Prototyp: Toyota GR Yaris

Kurz nach der Premiere des neuen Yaris gibt Toyota einen ersten Ausblick auf eine scharfe Gazoo-Racing-Version des Kleinwagens. Die soll die Basis für das neue WRC-Fahrzeug sein – bekommt aber eine Straßenzulassung!

Im Oktober 2019 hat Toyota seinen neuen City-Floh Yaris vorgestellt, doch die deutsche Kleinwagen-Kundschaft muss sich noch gedulden, ehe der Japaner zum Händler rollt. Erst im Spätsommer 2020 will Toyota den zunächst nur als Fünftürer erhältlichen Yaris ausliefern. Um die Wartezeit bis zur Ankunft der vierten Generation ein wenig zu verkürzen, macht Toyotas Dynamik-Abteilung Gazoo Racing (GR) jetzt Lust auf mehr: Zukünftig soll es auch einen richtig sportlichen GR Yaris geben.

Der Kleinwagen ist nach dem neuen Supra der zweite Spaßmacher aus der GR-Feder. Anders als die nur „sportlich angehauchten“ Toyota-Modelle, die das GR-Kürzel nach dem Namen tragen, wird es bei diesen beiden durchtrainierten Athleten vorangestellt. Klingt kompliziert, ist aber nicht viel anders als etwa bei BMW: Die Münchner bieten schließlich auch einen waschechten M5 und einen 5er mit M-Paket an.

Toyota GR Yaris fährt als Dreitürer vor

Um sich die GR-Sporen zu verdienen, musste der Yaris ins Fitnessstudio, und dafür braucht er die passende Kleidung. Also haben die Designer zwei Türen gestrichen, die Dachkante knapp zehn Zentimeter nach unten gesetzt und die Karosserie ordentlich in die Breite gezogen. Das allein aber macht aus einem harmlosen Stadt-Flitzer noch keine Rennmaschine, hierfür waren auch größere Eingriffe unterm Blech nötig. Der Unterbau wurde stark modifiziert, der GR Yaris bekommt hinten die Doppelquerlenker-Achse vom Corolla, eine überarbeitete Federung, stärkere Bremsen und vor allem: Allrad-Antrieb. Die Vierrad-Technik sorgt bei dem Japaner nicht nur für perfekten Grip, sondern auch für ein Alleinstellungsmerkmal. Egal ob Ford Fiesta ST, Mini John Cooper Works oder VW Polo GTI – sie alle fahren nur mit Frontantrieb vor. Und selbst bei den Kompaktsportlern eine Klasse höher ist 4×4 noch lange nicht gesetzt.

Entsprechend dem WRC-Reglement setzt Toyota auf ein 1,6-Liter-Triebwerk, allerdings mit nur drei Zylindern

Natürlich entwickelt Toyota den Allradantrieb für den Kleinwagen nicht nur, um Sportler-Herzen höher schlagen zu lassen. Nein, der neue GR Yaris soll als Basis für die Homologation des zukünftigen WRC-Rallye-Autos dienen. Dass er dafür auch einen starken Motor braucht, ist klar: Entsprechend dem WRC-Reglement setzt Toyota auf ein 1,6-Liter-Triebwerk, allerdings mit nur drei Zylindern! Genaue Daten gibt es noch nicht, doch soll das quirlige Aggregat über 250 PS entwickeln. Außerdem soll das Motörchen eines der leichtesten seiner Art sein, und zusammen mit anderen Diät-Maßnahmen wie beispielsweise dem Carbon-Dach soll der GR Yaris deutlich weniger als 1.300 Kilogramm wiegen.

Die Kombination aus wenig Gewicht und viel Leistung verspricht jede Menge Fahrspaß, und die erste Testrunde mit einem noch getarnten Prototypen bestätigt diese Vermutung: Der Motor hängt gut am Gas, dreht willig hoch und schiebt mit mehr als 350 Newtonmeter nachdrücklich an, die Gangwechsel mit der kurzen, knackige Sechsgang-Schaltung machen Laune, der Unterbau garantiert eine stabile Straßenlage und die Lenkung dirigiert den Yaris präzise ums Ecke. Und dann ist da natürlich der Allradantrieb, der für die nötige Traktion sorgt und Selbstvertrauen sowie Mut des Fahrers gleichermaßen wachsen lässt. Doch selbst wenn man es – wie wir, auf der nassen Rennstrecke von Estoril – etwas zu forsch angeht und der Yaris wahlweise ins Unter- oder Übersteuern kommt, hat der Fahrer das Gefühl, Herr der Lage zu sein, und kann den rund vier Meter langen Renn-Zwerg problemlos wieder einfangen.

Speziell für die Rennstrecke gibt es den Track-Modus, der mit einer paritätischen Kraftverteilung für größtmögliche Neutralität sorgt

Speziell für die Rennstrecke gibt es den Track-Modus, der mit einer paritätischen Kraftverteilung für größtmögliche Neutralität sorgt. Wer will, kriegt den GR Yaris außerdem mit einem Performance-Paket, das ihn noch etwas schärfer macht, und optionalen Sperrdifferenzialen an Vorder- und Hinterachse. Für maximalen Spaß auf der Straße ist das nicht nötig, hier reicht der normale Sport-Modus aus, der 70 Prozent der Kraft nach hinten schickt und so dem Toyota eine Extra-Portion Dynamik verpasst; im Normalbetrieb ist die Kraftverteilung eher frontlastig.

Apropos Straße: Wer sich den GR Yaris für den Alltag zulegen will, muss sich darauf einstellen, beim Schulterblick durch die kleinen Fenster kaum etwas von seiner Umwelt zu sehen – und bald jedes Schlagloch und jeden Hubbel auf dem Arbeitsweg persönlich zu kennen. Der Unterbau hält nicht viel davon, derlei auszubügeln. Ansonsten aber ist das GR-Modell durchaus ein Daily-Driver. Zum einen klingt der Yaris erstaunlich zahm und schreckt sicher nicht alle Nachbarn auf. Zum anderen verzichtet Toyota, soweit es die Prototypen erahnen lassen, auf einen allzu puristischen Innenraum: Kombiinstrument, Armaturenbrett und Infotainment-System sind aus dem normalen Yaris bekannt und auch die Sitze wirken erstaunlich bequem. Zwar dürften sie für die Sportversion gern ein wenig tiefer montiert sein; das aber geht nicht, weil sonst kein Platz für den Klappmechanismus wäre, der beim Dreitürer nötig ist. Das wird am Ende aber deutlich weniger Kunden vom Kauf eines GR Yaris abhalten, als der Preis: Der ist noch nicht bekannt, wird aber wahrscheinlich bei rund 35.000 Euro liegen. Zum Glück bleib ja noch ein bisschen Zeit zum Sparen, denn die Rennsemmel kommt erst gegen Ende 2020 auf den Markt.

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