Panorama: Auf Testfahrt mit dem Smart Forease

Man wird ja wohl noch träumen dürfen

Es gibt Cabrios, bei denen wird´s einem so warm ums Herz, dass die Temperaturen egal sind. Selbst wenn der Wind noch so ungehindert ums Haupt streicht. Dass im neuen Smart Forease niemand frieren muss, hat aber noch einen anderen Grund.

Es hat gerade einmal vier Grad, der Himmel ist grau und von Wolken verhangen und jeden Moment fängt es an zu regnen. Es gibt beileibe besseres Wetter für eine Cabrio-Tour als an diesem November-Nachmittag. Doch was die Natur nicht hin bekommt, das muss eben die Phantasie richten. Man wird ja schließlich wohl noch träumen dürfen. Und in kaum einem Auto fällt einem das so leicht wie im Smart Forease, der acht Wochen nach der Premiere auf dem Pariser Salon jetzt zur Jungfernfahrt bereitsteht.

Panorama: Auf Testfahrt mit dem Smart Forease
Auf Testfahrt mit dem Smart Forease

Dass einem dabei gleich warm ums Herz wird, mag auch am Beschützerinstinkt liegen, der mit dem winzigen Format einhergeht – selbst wenn der Smart mit seinen neuen, ungewöhnlich stechenden LED-Scheinwerfern und den breiten Backen längst nicht mehr das Kindchenschema bedient, das den ersten Generationen noch zu eigen war. Niedlich jedenfalls ist der Forease ganz bestimmt nicht.

Die innere Wärme liegt deshalb vor allem an den seligen Erinnerungen, die der offene Zweisitzer heraufbeschwört. Denn im Grunde ist der Forease eine moderne Hommage an den seligen Smart Crossblade, mit dem die Schwaben vor über zehn Jahren einigen offenen Sportwagen die Schau gestohlen haben.

Panorama: Auf Testfahrt mit dem Smart Forease

Genau wie damals haben die Designer auch diesmal so ziemlich alles weggelassen, was Wind und Wetter abhält und die sinnlichen Reize mildern könnte: Es gibt weder ein Dach noch Seitenscheiben und selbst die Frontscheibe schrumpft zu einem besseren Windabweiser. Der ist allerdings so geformt, dass einem nicht nur der Wind durch die Locken rauscht, sondern auch jede Fliege ins Gesicht klatscht. Auch wenn es schwerfällt, das Grinsen einzudämmen, hält man den Mund deshalb besser geschlossen.

Panorama: Auf Testfahrt mit dem Smart Forease
Der Forease macht Spaß

Kurz danach hören die Parallelen mit dem Crossblade allerdings auch schon wieder auf. Denn wo damals im Heck noch ein Dreizylinder gepöttert hat, surrt der Forease elektrisch durch den Dschungel der Großstadt – schließlich steckt unter der handgemachten Showcar-Karosserie die Technik des konventionellen Smart EQ.

81 PS und 160 Nm – für ein normales Cabrio mag das ein bisschen wenig sein. Genau wie die 130 km/h Höchstgeschwindigkeit. Und mit 17,6 kWh Akkukapazität und 160 Kilometern Reichweite kommt man buchstäblich nicht weit. Doch erstens ist der kleine Stromer zumindest beim Ampelspurt ein Champion und hat im Stadtverkehr mehr als genug Gelegenheiten, das unter Beweis zu stellen. Und zweitens verschiebt sich im Foresase die Wahrnehmung: Wenn man quasi nackt im Wind sitzt, dann will man gar nicht unbedingt schneller fahren. Und Herzenswärme hin, sonniges Gemüt her – zumindest an einem nebengrauen Novembernachmittag ist man ganz froh, wenn nach einer Stunde der Akku leer ist und man sich während des Aufladens auch ein bisschen aufwärmen kann.

Panorama: Auf Testfahrt mit dem Smart Forease

Außerdem: Was dem Forease an Dynamik und Reichweite fehlen mag, das macht er mit Frischluft und Fahrspaß im Stadtgewühl wieder wett. Und mit der Nähe zu seiner Umwelt, die er einem vermittelt. Mittendrin statt nur dabei, lautet deshalb das Motto und nicht einmal das Knattern des Dreizylinders stört diesmal die allfällige Reizüberflutung. Genauso wenig wie der Geruch nach verbranntem Benzin natürlich.

Viel mehr noch als im normalen Cabrio, das im Grunde ja doch nur ein Smart mit großem Schiebedach ist, hat man im Getümmel der Großstadt das Gefühl, man sei jetzt noch näher dran. Erst recht in engen Altstadtgässchen. Und wer mit tiefem Schwerpunkt und flottem Ampelsprint durch den dichten Verkehr surft, fühlt sich mehr denn je an einen Autoscooter auf dem Rummelplatz erinnert. Nur, dass im Smart nicht alle paar Minuten ein neuer Chip eingeworfen werden muss.

So ähnlich der Forease dem Crossblade von einst in Design und Charakter ist, gibt es allerdings neben dem Elektroantrieb noch einen weiteren entscheidenden Unterschied: Während vom einen immerhin 2.000 Exemplare gebaut wurden, ist der andere bislang ein Einzelstück und eine Kleinserie wie damals ist kein Thema. Noch nicht. Denn der nächste Sommer kommt. Und man wird ja wohl noch träumen dürfen.

 

 

 

 

 

 

Autor: Benjamin Bessinger/SP-X

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