Panorama: Im Porsche Macan durch die Kap-Region

Zwischen Wein, Wellen und Walen

Es gibt eigentlich komfortablere Arten, sich in der Kap-Region zu bewegen als im Porsche Macan. Denn zum guten Wein lässt man sich besser chauffieren und für die Walroute ist der gerade auf 440 PS erstarkte Turbo eigentlich zu schnell. Aber andrerseits locken traumhafte Passstraßen, auf denen man auch ganz nüchtern noch in Schlangenlinien fahren kann.

Die ersten Kilometer sind noch vergleichsweise langweilig und Afrika scheint auch nach einem Dutzend Flugstunden noch immer himmelweit entfernt. Denn wer in Kapstadt als dem Flieger ins Auto wechselt, wähnt sich von den wärmeren Temperaturen und dem etwas älteren Fuhrpark abgesehen, wie in jeder anderen – Achtung Linksverkehr – englischen Großstadt. Und das Frühstück „Stuttgart Sunrise“ in der Dinkel Bakery schürt jetzt auch nicht gerade das Fernweh.

In Südafrika herrscht Linksverkehr

Rührei, Tafelberg und Porsche

Doch es dauert nur 15 Minuten, zwei Portionen Rührei und ein paar Scheiben Vollkornbrot, dann wissen auch Autofahrer, weshalb sie soweit geflogen sind. Klar kommen die meisten wegen der Natur oder der Kultur und vielleicht auch wegen des Wassers. Doch schon die Klof Nek Road mit dem Lions Head zur rechten und dem Tafelberg samt seinem Sahnehäubchen aus nebelrauen Wolken zur linken, bietet ein faszinierendes Panorama – und das ist ja erst der Anfang.

Denn mit dem 1.087 Meter hohen Tafelberg im Rückspiegel geht es zügig aus der Stadt hinaus – zum Kap der guten Hoffnung, das Autofahrer auch als Kap der guten Kurven kennen. Denn die 200 Kilometer lange Tour an die Spitze des Kontinents zählt zu den schönsten Routen, die Afrika zu bieten hat: Vorbei an Wellblech-Siedlungen führt der Weg über die N2, M3 und M42 aus dem Zentrum in Richtung Muizenberg und dort an die Ufer der „False Bay”, jener Bucht, die Seefahrer früher auf dem Weg von Ost nach West häufig mit dem Atlantik verwechselt haben.
Dort beginnt der kurvige Boyes Drive, der mit faszinierenden Blicken auf schneeweiße Strände durch Dörfer wie Kalk Bay oder Fish Hoek zum ersten Zwischenstopp bei „Boulders Beach” nach Simon’s Town führt. Zwar ist der Strand dort nicht schöner als in den Nachbarorten – doch die Badegäste sind illustrer. Denn dort teilt man sich den Sand mit einer großen Kolonie von Pinguinen, die mitten unter den Touristen zwischen dem Meer und ihren Nestern hin und her watscheln. Mitunter verirren sich die etwas tollpatschig wirkenden Frackträger auch auf die Straße, weshalb es für sie eigene Zebrastreifen und Verkehrsschilder gibt. Dann dösen sie im Schatten unter den geparkten Autos oder stehen in den Grünanlagen wie daheim die Gartenzwerge.

Für den Porsche Macan sind die Straßen von Südafrika ein ideales Geläuf

Affen, überall Affen

Von Simon’s Town geht es noch einmal eine knappe Viertelstunde nach Süden, bis eine Kontrollstelle den Weg versperrt. Dort, wo in anderen Ländern wegen der exponierten Lage vielleicht ein militärisches Sperrgebiet beginnen würde, schützen die Südafrikaner Flora und Fauna. Denn die letzten Kilometer zum Kap führen durch ein Naturreservat. Es gelten strenge Verkehrsregeln und ein striktes Tempolimit. Auch die Neugier bremst bei der Tour durch die raue Landschaft. Und die Affen. Denn an jeder zweiten Straßenecke sitzen Paviane auf den Felsblöcken. Zwar starren sie oft verträumt und geistesabwesend ins Nirgendwo. Doch sie sind hellwach und warten nur darauf, dass Besucher zum Fotografieren anhalten. Nicht nur, weil es dann meist auch ein paar Leckereien gibt. Sondern vor allem, weil die Affen aus offenen Autos alles klauen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Zumindest theoretisch lassen sich hier Wale sehen

