„Junge, wo ist bloß die Zeit geblieben? Eben warst Du noch ein Kind und nun bist Du schon 25!“ So oder so ähnlich wird es dem ein oder anderen ergehen, wenn er zu hören bekommt, dass der Renault Twingo nun sein 25. Jubiläum feiert. 1992 war es, als der kleine Franzose sein Debut auf dem Automobilsalon in Genf feierte und das Konzept eines Vans mit den Abmessungen eines Kleinstwagens verband. Heute blicken wir auf drei Generationen zurück, die sich bei einem Detail einig geblieben sind: Den Kulleraugen.
Vom Grundkonzept des Renault Twingo I ist nicht viel übriggeblieben: Die mittlerweile dritte Modellgeneration fährt mit einem Heckmotor vor und teilt sich die technische Basis mit dem Smart Fortwo bzw. Forfour. Das soll vor allem eine ausgeprägte Agilität bewirken. Dennoch geht dem aktuellen Modell das typisch-kultige Design der ersten Generation ab. Starten wir unseren kurzen Rückblick über die drei Generationen des Bestsellers.
Renault Twingo I – Wie alles begann
Gerade einmal 3,43 m misst ein Renault Twingo der ersten Generation. Doch dieses kurze Außenmaß lässt keine Rückschlüsse über die Platzverhältnisse im Innenraum zu, schließlich ist der Twingo ein Van im Mini-Format. Dank des One-Box-Designs und der cleveren, um 17 cm verschiebbaren Rücksitzbank reisten sogar vier durchschnittlich große Erwachsene gut im Twingo – kein Scherz.
Aufgrund seines Designs mit den Kulleraugen-Scheinwerfern und – im schlimmsten Fall – Teddybär-Alufelgen – fand die erste Generation besonders bei Frauen viel Anklang. Rund zwei Drittel aller Verkäufe erfolgten an weibliche Interessenten. Innen ließen sich die Designer ebenfalls nicht lumpen und entwarfen ein symmetrisches Cockpit mit zentral platziertem Kombi-Instrument, das von allen Plätzen gleich gut gesehen werden kann. Davor platzierten sie einen kugelförmigen Schalter für die Warnblinkanlage, der nicht selten zu lustigen Buzzer-Raterunden animierte. Ich spreche aus Erfahrung, schließlich fuhr ich elf Jahre lang eines der Exemplare der ersten Generation.
Bei der Motorisierung viel die Wahl auf einen 1,2 Liter Vierzylinder mit 75 PS, der dem kleinen Franzosen bereits zu zügigen Fahrleistungen verhalf. Doch dieses Aggregat stand erst spät im Lebenszyklus zur Verfügung, weshalb die 1,2 Liter Maschine mit 55 und später 58 bzw. 60 PS am häufigsten auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden ist. Dieser lässt zudem wenig Wünsche offen: Dank klassenunüblicher Extras wie zum Beispiel einer Klimaanlage oder dem weit verbreiteten Faltdach sollte für alle Ansprüche etwas dabei sein. Zumal die Auswahl, bei allein in Deutschland verkauften 517.600 Exemplaren, groß sein dürfte.
Generation zwei gab sich etwas fad
Nochmal eins drauf legte die zweite Generation des Renault Twingo, wirkte von außen allerdings etwas beliebig und nicht mehr so außergewöhnlich. Dennoch war der Renault Twingo „N“, wie die Modellgeneration intern heißt, ein echter Bestseller. In 48 Ländern verkauften die Franzosen rund 911.000 Exemplare – beachtlich.
Verantwortlich für den Erfolg waren wohl auch das Wachstum um 16 cm sowie die nochmals gesteigerte Innenraumflexibilität. So bot der Renault Twingo, der auf dem Renault Clio der dritten Generation basiert, zwei verschiebbare Einzelsitze im Fond. Außerdem konnte man ihn erneut mit dem kultigen, großen Faltdach bestellen, das nun elektrisch betätigt wurde. Zur Wahl stand aber auch ein großes Panorama-Glasdach. Weitere Highlights zeigten sich bei der Motoren-Auswahl: So konnte man den Renault Twingo II nicht nur mit einem Diesel ordern, sondern sogar zwischen zwei besonders sportlichen Antrieben wählen. Zum einen stand ein Turbo-aufgeladener 1,2 Liter mit 102 PS bereit und zum anderen stellte Renault einen Twingo R.S. auf die Beine. Der frei atmende 1,6 Liter Vierzylinder generierte 133 PS und war so etwas wie der Geheimtipp, wenn es um besonders sportliche Kleinwagen ging.
Gemeinsame Sache – Der Renault Twingo III
Mit seinen beiden Vorgänger-Generationen hat die aktuelle Renault Twingo-Generation nicht mehr viel gemein. Einzig die Möglichkeit zur nahezu beliebigen Individualisierung übernahm die aktuelle von der zweiten Generation. Und so fährt die seit 2014 erhältliche Neuinterpretation des City-Flitzers nun mit einem Heckmotor sowie mit fünf Türen durch die Städte. Dabei möchte der Heckmotor, zusammen mit dem besonders großen Lenkeinschlag, den Renault Twingo äußerst wendig machen. Dieses Bestreben zeigt sich auch in der auf 3,59 m reduzierten Gesamtlänge, während der Radstand um 13 Zentimeter auf insgesamt 2,49 m wuchs. Das ermöglicht die Mitnahme von sperrigen Gegenständen, da man nicht nur die Rückbank, sondern auch den Beifahrersitz umklappen kann. Ergebnis: Bis zu 2,31 m langes Transportgut passt in den Kleinstwagen.
Geblieben und neuinterpretiert wurden die großen Kulleraugen in Verbindung mit dem lächelnden Kühllufteinlass, die eine direkte Reminiszenz an den Ur-Twingo darstellen. Ergänzt werden sie von kreisrunden LED-Tagfahrleuchten sowie von einer Heckklappe, die nach Renault 5 Vorbild designt wurde. Damit differenziert sich der Twingo klar von seinem Plattform-Bruder, dem Smart Forfour.
Bei den Motoren stehen Dreizylinderaggregate mit 0,9 oder 1,0 Liter Hubraum bereit, die 69,71 oder 90 PS generieren. Der Renault Twingo GT schöpft sogar 109 PS aus dem kleinen Antrieb, macht mit seinen 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und breiteren Kotflügeln sogar einen dezent sportlichen Eindruck. Das zeigt sich auch in den Fahrleistungen: 9,6 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und 182 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für einen Kleinstwagen sehr passable Werte. Fragt sich nur, ob es die aktuelle Generation auch zum Kult-Status bringen wird…