nach Ausstattung zwischen 800 und 500 Euro Aufpreis. Bei einer Gesamtfahrzeuglänge von 4,64 Metern kann man trotz des Radstands von 2,71 Metern natürlich auf den Einzelstühlen ganz hinten keine Raumwunder erwarten

Das Platzangebot ist eine große Stärke des X-Trails. Trotz der neuen Formgebung konnte dieses Plus auch in die dritte Generation transformiert werden. Fahrer und Beifahrer thronen fast über dem Verkehrsgeschehen, wären die Sitzauflagen etwas länger, würden auch lang gewachsene Passagiere Langstrecken gut verkraften. Der Kofferraum bietet reichlich Volumen. In der siebensitzigen Konfiguration sind es zwischen 135 und 1.877 Litern, beim Fünfsitzer 550 bis 1.982 Liter. So mutiert das Fahrzeug zum Ladechampion.

Bei der Wahl der Motoren macht es Nissan den Kunden leicht: Es gibt nur zwei, ein Diesel und ein Benziner mit jeweils 1,6-Liter-Hubraum. Als Alternative zum Selbstzünder mit 96 kW7130 PS, bietet Nissan den von uns gefahrenen Turbo mit 120 kW/163 PS an. Dieser wird ausschließlich mit Frontantrieb und Handschalter ausgeliefert, nur der Diesel ist optional mit Automatik sowie Allrad kombinierbar. Im Vergleich zu dem durchzugstärkeren Selbstzünder (320 Nm) mobilisiert der Benzindirekteinspritzer mit 240 Nm nicht gerade viel Drehmoment und verlangt vom Fahrer ein wenig Umdenken. Einfach schaltfaul dahin cruisen oder einfach nur aufs Gaspedal treten und auf bärige Kraft vertrauen, funktioniert mit dem Benziner nicht. Schalten ist hier angesagt. Wer sich dessen befleißigt, kann mit dem X-Trail flott und entspannt unterwegs sein. Auf der Autobahn fühlt man sich zwischen Richtgeschwindigkeit und Tempo 180 sehr wohl. Bei höherem Tempo wird es dann doch etwas laut. Im Durchschnitt flossen 8,3 Liter durch die Benzinleitungen, knapp zwei Liter mehr als der Normwert vorgibt. Wenigfahrer dürften mit dem Verbrauch gut leben können, zumal der Mehrpreis zum sparsameren Diesel mit 2.450 Euro nicht gerade günstig ausfällt.

Da der Qashqai nicht länger als Siebensitzer angeboten wird, muss der 26 Zentimeter längere X-Trail herhalten, wenn mehr als vier bis fünf Personen transportiert werden sollen
Da der Qashqai nicht länger als Siebensitzer angeboten wird, muss der 26 Zentimeter längere X-Trail herhalten, wenn mehr als vier bis fünf Personen transportiert werden sollen

Anders als bei den Motoren wird beim Assistenten-Angebot nicht gekleckert, sondern geklotzt. So gehören autonomer Notbrems- und Spurhalteassistent wie Verkehrszeichenerkennung ab Werk zum Serienumfang. Ab dem zweiten Komfortniveau kommt noch ein Fernlichtassistent hinzu. Der Spurhalte-Helfer agiert zwar ein wenig nervös und piepst schon, wenn sich die Reifen der Fahrbahnmarkierung nur nähern, lässt sich aber im Alltag ausschalten, um ihn für Engstellen wie in einer Autobahnbaustelle als sinnvoller Helfer wieder per Knopfdruck zu aktivieren. Für 900 Euro Aufpreis bietet Nissan zudem noch weitere praktische Unterstützung wie Bewegungs- und Müdigkeitserkennung und einen Einpark- und Totwinkel-Assistent an. In der von uns gefahrenen höchsten Ausstattungsstufe (ab 35.660 Euro) sind diese Bestandteil der Serienausstattung, dazu kommen noch unter anderem ein Navigationssystem mit 7 Zoll-Farbtouchscreen, Rückfahrkamera, Leder, Panoramaglasdach und ein Digitalradio. Letzteres zeigte sich allerdings nicht von seiner besten Seite und verbrachte viel Zeit damit, den eingestellten Sender zu suchen und zu verlieren, das aber im flotten Wechsel.

Insgesamt kann der X-Trail aber überzeugen. Wer keinen Wert auf Premiumanspruch legt, dafür aber ein ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis schätzt, ist hier sicherlich gut bedient. (Elfriede Munsch/SP-X)

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts