230 000 Motorsportfans erlebten am Wochenende die 47. Auflage des 24-Stundenrennens am Nürburgring. Der Audi Phoenix-R8 LMS mit den Fahrern Piere Kaffer, Frank Stippler, Frederic Vervisch und Dries Vanthoor gewann, Porsche und Mercedes verschenkten in einem spannenden Finish den Sieg auf der mit 25,378 Kilometern längsten Rennstrecke der Welt. Der diesjährige Rundentanz über den Vulkan war von zahlreichen Unfällen, zahlreichen Defekten, Vergehen und Strafen in allen Klassen geprägt. Sieger der Herzen wurde jedenfalls ein Team mit dem bezeichnenden Namen „Girls Only“, das ausschließlich aus Frauen besteht und mit einem Golf GTI TCR angetreten war, um der männlichen Konkurrenz den Kampf anzusagen.
Hauptsponsoren des Teams „Girls Only“ sind VW und der chinesische Reifenhersteller GiTi
Nun sind Frauen im Motorsport zwar selten, aber bei weitem keine Ausnahme. Man denke nur an Namen wie de Filippis als erste weibliche Formel-1-Fahrerin oder Michele Mouton, die 1985 am Pikes Peak abräumte. Noch in diesem Jahr soll mit der W-Series sogar eine rein weiblich Rennserie starten. Doch bei den GirlsOnly sind nicht nur die Piloten weiblich, sondern die ganze Crew von den Reifenbetreibern über die Ingenieure und Mechatroniker bis hin zur Teamchefin. Hauptsponsoren der Idee, mit denen die jungen Frauen sich Respekt verschaffen wollen, sind der chinesische Reifenhersteller GiTi und Volkswagen.
Die böse Wahrheit kommt ans Licht: Motorschaden in der grünen Hölle
Noch bei der Aufstellung zum Start waren die Fahrerinnen Ronja Assmann (D), Jasmin Preisig (CH) und Carrie Schreiner (D) zusammen mit ihrem 16 köpfigigen Team überzeugt davon, dass sie mit ihrem schwarz gelben renn-g-Golf und der Startnummer 89 die grüne Hölle schon rocken würden. Doch es sollte anders kommen. In der dritten Runde zerschlägt ein Fremdkörper den Wasserkühler und ruiniert den Motor. Fassungslos stehen alle im Fahrerlager 23 um das Auto herum. Doch dann werden die Fäuste gereckt. Wir schaffen das, wir lassen uns nicht unterkriegen. Während draußen der Rennbetrieb weitergeht, tauschen die Mädels mal eben den Motor aus. Eine Entscheidung, die am Ring nicht alltäglich ist. Meistens gibt man das Rennen einfach auf.
Ein vierzehnstündiger Arbeits-Marathon für die Mechanikerinnen des „Girls-Only“ – Teams
Doch in den Augen der Mädchen leuchtet es. Sorgsam wird das Werkzeug auf dem Boden ausgebreitet. Stunden vergehen, bis der etwas 150 Kilogramm schwere Vierzylinder-Motor am Haken hängt. Ruhig und bedächtig wuchten die Mädchen den Neuen aus seiner Holzkiste, stützen sich, wenn die Kräfte dann doch nach weiteren vier Stunden langsam der Müdigkeit weichen. Doch aufgeben will keine. „Nein, geübt hat unser Team das nicht. Aber das notwendige Knowhow haben unsere Mechanikerinnen, keine Sorgen, die packen das“ betont Teamchefin Ellen Lehmann und blickt aufmunternd in die Runde.
Ein um das andere Reifensets wird von den anderen Teams durch das Fahrerlager 23 hinaus zum Wechseln gekarrt. Jeder hat ein aufmunterndes Worte auf den Lippen, manch bewundernder Blick streift die Girls, die gerade in gewagter Pose unter dem Fahrzeug liegen. es wird heiß am Ring, wie selten in dem vergangenen Jahren. Die Mädchen schwitzen, übergießen sich gegenseitig aus Wasserflaschen. Bis in den frühen Sonntagmorgen arbeiten sie Hand in Hand, geschlafen wird abwechselnd, aber unruhig und wenig. Dann ist es geschafft, das Turboaggregat und die Steuereinheit sind ausgewechselt. Weitestgehend ohne männliche Unterstützung.
Kurz nach Sonnenaufgang rollt der Golf GTI TCR wieder auf die Strecke. Den letzten Stint fährt Carrie Schreiner und beendet umjubelt das Rennen. Für die Mädchen war das Ziel ihr Ziel und damit hat das Team „Girls Only“ in bemerkenswerter Weise bei diesem 24h Rennen Geschichte geschrieben.
Text und Fotos: Solveig Grewe