Skoda Azubi Car Atero – Schnittiges Lehrstück

Zum dritten Mal hat Skoda seinen Azubis freie Hand gelassen und den jungen Nachwuchs-Ingenieuren, -Designern und -Entwickler die Chance gegeben, ihr Wunschfahrzeug auf die Räder zu stellen. Nach einer Cabrio-Variante des Citigo vor zwei Jahren und einem Pick-up auf Fabia-Basis 2015 hat sich der diesjährige Jahrgang für eine elegante Coupé-Version des sonst eher schlichten Rapid Spacebacks entschieden – und setzt damit auf Tradition: Schon 1985 gab es einmal ein Rapid Coupé.

Für das Azubi-Car III haben die Lehrlinge die B-Säulen des 4,30 Meter langen Rapids um zehn Zentimeter nach hinten versetzt und die Vordertüren entsprechend in die Länge gestreckt; die hinteren haben sie komplett verbannt
Für das Azubi-Car III haben die Lehrlinge die B-Säulen des 4,30 Meter langen Rapids um zehn Zentimeter nach hinten versetzt und die Vordertüren entsprechend in die Länge gestreckt; die hinteren haben sie komplett verbannt

Fast 900 Lehrlinge lernen in der 1927 gegründeten Ausbildungsstätte derzeit alles über den Automobilbau. Das Projektteam, das den Atero getauften Zweitürer verantwortet, besteht aus 26 Azubis, darunter vier Frauen. Damit liegt die Frauenquote zwar immer noch niedrig, aber höher als in den vergangenen Jahren. Unterstützung erfahren die jungen Talente, die sich Ende des vergangenen Jahres in einem Auswahl-Wettbewerb mit insgesamt 93 Teilnehmern durchgesetzt hatten, von Experten aus den Abteilungen Technische Entwicklung, Design und Produktion. Freigestellt werden sie für ihre Arbeit am Azubi-Auto allerdings nicht, sie „muss mit den schulischen Pflichten in Einklang gebracht werden“, betont Teamleiter Zdenek Stanke.

Dafür gibt es aber Anerkennung von ganz oben: Der Skoda-Vorsitzende Bernhard Maier, Produktionsvorstand Oeljeklaus und Personalchef Wojnar ließen sich den Atero persönlich vorführen und lobten ihn als „ein außergewöhnliches Auto“, das zeige, wie groß das technische und handwerkliche Know-how der Azubis sei.
Für das Azubi-Car III haben die Lehrlinge die B-Säulen des 4,30 Meter langen Rapids um zehn Zentimeter nach hinten versetzt und die Vordertüren entsprechend in die Länge gestreckt; die hinteren haben sie komplett verbannt. Dazu kam ein großes Glasdach, das sich über den Köpfen der Fondpassagiere erstreckt und deutlich flacher als sonst verläuft. Alle Scheiben des Ateros sind allerdings aus Plexiglas, entsprechend dimensionierte Glasfenster gab das Skoda-Regal nicht her. Der Nachtteil: Die Fensterheber funktionieren nicht.

Neu sind unter anderem rote LED-Akzente in den Scheinwerfern und ebenfalls rotbeleuchtete Lufteinlässe auf der Motorhaube
Neu sind unter anderem rote LED-Akzente in den Scheinwerfern und ebenfalls rotbeleuchtete Lufteinlässe auf der Motorhaube

Neu sind außerdem die Auspuffanlage (sie stammt aus dem Octavia RS), die Heckschürze und die Kofferraumklappe, rote LED-Akzente in den Scheinwerfern und ebenfalls rotbeleuchtete Lufteinlässe auf der Motorhaube. Und auch innen geht es mit rot-schwarzen Sitzbezügen und Dekorelementen sportlich zu. Allesamt Details, in denen rund 1.700 Stunden Arbeit stecken – und die dem Coupé durchaus einen Hauch Tuningcharme verleihen.

Die Qualität allerdings ist fast auf Serienniveau. Zwar würde der ehemalige Konzernlenker Ferdinand Piëch sicher hier und da ein Spaltmaß bemängeln, doch haben sich die Azubis ordentlich ins Zeug gelegt. Das merkt man auch beim Fahren: Wer eine klapprige, auf die Schnelle zusammengezimmerte Karosserie erwartet, wird angenehm überrascht. Der Atero präsentiert sich genauso solide wie jeder Serien-Rapid und rollt mit seinen 18-Zöllern zitterfrei über die Straße; auch etwas flottere Kurven machen dem Tschechen nichts aus.

Zum dritten Mal hat Skoda seinen Azubis freie Hand gelassen und den jungen Nachwuchs-Ingenieuren, -Designern und -Entwickler die Chance gegeben, ihr Wunschfahrzeug auf die Räder zu stellen, herausgekommen ist der Atero
Zum dritten Mal hat Skoda seinen Azubis freie Hand gelassen und den jungen Nachwuchs-Ingenieuren, -Designern und -Entwickler die Chance gegeben, ihr Wunschfahrzeug auf die Räder zu stellen, herausgekommen ist der Atero

Wie in jedem Coupé sitzt man allerdings auch im Atero nur in der ersten Reihe gut. Zwar haben die Azubis umklappbare Sitze eingebaut – die braucht der sonst viertürige Rapid ja nicht –, doch ist der Zugang zur Rückbank schon recht schwierig. Und auch auf das Gepäck hat der Nachwuchs weniger geachtet. Der sonst 415 Liter große Kofferraum des Rapids musste einen Großteil seines Platzes einer Soundanlage überlassen, die jedem Heimkino Genüge tun würde. 14 Lautsprecher mit einer Gesamtleistung von 1.800 Watt sorgen für den richtigen Klang. Und übertönen auf Wunsch auch die Abgasanlage, die nach dem Willen des Nachwuchses deutlich lauter wurde als in der Serie. Der 1,4 Liter große TSI-Motor mit 92 kW/125 PS und Doppelkupplungsgetriebe dagegen blieb ebenso unberührt wie das Fahrwerk.

Gegenüber seinen Vorgänger, dem Cabrio und dem Pick-up, hat das Coupé die größte Ähnlichkeit mit einem Serienfahrzeug – und würde die Produktpalette der Tschechen auf jeden Fall bereichern. Dass der kompakte Rapid aber bald als schnittiger Zweitürer in den Schauräumen der Händler steht, bleibt aber eher ein Wunschtraum. Zwar will Skoda offiziell damit auch die Reaktion der Kunden testen, doch wird er wohl wie CitiJet und Funstar nach einigen öffentlichen Auftritten im Foyer der Skoda-Akademie enden. Dort dient dann immerhin als Motivation zukünftiger Jahrgänge, denn am Projekt Azubi Car will Skoda weiterhin festhalten. Und wenn die Modellauswahl logisch weiter geführt wird, dürfen wir 2017 mit einem umgebauten Octavia rechnen.

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