Skoda Euro Trek 2016 – Abenteuer Donau

„Ich seh’ schon die Welt”, jauchzt das Kind vor mir im Flugzeug und drückt sich die Nase an der ziemlich stumpfen Scheibe der alten Boenig 737 platt. Schon beim Landeanflug auf Sibiu, dem ehemaligen Hermannstadt, wird deutlich, warum Skoda sich die touristisch eher weniger beachtete Region zwischen Siebenbürgen, Transsilvanien und der Walachei für die EuroTrek-Tour 2016 ausgesucht hat: Wald, Berge, kurzum Natur, in der sich vermutlich nicht nur Has’ und Igel „Gute Nacht“ sagen. Und das soweit das Auge reicht.

Diese Natur will der Skoda Octavia bezwingen, von Sibiu bis ans Schwarze Meer führt unsere Route. Dafür hat sich der Mittelklässer extra seinen Abenteuer-Anzug namens Scout angezogen. Die nur als Kombi erhältliche Version setzt, sichtbar und gattungstypisch, auf etwas Offroad-Chic in Form von Plasteanbauteilen. Die allein helfen allerdings abseits der befestigten Wege – und auch auf so manchen offiziellen rumänischen Straßen – nicht viel. Hier machen sich die drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit gegenüber dem Standard-Octavia bezahlt. Auch die damit einhergehenden größeren Böschungswinkel schaden nicht, wenn man durch tiefe Schlaglöcher und vom Regen ausgespülte Pfade braust, die gleichermaßen die Feder-Dämpfer-Abstimmung und die Rückenmuskeln der Passagiere auf eine harte Probe stellen. Damit den Kombi Split, Schotter und hohes Gras nicht zu sehr am Bauch kitzeln, setzt der Octavia Scout außerdem serienmäßig auf ein Schlechtwege-Paket, das für besseren Unterbodenschutz sorgt.

Der Skoda Euro Trek führte 2016 von Sibiu ans Schwarze Meer
Der Skoda Euro Trek führte 2016 von Sibiu ans Schwarze Meer

Am meisten aber profitiert der 4,69 Meter lange Skoda vom beim Scout serienmäßigen Allradantrieb, der die Kraft des 135 kW/184 PS starken Zwei-Liter-Diesels (ab 32.950 Euro) mittels Lamellenkupplung bedarfsgerecht auf alle vier Räder verteilt. Alternativ stehen zwei schwächere Selbstzünder (81kW/110 PS und 110 kW/150 PS) sowie eine Benziner mit 132 kW/180 PS in der Scout-Variante beim Händler. Die Top-Version stellt 380 Newtonmeter bereit, die, verwaltet von einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, bei 1.750 Umdrehungen bereit stehen und dafür sorgen, dass der 1,6 Tonnen schwere Tscheche auch im unwegsamen Gelände seinen Weg geht. Ein spezieller Offroad-Modus, der die bekannten Fahrprogramm Eco, Normal und Sport ergänzt, bereitet Motor, Getriebe und vor allem die Regelsysteme auf den Ausflug ins Gelände vor.

Sein Talent unter Beweis stellen kann der Octavia Scout schon kurz hinter der Stadtgrenze Sibius. Die vor fast 900 Jahren von deutschen Siedlern gegründete Stadt ist das kulturelle Zentrum Siebenbürgens, das sich bis zu den Karpaten erstreckt und von dieser massiven Bergkette nahezu umschlossen ist. Was für die ersten Siebenbürger Sachsen ein schier unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zum Schwarzen Meer gewesen sein muss, ist für den Skoda der perfekte Abenteuerspielplatz. Zahlreiche Schotterpisten und Feldwege schlängeln sich querfeldein durch die Berge, deren über zweieinhalbtausend Meter hohe Gipfel auch im Frühjahr noch schneeweiß glitzern. Der Regen der vergangenen Tage hat sein Übriges getan, den Skoda auf die Probe zu stellen. Tiefe Pfützen und matschige Pfade meistert der Kombi aber mit Bravour und einer ordentlichen Portion Souveränität. Von der profitiert Otto-Normal-Fahrer freilich auch zuhause, sei es auf dem Weg zur Skihütte oder einfach nur auf nasser oder verschneiter Fahrbahn.

Vorbei an Schloss Bran, wo der Erzählung Bram Stockers nach Graf Dracula hausen soll, geht es über die mitunter stark ausbesserungsbedürftigen Straßen transsilvanischer Dörfer
Vorbei an Schloss Bran, wo der Erzählung Bram Stockers nach Graf Dracula hausen soll, geht es über die mitunter stark ausbesserungsbedürftigen Straßen transsilvanischer Dörfer

Vorbei an Schloss Bran, wo der Erzählung Bram Stockers nach Graf Dracula hausen soll, geht es über die mitunter stark ausbesserungsbedürftigen Straßen transsilvanischer Dörfer immer weiter in Richtung Osten. Spurhalteassistent und Abstandstempomat braucht man hier nicht – allenfalls der City-Notbremsassistent könnte helfen, wenn wieder einmal einer der unzähligen freilaufenden Hunde meint, vor’s Auto rennen zu müssen. Mit jedem Meter verschwinden die hohen Berge mehr und mehr im Rückspiegel und weichen sanften Hügeln – und einer Hängebrücke, die nur minimal breiter ist, als der Skoda. Mit reichlich Augenmaß und noch mehr Mut überwinden wir auf knarzenden Holzplanken den Abhang, um kurz drauf vorgeführt zu bekommen, wie man’s richtig macht. Egal ob mit dem alten Dacia-Pick-up oder einem der zahlreichen Pferde- und Eselfuhrwerke, die hier zum alltäglichen Straßenbild zählen: Die Einheimischen brettern über die rund 300 Meter lange Brücke, als wäre sie eine bestens ausgebaute Autobahn.

Ein paar hundert Kilometer liegen noch vor uns. Auf staubigen Pisten, die auch dem Skoda-Navigationssystem größtenteils fremd sind, geht es ans Ufer der Donau, die hier nur per Fähre zu überqueren ist. Kaum haben wir wieder festen Boden unter den Füßen, tut sich die weite Landschaft des Donaudeltas auf. Ein schier unendliches Sumpfgebiet – die größte von Schilfrohr bedeckte Fläche der Welt – und Heimat unzähliger Mücken. Die Gegend ist durchzogen von den inzwischen drei Armen des längsten europäischen Flusses: Chilia, Sulina und Sfantu Gheorghe, die sich immer weiter verzweigen und die Landschaft wie ein Netz überspannen. Wüsste man es nicht besser, könnte man sich fast in den Everglades im Süden Floridas wähnen.

Am meisten aber profitiert der 4,69 Meter lange Skoda vom beim Scout serienmäßigen Allradantrieb
Am meisten aber profitiert der 4,69 Meter lange Skoda vom beim Scout serienmäßigen Allradantrieb

Der einst so mächtige Strom hat von seinem Ursprung östlich von Donaueschingen, wo Brigach und Breg zusammenfließen, bis hier, ins weitverzweigte Donaudelta, über 2.800 Kilometer zurückgelegt hat. Und so langsam keimt ins uns die Frage auf: Warum haben wir die Donau eigentlich nicht auf ihrer gesamten Reise begleitet? Auf den langstreckentauglichen Sesseln des Skoda Octacia Scout wäre das sicher kein Problem gewesen. Und mit einem Verbrauch von nur fünf Litern Diesel je 100 Kilometer wäre uns die Reise sogar noch ausgesprochen günstig gekommen.

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts