Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, wie Mobilität von morgen aussehen könnte, sollte, wenn es ihm denn möglich ist, einen Blick auf die Studien werfen, die man auf dem Genfer Autosalon (9. bis 19. März) auch dieses Jahr wieder betrachten kann.
Dass Elektroantriebe ganz groß im Kommen sind, davon muss man wohl auch den größten Skeptiker nicht mehr überzeugen. Selbst die Edelmarken, deren Produkte wohl als letzte Bastionen für klassische Verbrenner gehandelt werden, denken massiv um. So weist die Modellbezeichnung der Studie Bentley EXP12 Speed 6e keineswegs auf die Zylinderzahl hin – denn der Brite rollt rein elektrisch an. Und während sich Bentley über die Motorleistung ausschweigt, soll es aber beim Laden eine hohe Performance geben. So soll man das luxuriöse Cabrio induktiv und vor allem schnell laden können. Die Reichweite soll 500 Kilometer betragen. Dagegen sind Botschaften, dass der Engländer auch über einen hochauflösenden OLED-Screen verfüge, quasi kalter Kaffee.
Hyundai dagegen möchte dezent-futuristisch darauf hinweisen, dass es ja auch noch den Wasserstoff-Antrieb gibt. Das FE Fuel Cell Concept ist eine Studie mit überspitzem Design, vielen LED-Spielereien und einem Cockpit, das seiner Zeit zwar ein bisschen voraus zu sein scheint, aber durchaus seriennah ist. Die Koreaner versprechen eine Reichweite von 800 Kilometern.
Mercedes setzt mit dem viertürigen AMG GT Concept auf einen feinen Mix: klassischer Vierliter-V8 kombiniert mit einem starken Stromer. Und auch wenn es noch keine Leistungswerte gibt – aus dem Stand auf Landstraßentempo binnen weniger als drei Sekunden dürften reichen, um den Fans das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen. In Sachen Design orientiert sich der Allrad-Supersportler am aktuellen AMG GT, wenngleich ihm diverse Licht-Spielereien noch etwas zusätzliches Futuristisches verleihen.
Apropos Futurismus. Der Peugeot Instinct wirkt nicht gerade so, als würde er in zwei Jahren in Serie gehen, abgesehen von seinem 300-PS-Hybridantrieb. Die Franzosen wollen mit der spacigen Studie demonstrieren, wie vernetzt das Auto in Zukunft sein könnte. Der Instinct nutzt eine Cloud, um alle möglichen Datenquellen zu vereinen. Welche eigentlich genau, man weiß es nicht. Jedenfalls kann sich der Instinct auch mit dem Heim vernetzten und bietet einen hohen Grad an Fahrautomation. Im Gegensatz zum Volkswagen Sedric kann Franzose wahlweise aber noch vom Fahrer gesteuert werden – der ungewöhnlich-futuristisch gestylte Wolfsburger verfügt nämlich weder über Lenkrad noch Pedale.
Dagegen ist der Tamo Racemo (Tamo ist eine Submarke des indischen Herstellers Tata) so richtig cool. Insbesondere aus europäischer Perspektive, da man Tata vor allem als Jaguar-Eigner, nicht aber als wirklich tollen Autohersteller wahrnimmt. Das Tamo Concept wirkt knackig und sportlich, wird angetrieben von einem Mittelmotor mit 1,2 Litern Hubraum und rund 190 PS. Sein Innenraum verströmt Sportwagen-Gefühl, und es dominieren zwar Kunststoffe, die kommen aber eher hip als billig rüber. Der Startknopf auf dem abgeflachten Lenkrad erinnert an Motorsport, während die Wildleder-Beläge auf dem Armaturenbrett dem Racemo sogar etwas Noblesse verleihen. (Patrick Broich/SP-X)