Das Kap der guten Porsche

Vom Ende der Straße zum Ende der Welt sind es dann nur noch ein paar Schritte: Zu Fuß oder mit einer Zahnradbahn geht es auf einen letzten Berg, man erklimmt noch einmal 133 Stufen – und blickt auf das Kap der guten Hoffnung. Auch wenn sich der Indische und der Atlantische Ozean streng genommen erst 300 Kilometer weiter im Süd-Osten treffen, ist der Blick auf das Meer einfach atemberaubend. Für die Weitsicht steht dabei auch der „neue” Leuchtturm. Während das erste, 1860 am Cape Point errichtete „Lighthouse” vor allem bei schlechtem Wetter von See aus kaum zu sehen war, strahlt seit 1919 ein zweiter Turm etwas heller in die Nacht hinaus.

Heute ist sein Licht bis zu 63 Kilometer weit zu sehen und warnt so die mehr als 20.000 Schiffe pro Jahr, die das Kap heute zu einer der am stärksten befahrenen Seestraßen der Schifffahrt machen. Der erste Kapitän auf dieser Route war der Portugiese Bartholomeu Diaz, der den Felsen auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien 1488 umsegelte und ihm den Namen „Kap der Stürme” gab. Zu Recht: Selbst wenn das Thermometer in der Stadt noch 30 Grad Celsius zeigt, ist eine Windjacke auf dieser Tour angeraten.

Die 200 Kilometer lange Tour an die Spitze des Kontinents zählt zu den schönsten Routen, die Afrika zu bieten hat

Gestärkt, nicht nur der Porsche Macan

Gestärkt von einem Imbiss im „Two Oceans”-Restaurant geht es zurück Richtung Norden – diesmal allerdings nicht mit Blick auf den Indischen, sondern auf den Atlantischen Ozean. Kurz hinter dem Park passiert man viele Stände mit afrikanischer Schnitzkunst. Danach geht es weiter Richtung Scarborough und von dort vorbei an langen Stränden oder traumhaften Buchten wie den „Misty Cliffs” – wo eine stete Brise auch bei größter Hitze angenehm kühlt und die Gischt der Wellen häufig bis auf die Straße sprüht. In Noordhoek beginnt dann der Chapman’s Peak Drive, den die Reiseführer unisono als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt loben. Nachdem die Strecke wegen vieler Felsstürze über drei Jahre gesperrt war, kostet sie nun zwar „Eintritt”, ist dafür aber gründlich saniert und frisch herausgeputzt worden.

Obwohl die 1922 von italienischen Kriegsgefangenen erbaute Serpentinenstraße nach Hout Bay nur etwas mehr als zehn Kilometer lang ist, gilt sie vielen Besuchern als das Highlight einer Tour ans Ende der Welt. Denn das Panorama ist nahezu unbeschreiblich: Unter sich das tosende Meer und über sich den schroffen Fels genießt man nach jeder Kurve einen neuen Ausblick. Wer genügend Speicherplatz auf der Digitalkamera hat und am Morgen früh genug losgefahren ist, zuckelt diese Strecke beinahe im Schritttempo und hält immer wieder an.

Auch die letzten 20 Kilometer zurück nach Kapstadt sind ausgesprochen fotogen. Auf gut ausgebauten Straßen geht es vorbei an dem von hohen Klippen umgebenen Badeort Llandudno hinunter nach Camps Bay. Während sich rechterhand die Bergkette “Zwölf Apostel” majestätisch in den blauen Himmel bohrt, rollen links die großen atlantischen Brecher sanft auf den weißen Sandstränden aus.

Doch für die Stadt ist es noch viel zu früh, deshalb führt die Tour weiter an der Küste entlang Richtung Südosten, wo die Kurven weiter und die Straßen leerer werden. So verlockend die Strecke auch sein mag und so sehr es im rechten Fuß kribbelt, weil da unter dem großen Zeh 550 Nm nur darauf warten, den Macan Turbo in 4,3 Sekunden auf Tempo 100 zu katapultieren und die Straße das Spitzentempo von 270 km/h locker hergeben würde, ist auch hier Mäßigung angeraten. Schließlich sind wir auf der Walroute und jetzt im europäischen Winter tummeln sich die Meeressäuger hier direkt an der Küste und winken den Passaten mit ihren gewaltigen Fluken zu. Und das ist ein Schauspiel, gegen das alle Verlockungen eines SUV verblassen – selbst wenn es noch so sportlich ist.

Das Auto für diese Tour zwischen Weinbergen und Walfischen ist der frisch geliftete Porsche Macan Turbo, der jetzt ziemlich genau ein Jahr nach der großen Modellpflege nachgereicht wird. Natürlich ist das Spitzenmodell, für das die deutschen Händler 91 922 Euro aufrufen, in Südafrika noch viel abgehobener und kaum jemand kann sich die 1,5 Millionen Rand leisten, die in der Preisliste stehen. Doch passt der Macan Turbo trotzdem von allem Porsche-Modellen noch am besten ins Bild. Lange nicht so protzig wie sein großer Bruder Cayenne, lange nicht so vorlaut wie der GTS und natürlich nur halb so auffällig wie Cayman, Boxster oder der Elfer, sticht zwar auch er aus der Flut der Pickups und der Golf 1 heraus, die hier das Straßenbild bestimmen. Doch weil er den Nerz nach innen und außen lediglich einen kleinen Spoiler und ein paar schwarze Anbauteile trägt, bleibt er dabei so dezent und zurückhaltend, dass ihm weder Missgunst entgegenschlägt noch jemand über das Klima diskutieren will.

Entlang der Küste hält man sich angesichts des Panoramas notgedrungen noch etwas zurück und genießet den Macan deshalb eher als entspannten Gleiter mit einem überraschend großen Maß an Langstreckenkomfort denn als kurvengierigen Fighter. Dessen Stunde schlägt keine hundert Kilometer später, wenn es nach Hermanus ins Hinterland geht – erst über ein paar weite Ebenen und angesichts vieler endlos langer Ampelphasen vor kaum sichtbaren Baustellen auch mal über ein paar Feldwege und dann über eine Hügelkette in die Weintäler von Franschhoek. Mit 740 Metern Passhöhe sind die zwar kaum der Rede wert und so imposant wie Tafelberg & Co sehen die grünen Gipfel auch nicht aus. Doch dafür haben die Südafrikaner eine um so schönere Passstraße in den Berg gefräst, die so perfekt ausgebaut ist, dass die 80 km/h Tempolimit zu einer Farce verkommen – erst recht, weil von Polizei hier weit und breit nicht zu sehen ist. Also wechselt man am neuen GT-Lenkrad ins sportlichste Fahrprofil und wird zum Gipfelstürmer, jagt eine Kehre nach der anderen Hauf und fühlt sich auf der Passhöhe dem Himmel ganz nah.

Weil so schön war, fahren viele den Pass gleich noch mal in der Gegenrichtung. Und noch mal, und nochmal und nochmal und sammeln damit so viele Kurven, dass sie nach dem anschließenden Abend auf dem Weingut nicht wirklich wissen, warum sie auf dem Weg ins Bett noch immer Schlangenlinien ziehen. War es der Merlot – oder sind ihnen die ganzen Kurven zu Kopf gestiegen. Keine Ahnung! Vielleicht klärt sich das am nächsten Tag: Wein hat’s hier schließlich genug, der vollgetankte Macan wartet schon und der Weg zurück zur Küste führt – so ein Zufall – noch einmal über den Pass.

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