Preisgünstigster Stromer für die Stadt – Seat Mii electric

Jetzt mal ganz im Ernst. Was hält uns eigentlich davon ab, endlich ein Elektroauto zu kaufen? Der Preis? Mitnichten. Den Seat Mii electric gibt es für 20.650 Euro. Mit Hilfe des auf 6.000 Euro aufgestocktem Umweltbonus macht das weniger als 15.000 Euro. Damit ist er noch vor den Konzernbrüdern VW e-up! und Skoda Citigo das günstigste derzeit hierzulande angebotene Elektroauto. Wie der ehemalige Seat-Chef Luca de Meo es prophezeit hatte, wird der Stromer damit quasi für alle erschwinglich.

260 km Reichweite ideal zum Pendeln auch im Winter

Aber wie sieht es aus mit der Reichweite? Die spanische Volkswagentochter verspricht für einen voll aufgeladenen Mii electric 260 Kilometer an einem Stück (nach WLTP). Das reicht für das tägliche Pendeln allemal – mit  Reichweitenpolster auch bei batterie-unfreundlichen Temperaturen. Wer mit dem kleinen Spanier aber mal in dessen Heimatland  fahren will, muss gut planen und viel Zeit mitbringen. Während in Deutschland die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte Ende 2019 schon 24 000 betrug – das sind fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr –  wird das spanische Versorgungsnetz um so dünnmaschiger, je weiter man in den Süden vordringt, besonders in Regionen außerhalb von Metropolen.

Eine Stunde Ladezeit an DC-Schnellladestation

In der spanischen Hautstadt Madrid – Testfeld für innovative Mobilität – warten rund 630 Ladestationen für dort zugelassene 2.700 Elektroautos, 6.000 E-Motorräder, 2.500 elektrische Fahrräder und knapp 10.000 E-Scooter auf ihre Nutzung. An einer Ladesäule nuckelt jetzt unser polar weißer Mii Electric, der uns zu Testzwecken vor Ort zur Verfügung steht, mit dem wir aber nicht aus Deutschland angereist sind. An einer DC-Schnellladestation mit 40 kW Ladeleistung lässt sich die Batterie über den optionalen CCS-Adapter (600 Euro Aufpreis)  in nur einer Stunde auf 80 Prozent aufladen. Bei Anschluss an eine Wallbox mit Dreiphasenwechselstrom und einer Ladeleistung von 7,2 kW muss man vier Stunden Zeit investieren.12-16 Stunden sind es an einer normalen 2,3 kW-Steckdose (Ladekabel plus 175  Euro).

Seat stellt die Verbrenner beim Seat Mii ein

Von außen unterscheidet sich der elektrische Mii nur wenig von den bisherigen Modellen mit Verbrennungsmotoren, die Seat mit Erscheinen des Mii electric einstellt. Wenn schon Zeitenwandel, dann konsequent. Nur wer genau hinschaut, entdeckt einen „electric“ – Schriftzug am Heck und einen „electric“ – Sticker an der Seite. Im Inneren gefällt uns das schicke, dezent gestrichelte helle Armaturenbrett, während das Cockpit im übrigen von reichlich – dem Preis geschuldeten –   Hartplastik dominiert wird. Die Halterung für ein Smartphone über der Bedieninsel für Klima und Heckscheibenheizung lässt den Rückschluss zu, dass Seat für den Mii electric kein bordeigenes Navigationssystem anbietet. Das ist unter Kostengesichtspunkten sinnvoll. Dass das zur Orientierung angedockte Smartphone aber den einzigen USB-Anschluss im Fahrzeug besetzt, missfällt besonders dem Beifahrer, der sein Gerät dringend aufladen muss.

Drei Optionen für das Sparen beim Fahren

Der Fahrer blickt derweil auf klassische analoge Rundinstrumente mit Informationen darüber, dass man im blauen Bereich zwischen 20 und 80 km/h mit dem Stromer am wirtschaftlichsten unterwegs ist – wer hätte das gedacht – , wann rekuperiert wird und wieviel Energie noch im Tank ist. Ein kleines Display unter dem Tacho weist die Restreichweite, den Verbrauch oder die Geschwindigkeit aus. Klassisch der Schlüssel anstelle eines Startknopfs. Fürs Sparen beim Fahren gibt es drei Optionen, die Wahltasten Eco und Eco+, bei denen die Leistung der Verbraucher (Klimaanlage und Motor) abgestuft gedrosselt werden. Zudem kann in der Einstufen-Automatik über die Stellung „B“ besonders viel Bremsenergie umgewandelt werden, Klimaanlage und Motor sind dann nicht betroffen, das Auto bremst nur deutlich ein, wenn kein Gas mehr gegeben wird.

212 Newtonmeter sind sofort bei der Sache

Auf den Landstraßen rund um Madrid verliert sich zunächst der Gedanke an Verbrauchsoptimierung. Mit 83 PS zeigt sich der nur 1.160 Kilogramm schwere Mii electro agil und in keinster Weise untermotorisiert. Die Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h kommt jetzt kaum in Reichweite. Dafür liegen die 212 Nm Drehmoment – eben typisch Elektroauto – sofort an jeder Ampel an. In 3,9 Sekunden sprintet der Mii electric von 0 auf 50 km/h, 12,3 Sekunden braucht er, um von 0 auf 100km/h zu kommen. Allerdings machte ein Blick auf die drastisch schwindende restliche Reichweite dem engagierten Druck auf das „Gaspedal“ schnell ein Ende.

Die Stärken werden in der Stadt ausgespielt

In einer Stadt wie Madrid spielt der Kleinwagen dann sein Stärken voll aus. Enge Straßen rund um den leider völlig zugeparkten Palacio Real muss man mit dem knapp 3,60 Meter langen Mii nicht scheuen. Mit 1,65 Metern Breite quetscht er sich fast überall noch durch, der Wendekreis von 9,8 Metern erlaubt auch mal ein Umkehrmanöver auf offener Straße ohne viel Hin und Her. Sehr praktisch, weil die Navigation über die App nur unzureichend funktioniert und nach zahlreichen Try and Error „Google Maps“ dann endlich vernünftige Wege diktiert. Letztendlich weist der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 14,6 Kilowattstunden aus, das Datenblatt nennt 12,7 – 12,9 kWh. Wir kämen also auf rund 220 Kilometer Reichweite, im reinen Stadtbetrieb sollen laut Seat bis zu 258 Kilometer möglich sein. Ganz im Ernst : der Seat Mii ist ein ideales Stadtauto mit einer sauberen Weste.

 

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