Seat Leon Cupra ST 300 4Drive – Alles im Grip
Mit dem sportlichen Top-Modell Cupra hat Seat nun auch die letzte Leon-Variante einem Facelift unterzogen. Die Motorleistung klettert auf 221 kW/300 PS. Die früher mit 265 PS bezifferte Basisvariante ist nicht mehr lieferbar ist. Ab 34.020 Euro beginnt der Spaß (Dreitürer) und reicht bis 39.220 Euro für den Kombi. Die Differenz zwischen dem günstigsten und teuersten Grundmodell ist nicht nur auf die Karosserieform zurückzuführen, sondern darin begründet, dass der Kombi jetzt mit Allradantrieb und Doppelkupplung an den Start rollt. Mit einem Normverbrauch zwischen 6,8 und 7,2 Litern Superplus je 100 km kann man leben angesichts der Fahrwerte. Die Allrad-Version schafft es binnen 4,9 Sekunden auf Landstraßen-Tempo, während sich die Frontantrieb-Varianten durchweg zwischen 5,6 und 5,9 Sekunden für diese Disziplin genehmigen.
Und genau hier beginnen die Diskussionen – insbesondere bei den Fahrdynamik-Fans, die für gewöhnlich ganz bewusst entscheiden möchten, ob es Allrad oder Frontantrieb sein soll. Schlupf an den Rädern verkneift sich der 300 PS-Allradler selbst bei nasser Straße. Nimmt man den Cupra härter ran, offenbart er seinen typischen Fahrcharakter. Erst dreht er feinfühlig ein mit seiner leichtgängig-präzisen E-Servolenkung, um weitgehend neutral die Kehre zu nehmen und mit maximalem Grip wuchtig aus dem Kurvenausgang zu sprinten. Anders die frontgetriebene Variante. Er untersteuert merklich, wenn man unter Last die Kurve nimmt und tendiert zum Scharren, sobald das Gaspedal Kontakt mit dem Bodenblech aufnimmt – jedenfalls im unteren Geschwindigkeitsbereich. Da schafft die hydraulisch-mechanische Differenzialsperre mit aufwendigem Lamellenpaket allenfalls Linderung, zähmt die Drehmoment-Wucht des Turbos jedoch nicht vollends. Absolut sicher vor Traktionsproblemen ist man hier erst oberhalb von 80 km/h und auf griffigem Asphalt. Dann marschiert der Kompakte druckvoll nach vorn und erreicht quasi jede Geschwindigkeit bis 250 km/h recht mühelos. Auch an der Ampel erfordert der bissige und aus den potenten Endrohren seines Sportauspuffs sprotzelnde Zweiliter einen behutsamen Gasfuß, um nicht ungewollt schwarze Striche auf die Straße zu malen.
Nächste Frage: Schaltung oder Automatik? Der beim lässigen Cruisen unauffällig werkelnde Doppelkuppler ist ein Komfortgewinn im Alltag – lediglich bei spontaner Leistungsanfrage könnte er einen Tick zügiger herunterschalten. Wenn man die Übersetzungen perfekt im Griff haben möchte, ist der Schalter doch die bessere Wahl, auch wenn die Fahraktivitäten hier etwas mehr Aufmerksamkeit erfordern. Zumal der Strang butterweich anmutet – weder gibt es lästige Rucke beim Einkuppeln noch leistet der Schalthebel Widerstand bei der Arbeit. Schade, dass Seat den traktionsträchtigen Allradantrieb lediglich in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe liefert. Und auch nur in Verbindung mit dem Kombi, der immerhin mit fast anderthalb tausend Litern Gepäckraumvolumen bei umgeklappten Lehnen aufwartet, für den Fall, dass man den Dreitürer optisch gefälliger finden mag.
Nebenbei hat der Cupra ein Facelift erhalten, das sich vorwiegend auf die inneren Werte bezieht. So findet man nun beispielsweise eine elektrische Feststellbremse vor, durch den Wegfall des Handbremshebels sollen sich Raumgefühl und Ergonomie verbessern. Darüber hinaus verspricht der Hersteller leistungsfähigere LED-Vollscheinwerfer sowie eine Optimierung der umfangreichen Fahrerassistenz von der autonomen Notbremsung über den aktiven Tempomat bis hin zur Verkehrszeichenerkennung, deren Trefferquote nun größer sein soll. Technik-Freaks bekommen jetzt außerdem eine farbenfrohe Ambientebeleuchtung, und das Menü auf dem Achtzoll-Bildschirm präsentiert sich neu. (Patrick Broich/SP-X)
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