„Möge die Macht mit dir sein“. Das kultige Motto der Star Wars Fans könnte auch für das diesjährige Camp Jeep in den Dolomiten gelten, auf dem die Enthusiasten der Kultmarke an diesem Wochenende den ersten europäischen Auftritt des Jeep Gladiator feiern. Mit der Macht im deutschen Straßenbild dürfte der Mega-Pickup bei einer Länge von 5,54 Metern kein Problem haben. In Amerika gehört er noch zu den Mid- Size Pickups. Gebaut in Toledo, Ohio, wird er nach dem erfolgreichen Start in den USA ab dem kommenden Jahr auch in Europa in das wachsende Segment einsteigen. Exakt 27 Jahre, nachdem Jeep mit dem letzten Comanche Pickup das Thema für die Marke erst einmal abgehakt hatte.
Satt glänzt die nachtdunkle Karosserie des Gladiator in der morgendlichen Sonne, die zwischen den schroffen Bergspitzen der Dolomiten endlich ihren Weg gefunden hat. Die Pritschen-Variante des Jeep Wrangler übertrifft diesen um mehr als 78 Zentimeter Länge. Der Kühlergrill mit den klassischen sieben Streben und die runden Scheinwerfer kennzeichnen ihn sofort als echten Jeep. Seine 1,50 Meter lange Pritsche zeugt von Art und Umfang seines Einsatzes. Um ihm bei Schwerstarbeit mehr Luft zum Atmen zu verschaffen, wurden die Öffnungen für mehr Durchsatz erweitert.
Der neue Jeep Gladiator nutzt das Camp Jeep für seinen ersten Auftritt in Europa
Der Gladiator hätte keine bessere Manege für seinen ersten Auftritt in Europa finden können als das Camp Jeep, zu dem die Jeep Owners Group jährlich Enthusiasten der Marke aus ganz Europa einlädt. Diesmal findet das Spektakel vom 12. – 14. Juli in San Martino di Castrozza im Herzen der Dolomitenregion statt. Für die Teilnehmer und ihre 600 Fahrzeuge des mittlerweile sechsten Europa-Camps Jeep warten vielfältigen Gelände-Strecken, auf denen die Jeep-Besitzer die Leistungsfähigkeit ihrer Fahrzeuge legal ausprobieren. Die überwiegende Zahl der teilweise historischen Modelle reist per Hänger an – viele haben keine Straßenzulassung oder die Besitzer möchten ihren Geländegängern in teilweise abenteuerlichen Ausstattungen keine langen Strecke über den Asphalt zumuten.
Ein Teilnehmer spulte mit einem 1989er Jeep Comanche 1000 Kilometer ab.
Zu denen, die selbst angereist sind, gehört Michal Kutina. In einem bestens erhaltenen Jeep Comanche hat er die fast tausend Kilometer aus Wolfsburg abgespult. Der zweitürige, vom Cherokee XJ abgeleitete Pickup aus dem Jahr 1989, ist bestens erhalten, gehört aber seinem Freund, einem Jäger. Aber er selber nennt sogar ganze Reihe von Jeep-Raritäten sein eigen. Wie viele, weiß er nicht genau, gibt er grinsend unumwunden zu. Zu seiner Sammlung gehören unter anderem ein Honcho, ein Willis, ein CJ-7 und ein baugleicher Comanche, den der talentierte Schrauber eigenhändig zu einer Rallye Version umgebaut hat.
Unter all den Jeeps wirkt der Gladiator wie ein Goliath unter den sieben Zwergen
In der Menge wirkt der Gladiator fast wie Goliath unter den sieben Zwergen. Für den Einstieg in die 28 Zentimeter über dem Boden schwebende Doppelkabine passt der Begriff Klettern. Nur gut, dass ein Haltegriff an der A-Säule Hilfestellung gibt. Sitzt man erstmal vor der stabilen Windschutzscheibe, fühlt man sich wie im Wrangler. Die gleiche hohe Sitzposition, das gleiche robust wirkende Cockpit. Über den Startknopf meldet sich der 3.0 V6 EcoDiesel Motor mit 260 PS und 600 Newtonmetern Drehmoment zu Wort, der immer mit einer Achtgang-Wandlerautomatik zusammenarbeitet. Weitere Motorisierungen für Europa schließt Jeep nicht aus.
Der Gladiator lässt sich mit ein paar Handgriffen in eine Oben-Ohne-Version ohne Türen verwandeln.
Frischluftfanatiker können aufatmen. Auch der Gladiator lässt sich mit wenigen Handgriffen in eine Oben-Ohne-Version umbauen. Das Faltdach verschwindet hinter der zweiten Sitzreihe, die Türen können mit Hilfe des Bordwerkzeugs ausgebaut und die Frontscheibe heruntergeklappt werden. Alternativ gibt es das dreiteilige Freedom-Hardtop bei allen Gladiator-Modellen in Schwarz, für die Ausstattungslinien Overland und Rubicon außerdem auf Wunsch in Wagenfarbe. Alle Hardtops haben ein manuelles hinteres Schiebefenster.
Preislich dürfte sich der Jeep Gladiator in Europa da einordnen, wo der Wrangler aufhört
Für den Weg zum Parkplatz beim nächsten Strand lassen sich Surfboards oder Fahrräder auf der Ladefläche in einer speziellen Halterung arretieren. Die Fahrt ins rauere Gelände unterstützen die Vierradantriebs-Systeme Command-Trac und Rock-Trac 4×4, elektrische Vorder- und Hinterachs-Sperren, ein elektrisch entkoppelbarer Querstabilisator und natürlich 32 Zoll Geländereifen. Das vollwertige Ersatzrad findet man bei Bedarf unterhalb der Ladefläche. Wieviel man in den Gladiator investieren muss, darüber hüllt man sich bei Jeep noch in Schweigen. Er soll preislich da anfangen, wo der Wrangler als Viertürer aufhört, also bei etwa 56 000 Euro.
Text und Fotos : Solveig Grewe