Gebrauchtwagen-Check: Dacia Logan II – Nur neu ein Schnäppchen

Für Neuwagenkäufer ist der Dacia Logan MCV ein Super-Schnäppchen. Für Gebrauchtwageninteressenten sieht die Sache häufig anders aus.

SP-X/Köln. Vom unansehnlichen Billigauto zum kompetent gemachten Kombi in nur einer Generation: War der erste Dacia Logan MCV noch ein spleeniger Kleinlaster mit Flügeltüren und lieblosem Design, ist die zweite Auflage (seit 2012) ein durchaus gefälliges Auto. Der günstige Neupreis bedeutet aber nicht, dass ein Gebrauchter besonders günstig zu haben ist.

Der Dacia Logan MCV zählt zur schrumpfeden Klasse der Kleinwagen-Kombis

Karosserie und Innenraum: Wege seines Aussehens kauft man den Kleinwagen-Kombi noch immer nicht – doch sein Auftritt ist zumindest kein Hinderungsgrund mehr. Auf rund 4,50 Metern Länge bietet der Rumäne zudem ordentliche Platzverhältnisse für die Passagiere und bis zu 1.518 Liter Gepäck. Das ist fast so viel wie in ausgewachsenen Kompakt-Kombis, die dann aber gerne mal 10 bis 20 Zentimeter länger ausfallen als der Logan. Wartete das Vorgängermodell noch mit erhöhtem Dach, dritter Sitzreihe und Flügeltüren am Heck auf, ist Nummer zwei insgesamt recht konventionell geraten. Die gleichnamige Stufenhecklimousine ist in Deutschland nicht zu haben, einzige Karosseriealternative ist daher der technisch verwandte Kleinwagen Sandero. Innen sind sich die Varianten ähnlich: Die Hartplastik-Landschaft wird allenfalls in den höchsten Ausstattungslinien ein wenig durch Chrom aufgeforstet. Ergonomie und Verarbeitung stimmen jedoch.

Innen geht es eher schmucklos zu

Motoren: Antriebs-Feinkost gibt es bei Dacia nicht. Dafür bewährte und solide Aggregate aus dem Renault-Nissan-Regal. Beste Wahl für den Durchschnittsinteressenten dürfte der Dreizylinder-Turbobenziner mit 66 kW/90 PS sein, der akzeptable Fahrleistungen mit geringem Verbrauch kombiniert. Die alternativ im Benziner-Segment angebotenen Saugmotoren mit 1,0 und 1,2 Litern Hubraum (54 kW/73 PS und 55 kW/75 PS) sind allzu müde, ohne dabei besonders genügsam zu sein. Flotter ist man mit einem der 1,5-Liter-Diesel (66 kW/90 PS und 70 kW/95 PS) unterwegs, den Aufpreis dürfte man aber nur schwer herausfahren. Geschaltet werden alle Triebwerke per Hand, eine Automatik als Alternative zur manuellen Fünfgangbox gibt es nicht.

Ausstattung und Sicherheit: Der Super-Niedrigpreis von 8.000 Euro für einen neuen Logan gilt nur für das quasi-nackte Auto in der Basisvariante „Access“. Die meisten Modelle auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind daher mindestens auf „Essential“-Niveau, also mit Radio und Zentralverriegelung ausgerüstet. Wer keinen Verzicht üben will, wählt aber mindestens „Comfort“ und hat dann auch eine Klimaanlage an Bord. Fast zum Hingucker wird der Logan als „Stepway“-Modell im kernigen Offroad-Design. Der Neupreis geht in diesen Fällen allerdings schon in Richtung 13.000 Euro; und viel Nachlass – das sei hier schon mal verraten – kann der Gebrauchtkäufer nicht erwarten. Immerhin konnten viele Extras auch einzeln gekauft werden, so dass man mit etwas Mühe vielleicht ein passendes Exemplar zum überschaubaren Preis erhält. Allen Dacias gemein ist die im Wettbewerbsvergleich eher mäßige Sicherheitsausstattung. Standard sind vier Airbags und die Fahrdynamikregelung ESP, viel mehr ist auch für Geld und gute Worte nicht zu bekommen. Beim EuroNCAP-Crashtest schnitt der MCV mit drei von fünf Sternen ab.

Das Platzangebot ist üppig

Qualität: Dacia-Neuwagen sind unter anderem deshalb so günstig, weil die rumänische Renault-Tochter ältere und günstigere Technik nutzt als andere Kleinwagenhersteller. Die ist nicht per se unzuverlässig, aber rangiert in Bezug auf Langlebigkeit eher nicht im Branchenspitzenfeld. Dass der Logan im TÜV Report verheerende Ergebnisse liefert liegt aber häufig auch an der Sparsamkeit der Vorbesitzer, die auf Wartung, Reparaturen und HU-Vorbereitung gerne mal verzichten. Generell dürften die wenigsten Dacia-Besitzer ein besonders emotionales und liebevolles Verhältnis zu ihrem Auto haben, was sich in vielen Fällen auch auf dessen Behandlung niederschlagen dürfte. Wer ein gebrauchtes Modell kauft, sollte zahlreiche Schwachstellen im Blick haben. So schwächeln Achsaufhängung und Lenkung gerne mal, Rost an Fahrwerksteilen ist zumindest möglich und auch die Auspuffanlage ist anfällig für Gammel. Häufige Klage von Besitzern betreffen die schnell verkratzte Windschutzscheibe.

Fazit: Wer einen Dacia Logan gebraucht kauft, spart am falschen Ende. Der absolute Wertverlust beim Neuwagen ist so gering, die Nachfrage so groß, dass ein fabrikneues Fahrzeug kaum teurer ist als ein Gebrauchter. Wer ein ganz kleines Budget hat, findet für das gleiche Geld bei anderen Herstellern meist zuverlässigere, gepflegtere und nicht zuletzt auch prestigeträchtigere Modelle in großer Auswahl.

Eine Schönheit ist der Rumäne zwar nicht, abschreckende Wirkung hat das Design aber auch nicht mehr
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