Soulmate: Behind the scenes eines CES-Stars

Als ich am 10. Dezember 2015 den „Soulmate“ zum ersten Mal sehe, wuseln die Verantwortlichen mit dunklen Augenringen um das Fahrzeug herum. Der Termin zum Transport ist nicht zu verschieben, der „Soulmate“ muss pünktlich in Las Vegas eintreffen. Er wird der Star auf dem Stand von BOSCH sein.

Der Blick in die Zukunft, mit EDAG und dem Soulmate

Wie werden wir in der Zukunft Auto fahren? Werden wir überhaupt selbst fahren? Und wenn uns das Auto fährt, womit beschäftigen wir uns dann in der Zwischenzeit? Autonomes Parken? Die Vernetzung des Automobils mit zuhause und unseren smarten Geräten. Das Auto wird auch in 100 Jahren noch ein elementarer Baustein in der Frage der persönlichen Mobilität sein. Umso wichtiger, die richtigen Weichen für die Entwicklung im, am, und um das Fahrzeug herum zu stellen.

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Fortschritt, made in Wiesbaden

Wer einen Blick über den Rand der Hochglanz-Prospekte der Automobil-Hersteller in Richtung Zukunft werfen will, der muss die Augen auf die Zulieferer-Industrie richten. Dort wird entwickelt, was in 10 Jahren im Auto zum Alltag gehört. Die  EDAG Engineering GmbH ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz im hessischen Wiesbaden und hat zusammen mit dem Partner BOSCH eine Vision für das Auto von morgen verwirklicht. Der von EDAG auf den Namen „Soulmate“ getaufte zweisitzige Roadster erlebt seine Premiere auf der CES 2016 in Las Vegas.

CES 2016017 EDAG Bosch Habby Soulmate

Premiere in der Wüste

Knapp einen Monat vor der offiziellen Premiere erlebe ich die letzten Arbeitsschritte am „Soulmate“ im EDAG-Werk in Fulda. Codegesicherte Türen, verdunkelte Fenster und am Eingang eine Kontrolle auf Digital-Kameras und Smartphones. Was hier entwickelt wird, ist oftmals noch streng geheim. Erst wenn die Benz, BMW und Volkswagen dieser Welt die Ideen in das Serienfahrzeug übernehmen, dürfen diese auch zum Thema gemacht werden. Zuvor? Pssst! Top Secret!

Der Soulmate basiert auf dem Cocoon von EDAG. Die Aufgabe des Cocoon war es noch, die Aufmerksamkeit auf den Leichtbau zu werfen. Mit dem Blickpunkt auf die Verwirklichung von „bionicle“ Design und 3D-Druck hat der Partner BOSCH diesen Zweisitzer nun mit neuem Leben gefüllt.

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Premiere vor der Premiere

Wenige Wochen, bevor der Soulmate in der Wüste Nevadas, zwischen Slot-Maschinen und Starbucks-Kaffee auf der Consumer Electronics Show 2016 zur Hauptattraktion auf dem BOSCH-Stand wird, öffnet sich für mich die mit Codekarten gesicherte Tür. Ein erster Blick auf die Ideen von BOSCH und EDAG. Zwei Globalplayer in der Automotive-Industrie. Wer hier ein Detail verpasst, der wird in 10 Jahren eine Überraschung aus den Prospekten der OEMs erleben. Also aufgepasst. Zusammen mit dem Projektleiter Dr. Cordes nähere ich mich dem von EDAG auf den Namen Soulmate getauften Showcar. Nur nichts kaputt machen, ermahne ich mich still im Hinterkopf. Offene Kabel, gerade wird eines der gebogenen, hochauflösenden Displays ausgewechselt. Man spürt die Anspannung.

CES 2016001 EDAG Bosch Habby Soulmate

Platz nehmen in der Zukunft

BOSCH hat sich für das Konzeptfahrzeug 11 „Szenarien“ vorgestellt, wie in der Zukunft das Automobil zum „besten Freund“, zum „Soulmate“ wird. Die 11 Ideen sind ein Teil dessen, was in der Zukunft auf uns zukommen wird und nicht zufällig auch Arbeitsbereiche des gesamten BOSCH-Konzerns und nicht nur deren Automotive-Sparte. Drei Ideen haben mich besonders begeistert:

Das Auto als Telefonzelle

Das ist ja wirklich nichts Neues, denken Sie sich. Aber wie wäre es, wenn Ihre Türklingel sie anruft, weil gerade der Paketbote vor der Tür steht? Ein Fingerzeig und zack, Sie haben das Bild von Ihrer Haustür auf einem der großen Displays. Sie können jetzt mit dem Paketboten sprechen und ihm ggfs. die Zwischentür öffnen. Es wäre das Ende von diesen sinnlosen Benachrichtigungszetteln im Briefkasten, auf denen dann so etwas Kluges steht wie: Wir kommen morgen wieder, zur gleichen Zeit. Also dann, wenn Sie wieder im Büro sind. Die Vernetzung von Smartphones, vom smarten Home mit dem smarten Auto. Konvergenz als Keyword für diese Entwicklung.

CES 2016 002 EDAG Bosch Soulmate

Haptische Displays

Eine Neuheit, für die man bei BOSCH bereits einen Award bekommen hat, sind die haptischen Feedback-Displays. Der CES-Besucher konnte sich an Demogeräten einen ersten Eindruck verschaffen. Das Feedback ist anders als bislang gewohnt, es vermittelt den Eindruck einer Textur, einer Fläche und kann damit mehr als nur „gedrückt“ oder „nicht gedrückt“ als Feedback zurückgeben! Spannend! 

Autonomes fahren

Natürlich ist das autonome Fahren ein Teil der „Soulmate“ Vision. Die Idee von BOSCH zeigt die Idee vom „selbst parkenden“ Auto. Oder einem Auto, das alleine die Werkstatt anfährt, um die notwendigen Service-Arbeiten durchführen zu lassen.

Die Premiere in Las Vegas

Bis es jedoch soweit war, haben bei EDAG rund 35 Mitarbeiter an dem Projekt gearbeitet. Es wurde die Idee des „Cocoon“ weiter entwickelt, Jack Wolfskin hat wieder einmal die „Außenhaut“ des „Soulmate“ geliefert. Und auch die anderen Partner am Projekt haben sich reingekniet. Die Anspannung war an diesem Vormittag in Fulda zum Greifen.

Es sind diese Momente im Leben des Auto-Bloggers, in denen man das Gefühl bekommt, jetzt siehst Du, wie die Zukunft entsteht. Nicht in den glänzenden Ausstellungshallen der Automobil-Hersteller, nein. Die Zukunft beginnt wesentlich früher. In abgedunkelten Räumen von Technologie-Unternehmen wie Bosch oder EDAG und es sind Menschen mit Augenringen, die 20 Stunden am Tag schuften, Lötstellen selbst setzen, Prototypen entwickeln und die Welt von morgen mitgestalten.

 

 

 

 

 

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