News: Skoda Funstar – Fleißarbeit

Bereits zum zweiten Mal hat Skoda das Projekt Azubi-Car durchgeführt, das einigen Schülerinnen und Schülern der firmeneigenen Akademie die Chance gibt, ihren automobilen Traum zu verwirklichen: Nach dem auf Citigo-Basis gebauten Roadster CitiJet im vergangenen Jahr, haben die tschechischen Eleven im Mai 2015 nach neun Monaten Bauzeit einen Pickup auf Fabia-Basis fertiggestellt. Angucken konnte man die Studie erstmals beim GTI-Treffen am Wörthersee, jetzt durften wir uns hinterm Steuer vom handwerklichen Geschick der Lehrlinge überzeugen.

Diese erste Ausfahrt dürfte zugleich auch die letzte sein, denn eine Serienfertigung des Funstar getauften Ladeflächen-Fabias hat der Hersteller bereits ausgeschlossen; dabei hatten die Tschechen in den späten 90er-Jahren mit dem Felicia Fun – der den Namen der Studie inspirierte – sogar schon einmal einen Pickup im Angebot. Doch die von 21 Jungs und zwei Mädels der Skoda-Akademie in über 500 Arbeitsstunden – neben dem regulären Unterricht – gebaute Studie bleibt ein Einzelstück, das derzeit bei zahlreichen Gelegenheiten ausgestellt und später wohl seinen Platz im Museum finden wird; oder auch neben dem CitiJet, der aktuell die Eingangshalle des Schulgebäudes am Stammwerk in Mlada Boleslav ziert.

Leider ohne Straßenzulassung: Wir durften den FUNstar nur auf einer abgesperrten Strecke testen.
Leider ohne Straßenzulassung: Wir durften den FUNstar nur auf einer abgesperrten Strecke testen.

Erweisen sich andere Zukunftsvisionen bei einer Testfahrt oft als klapprige, notdürftig zusammengebastelte Kisten, präsentiert sich der Funstar während unserer kurzen Testrunde auf dem Gelände einer jetzt als leicht alternativ angehauchte Kulturstätte genutzten Industrieruine im Zentrum Prags als äußerst solide gebauter Kleinwagen. Um es mit VW-Chef Winterkorn zu sagen: „Da scheppert nichts.”

Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass viele Teile dem Serien-Fabia entnommen sind. Fahrwerk und Antriebsstrang inklusive Siebengang-DSG blieben unangetastet, nur den 1.2-TSI-Motor haben die Azubis dank Chip-Tuning von 81 kW/110 PS auf 90 kW/122 PS getrimmt. Ihr handwerkliches Geschick konnten die Lehrlinge vor allem beim Karosseriebau unter Beweis stellen: Ab der B-Säule haben sie den Fabia neu gestaltet, die hintere Sitzreihe, der Kofferraum und das Dach mussten einer mit Edelstahl ausgekleideten Ladefläche weichen. Aus der ehemaligen Hecktür wurde die Ladeklappe gedengelt und hinter den Vordersitzen verbauten sie eine dicke Glasscheibe. Die Ladefläche fällt in Anbetracht der nicht einmal 4 Meter Länge des dreitürigen Basis-Fabias nicht üppig aus, doch für den Badeausflug mit Schlauchboot und Kühlbox würden die rund 2 bis 3 Quadratmeter auf jeden Fall reichen.

Eine Serienproduktion des Pickups hat Skoda ausgeschlossen.
Eine Serienproduktion des Pickups hat Skoda ausgeschlossen.

Und im Strandbad würde der Pickup eine perfekte Figur abgeben: Wie es sich für ein Showcar gehört, flossen in das richtige Styling reichlich Hirnschmalz und Herzblut. Die Farbeimer mit dem Grau- und Weißton für die Lackierung standen im Regal bereit, das leuchtende Giftgrün aber, mit dem die Berufsschüler innen und außen Akzente gesetzt haben, wurde eigens dafür angerührt. Damit wurden auch gleich noch die 18-Zoll-Räder veredelt, die sich die Nachwuchs-Talente beim Octavia RS geliehen haben. Abgerundet wird der coole Auftritt von neu gestalteten LED-Blinkern und -Rücklichtern, einer grünen Unterboden-Beleuchtung und kleinen Projektoren in den Türen, die beim Öffnen das Skoda-Logo auf den Asphalt malen. Und natürlich darf der richtige Sound nicht fehlen: Kam im CitiJet noch eine 300-Watt-Anlage zum Einsatz, sind es im Funstar nicht weniger als 1.400 Watt, die Passagiere und Umwelt gleichermaßen beschallen – und der Subwoofer übernimmt mit dem richtigen Bass gleich noch die Massagefunktion.

Unterstützt wurden die 23 Azubis, die sich in einem umfangreichen Auswahlverfahren unter den rund 880 Schülern der Skoda-Akademie in 13 Ausbildungsgängen durchgesetzt haben, nicht nur von ihren Lehrerinnen und Lehrern, sondern auch von Skodas Produktionsvorstand Michael Oeljeklaus und Chef-Designer Jozef Kaban. Zusammen haben sie einen perfekt verarbeiteten Pickup auf die Räder gestellt, auf den sie zu Recht stolz sind; selbst der ob seines Perfektions-Strebens oft Fugen-Ferdl genannte Ex-Aufsichtsratsvorsitzende Piëch hätte seine wahre Freude an der präzisen Handarbeit.

Insgesamt haben 23 Auszubildende über 500 Stunden an dem Funstar gearbeitet.
Insgesamt haben 23 Auszubildende über 500 Stunden an dem Funstar gearbeitet.

Nach CitiJet und Funstar will Skoda das Projekt Azubi-Car auf jeden Fall in den kommenden Jahren weiterführen. Ideen sind schließlich genug da: Mehr als 80 Zeichnungen haben die Auszubildenden in der ersten Runde eingereicht, von Offroad-Modellen über Rallye-Fahrzeuge bis hin zum Superb-Lowrider. Man darf also gespannt sein, was die Lehrlinge im nächsten Jahr präsentieren werden.

Autor: Michael Gebhardt/SP-X

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