Peugeot 3008 – Es ist nie zu spät

Lange hat’s ja gedauert, bis Peugeot in Sachen SUV die Kurve gekriegt hat. An das boomende Segment dieser Fahrzeugkategorie wollte in Frankreich anfangs keiner so recht glauben, man setzte lieber auf Vans. Und der erste Versuch gemeinsam mit Mitsubishi wurde nach eher mäßigem Erfolg beendet. Jetzt also kommt der 3008, eigentlich ein bekanntes Modell – ein Van. Die Franzosen machen in der neuen Generation kurzerhand ein SUV aus ihm und bringen es ab Ende Oktober zu Preisen ab 22.900 Euro nach Deutschland.

Was insofern ein wenig pikant ist, als dass der 3008 gemeinsam mit Opel entwickelt wurde. Bei den Rüsselsheimern wird das allerdings in Sachen Design und Innenraum komplett anders aussehende Schwestermodell auf den guten alten Namen Meriva hören, der kommt aber erst im nächsten Jahr auf den Markt.

Die GT-Variante (links) tritt besonders sportlich auf
Die GT-Variante (links) tritt besonders sportlich auf

Apropos Innenraum: Der ist bei Peugeot eigentlich schon ein Unikum. Peugeot-Fahrer kennen das bereits aus 208, 2008 und 308, Neulinge sind überrascht. Denn die Armaturen liegen nicht hinter dem Lenkrad, man schaut also nicht durch die obere Hälfte hindurch, die Anzeigen sind vielmehr oberhalb platziert. Hierzu war es notwendig, das Lenkrad so klein und so tief wie möglich zu positionieren. Man hat sich aber schnell daran gewöhnt. Es vermittelt sogar ein sportliches Gefühl. Die Anzeigen selbst sind bestens abzulesen. Peugeot ergänzt das Cockpit zudem um einen weiteren Bildschirm (8-Zoll-Touchscreen) in Armaturenbrettmitte. Cool wirken auch die sechs Kippschalter darunter. Mit ihnen lassen sich Radio, Klimaanlage, Navigation, Fahrzeugeinstellungen, Telefon und mobile Apps direkt anwählen.

Auch sonst hat Peugeot sich viel Mühe gegeben, den Innenraum des 3008 als kleine Wellness-Lounge zu gestalten. Zum Einsatz kommen neben Leder und Textilien Oberflächen aus satiniertem Chrom oder im Carbon-Look. Alles wirkt sauber verarbeitet und wertig. Und nicht zuletzt soll das sogenannte i-Cockpit die sinnlichen Erblebnisse noch erweitern. Ein Druck auf die „Amplify“-Taste genügt und die Beleuchtung wird gedimmt, der Klang der Soundanlage angepasst, die Sitzmassage eingeschaltet und wohlige Düfte verbreiten sich im Interieur.

Wenn der 3008 Ende Oktober zum Händler rollt, will Peugeot zeigen, dass man nicht einfach nur irgendeinen weiteren SUV auf die Räder gestellt, sondern den Fokus auf ein besonderes Fahrerlebnis setzt. „Der 3008 wird zur neuen Referenz in Sachen Fahrvergnügen“, verspricht Markenchef Jean Philippe Imparato. Ermöglichen soll dies in erster Linie die moderne Konzernplattform EMP2, auf der bereits der Golf-Gegner 308 steht und die auch den 3008 über 100 Kilogramm leichter macht als den Vorgänger.

Bei einer ersten Probefahrt hinterlässt der französische SUV einen harmonischen Eindruck. Trotz der größeren Bodenfreiheit (22 cm), der höheren Sitzposition und des höheren Schwerpunkts gibt einem der Wagen nicht das Gefühl, in einem SUV zu sitzen. Der 3008 lässt sich wunderbar handlich und direkt lenken, durchzieht Kurven wie am Strich, federt trotzdem komfortabel und wirkt insgesamt präzise und professionell abgestimmt.

Die "Tigerkrallen" an den Heckleuchten sind Stil der Marke
Die “Tigerkrallen” an den Heckleuchten sind Stil der Marke

Das richtige Fahrvergnügen hängt jedoch nicht unwesentlich vom richtigen Motor ab. Gewisse Zweifel könnten da beim kleinen Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum (ab 22.900 Euro) aufkommen. Doch Fehlanzeige, das moderne Turbo-Aggregat mit immerhin 130 PS und 240 Newtonmeter Drehmoment erweist sich als schnurriges und munteres Kerlchen für den Alltag und liegt mit einem Normverbrauch von 5,1 Litern nur einen Liter über dem Einstiegsdiesel BlueHDi 120. Rund 2.500 Euro Aufpreis verlangt Peugeot für den 1,6-Liter-Selbstzünder. Da bedarf es vieler Kilometer, bis sich die Investition amortisiert hat.

Wenn es unbedingt ein Diesel sein muss, dann die stärkere 150-PS-Variante mit dem Zweiliter-BlueHDi und kräftigen 370 Newtonmetern. Allerdings überschreitet man hier bereits die 30.000-Euro-Grenze. Teuerste Version im 3008-Portfolio ist der GT mit 180 Diesel-PS und Automatikgetriebe (EAT6). Preis: ab 39.700 Euro.
Allen Versionen gleich ist das gute Platzangebot. Auch im Fond sitzen Erwachsene bequem. Hinter ihnen bleiben sogar noch 520 Liter fürs Gepäck, ein konkurrenzfähiger Wert im Segment. Zudem gibt es einen verschiebbaren Kofferraumboden. Werden die Rücksitzlehnen umgeklappt, passen bis zu 1.482 Liter in den Laderaum. Gegen Aufpreis gibt es auch eine umklappbare Beifahrersitzlehne.

Dass SUV längst nicht zwangsläufig Allradantrieb haben müssen, zeigt einmal mehr der 3008. Für den Ausflug ins leichte Gelände haben die Entwickler dennoch ein paar Vorkehrungen getroffen. Die Antriebsschlupfregelung lässt sich über ein Bedienrad auf der Mittelkonsole fünffach verstellen, abhängig davon, ob man auf Sand, im Matsch, im Schnee oder auf der Straße unterwegs ist.

Die "Tigerkrallen" an den Heckleuchten sind Stil der Marke
Die “Tigerkrallen” an den Heckleuchten sind Stil der Marke

Die Basis „Access“ hat Klimaanlage, Spurhalteassistent, Frontkollisionswarner und Verkehrsschilderkennung serienmäßig an Bord. Das ist löblich. Weniger gut: Wer einige nette Extras haben möchte, wie zum Beispiel eine sensorgesteuerte Heckklappe (eine Fußbewegung reicht fürs Öffnen und Schließen) oder eine Rückfahrkamera, kann diese nicht einzeln bestellen, sondern muss die höheren Ausstattungslinien „Active“, „Allure“ oder „GT“ nehmen.

Sorgen um den Erfolg des neuen 3008 macht man sich in der Pariser Zentrale nicht einmal im Ansatz. „Wir haben allein über eine Million Kunden, die derzeit noch einen alten 3008 oder 4008 fahren“, sagt Markenchef Imparato, und ist sich ziemlich sicher, dass nahezu alle auch weiterhin einen Peugeot fahren wollen. (Michael Specht/SP-X)

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